Nora Roberts
Schritte auf der Treppe hörte.
Vielleicht saß bei diesem Slade ja eine Schraube locker, überlegte David und
starrte den leeren Sessel an. Man unterhält sich ganz normal mit jemandem, und
plötzlich ...
»Sorgen Sie
dafür, dass Jessica sich nicht vom Fleck rührt«, wies Slade ihn an, als er
wieder nach unten kam. Seine Pistole hatte er schon unter seiner Jacke
verstaut.
»Vom Fleck
rührt?«
»Lassen Sie
niemanden ins Haus.« Slade machte eine Pause, um David einen langen,
eindringlichen Blick zuzuwerfen. »Keiner kommt hier rein, verstanden?«
Etwas in
Slades Blick ließ David andächtig nicken und auf jede weitere Frage verzichten.
Slade
schnappte sich eine Papierserviette und kritzelte rasch eine Zahlenreihe
darauf. »Wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin, rufen Sie diese Nummer an.
Erzählen Sie dem Mann, der das Gespräch entgegennimmt, diese Geschichte mit
diesem Schrank. Er wird im Bilde sein.«
»Dem
Schrank?«, wiederholte David und starrte verständnislos auf die Serviette, die
David ihm in die Hand drückte. »Ich bin aber nicht im Bilde.«
»Das ist
auch nicht nötig. Tun Sie einfach, was ich Ihnen aufgetragen habe.« Damit ließ
Slade ihn stehen und verschwand durch die hintere Küchentür.
»Ja, klar«,
brummelte David. »Warum sollte mich auch jemand ins Bild setzen?« Ein Irrer,
entschied er und stopfte die Serviette in die Hosentasche. Vielleicht müssen
Schriftsteller ja irgendwo einen kleinen Knall haben. Und Jessica suchte sich
auch immer mit sicherem Blick solche Typen aus. Er warf einen Blick auf die Uhr
und beschloss, nach ihr zu sehen. Verrückt oder nicht, jedenfalls hatte dieser
Slade ihn ganz schön verunsichert. Als David gerade durch die Halle nach oben
gehen wollte, ging die Salontür auf.
»David!«
Jessica rannte auf ihn zu und stürzte sich in seine Arme.
»Hey, na so
was!« Er machte sich mit einiger Anstrengung aus ihrer Umarmung frei und nahm
sie bei den Schultern. »Geht hier neuerdings eine Art von Grippe um, die einem
aufs Gehirn schlägt?«
»Ich liebe
dich, David.« Den Tränen nahe, legte ihm Jessica beide Hände ums Gesicht.
David wurde
rot und verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. »Ja, ich liebe dich auch.
Und wegen heute Morgen, das tut mir Leid ...«
»Darüber
sprechen wir später. Es gibt eine Menge, worüber ich mit dir reden möchte,
aber zuerst muss ich Slade sehen.«
»Er ist
weggegangen.«
»Weg?« Ihre
Finger gruben sich in seine dünnen Oberarme. »Wohin?«
»Keine
Ahnung«, erwiderte er und musterte sie eindringlich.
»Jessie, du bist wirklich krank. Komm, ich bring dich rauf in dein Zimmer.«
»Nein,
David, es ist wichtig.« Ihre Stimme änderte sich abrupt, nahm diesen strengen
Tonfall an, auf den er immer prompt reagierte. »Du musst doch irgendeine Ahnung
haben, wo er hingegangen ist.«
»Habe ich
aber nicht«, gab er ein wenig beleidigt zurück. »Wir saßen hier und haben uns unterhalten,
und plötzlich ist er aufgesprungen und weg war er.«
»Worüber?«
wollte sie wissen und schüttelte ihn kurz vor lauter Ungeduld. »Worüber habt
ihr gesprochen?«
»Ach über
dieses und jenes. Ich habe erwähnt, dass Michael mal wieder so schlecht gelaunt
ist – wie letztes Jahr, als diese Verwechslung mit dem Chippendale-Schrank
passierte.«
»Der
Chippendale ...« Jessica presste die Hände gegen die Wangen. Oh, Gott, klar,
natürlich!
»Bevor er
ging, hat Slade mir noch ans Herz gelegt, niemanden ins Haus zu lassen und
eine bestimmte Nummer anzurufen, falls er binnen einer Stunde nicht zurück
sei. Heh, wo willst du hin?«
Jessica
hatte ihre Handtasche vom Treppenpfosten genommen und kramte darin herum. »Er
ist in den Laden gefahren. In den Laden, und es ist gleich zehn Uhr! Wo sind
meine Schlüssel! Schnell, ruf an – ruf im Laden an und schau, ob er abhebt.« In
ihrer Hektik drehte Jessica ihre Handtasche um und schüttete den Inhalt auf den
Boden. »Ruf an!« drängte sie David, als dieser sie nur mit großen Augen
anglotzte.
»Okay,
immer mit der Ruhe.«
Während
Jessica auf dem Fußboden kniete und zwischen Schminkutensilien und
Taschentüchern nach ihrem Schlüssel suchte, rief David im Laden an. »Ich kann
sie nicht finden. Ich kann – verdammt, sie sind in meiner Manteltasche!« fiel
ihr plötzlich ein. Sie rannte zum Garderobenschrank.
»Da nimmt
niemand ab«, erklärte David. »Wahrscheinlich ist er noch gar nicht dort, falls
er überhaupt in den Laden wollte. Was auch unsinnig wäre, denn er ist
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