Nora Roberts
Glo
Harrow.« Das war der Mädchenname ihrer Mutter. »Die Welt ist doch verdammt
klein, was? Als ich das letzte Mal mit Kath sprach, hat sie, soweit ich mich erinnere,
Ihre Verlobung erwähnt. Sie war ganz aus dem Häuschen deswegen. Das hat wohl
nicht funktioniert?«
»Nein, hat
es nicht.«
»Ach,
nehmen Sie's nicht so tragisch – mit den Männern ist es wie mit den Bussen: Es
kommt immer wieder einer vorbei. Meine Mutter ist übrigens mit Ihrem Großvater
befreundet.« Und das stimmte in gewisser Weise sogar, auch wenn das Wort
»bekannt« zutreffender gewesen wäre. »Der Senator ist ja nicht unterzukriegen.
Schon fast eine Institution.«
»Er ist ein
erstaunlicher Mann.« Dru sprach nun merklich kühler.
»Man muss
ihn einfach bewundern. Ein Mann in seinem Alter und noch so aktiv. Wo er doch
bei dem Familienvermögen, das er geerbt hat, nicht einen einzigen Tag in
seinem Leben hätte arbeiten müssen, viel weniger noch sich der Politik
verschreiben. Da geht es knallhart zu. Das wäre selbst für einen jungen Mann
nicht einfach, wenn man bedenkt, wie einen die Leute heutzutage mit Schmutz
bewerfen.«
»Das war
immer schon so. Meine Familie hat übrigens nie die Ansicht vertreten, dass Geld
einen dazu berechtigt, andere Menschen die Arbeit machen zu lassen.«
»Eine
bewundernswerte Einstellung, wie ich schon sagte.«
Als ein
Mann das Geschäft betrat, schluckte Dru ihre wachsende Verärgerung hinunter und
wandte sich ihm zu. »Guten Morgen.«
»Oh,
beraten Sie die Dame nur weiter. Ich habe es nicht eilig.«
»Würden Sie
sich gern noch etwas umsehen, Ms Harrow?«
»Nein.«
Gloria hatte genug erfahren. »Ich werde ein Dutzend von diesen ... Wie hießen
noch mal die Blumen, die im Angebot waren?«
»Nelken.«
Dru deutete auf eine Vase, in der sie Muster in allen Farben arrangiert hatte.
»Hätten Sie gern eine bestimmte Farbe oder Kombination?«
»Nein,
nein, mischen Sie sie einfach.«
Gloria las
das Schild unter der Vase und kam zu dem Schluss, dass es ein günstiger Preis
für einen Blick aus nächster Nähe gewesen war. Sie legte das Geld auf den
Ladentisch.
Nun, da der
Kontakt geknüpft war, wollte sie so schnell wie möglich verschwinden. Es gefiel
ihr ganz und gar nicht, wie der Kerl, der gerade hereingekommen war, sie ansah
und gleichzeitig so tat, als beobachte er sie nicht.
»Ich hoffe,
Sie haben Ihre Freude daran.«
»Die habe
ich bestimmt. Grüßen Sie Ihre Mutter von mir, wenn Sie sie sprechen«, fügte
Gloria im Hinausgehen hinzu.
»Oh ja, das
werde ich.« Dru wandte sich dem neuen Kunden zu. Das ungute Gefühl, das in
ihrem Inneren zu brodeln begonnen hatte, stand ihr offenbar ins Gesicht geschrieben.
»Komme ich
vielleicht gerade ungelegen?«
»Aber nein,
natürlich nicht.« Sie riss sich zusammen. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Zuerst
darf ich mich einmal vorstellen: Ich bin Will, Will McLean.« Er hielt ihr seine
Hand hin.
»Oh, Sie
sind Aubreys Freund.« Ausgesprochen niedlich, hatte Aubrey gesagt. Und das ist
er auch, dachte Dru und schüttelte seine Hand. »Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
»Mich auch.
Ich habe gerade meinen Dienst beendet und dachte, ich schaue einmal bei Aubrey
vorbei – viel leicht erwische ich Seth ja auch noch –, bevor ich nach Hause
gehe und mich ein paar Stunden aufs Ohr lege. Diese Blumen, die Seth meinem
Mädchen vor ein paar Wochen mitgebracht hat, sind wirklich gut angekommen. Und
ich darf doch nicht zulassen, dass er mich übertrumpft. Haben Sie nicht
irgendetwas da, das sie umhauen wird? Eine kleine Wiedergutmachung dafür, dass
ich den größten Teil der Woche Doppelschichten schiebe?«
»Wie groß
ist denn Ihr Budget?«
»Habe
gerade mein Gehalt bekommen.« Will klopfte sich auf seine Gesäßtasche. »Kein
Limit.«
»In dem
Fall warten Sie hier.« Dru dachte einen Moment lang nach. Sie durfte nicht
zulassen, dass ihr das seltsame Auftreten dieser Frau ihr Vorhaben
durchkreuzte. »Nein, kommen Sie doch einfach mit nach hinten. Ich mache die
Blumen fertig, und Sie können sich in der Zwischenzeit hinsetzen und ein paar
Minuten die Füße hochlegen.«
»Sehe ich
denn so schlimm aus?«
»Ein wenig
erschöpft.« Sie bedeutete ihm, ihr nach hinten zu folgen. »Nur zu, setzen Sie
sich«, forderte sie ihn auf und ging zu einer Kühlvitrine hinüber. »Heute
Morgen frisch eingetroffen«, sagte sie, während sie eine einzige, langstielige
Rose in Bonbonrosa herausnahm. »Ein Dutzend von denen wird Aubrey
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