Nora Roberts
Teil der Leinwand noch
unbemalt war, und auch von Dru war bisher nur der Körper zu sehen. Ihre langen
Glieder waren mit Rosenblättern geschmückt. Die Pose mit dem Arm über den
Brüsten wirkte nicht züchtig, sondern eher einladend und wissend.
Er hatte
erst einen Bruchteil des Bildes erschaffen, doch es wirkte jetzt bereits
brillant. Dru war von dem wunderschönen Spiel von Licht und Schatten
begeistert.
Jetzt sah
man auch, dass das Bett mit seinem schlichten Kopfteil aus Eisenstäben eine
gute Wahl gewesen war. Der zarte Farbton des Lakens ließ ihre Haut warm
erscheinen und schuf einen Kontrast zu den kraftvollen Strichen.
»Es ist
wunderschön«, flüsterte Dru.
»Das wird
es einmal sein«, antwortete er. »Das hier ist erst ein guter Anfang.«
»Du
wusstest, dass ich dich nicht mehr aufhalten würde, sobald ich gesehen hätte,
wie du mich siehst.«
»Wenn du
dir das Bild angeschaut und nicht gesehen hättest, was ich dich sehen lassen
wollte, dann hätte ich versagt, Drusilla.«
Sie
musterte ihn eingehend. Ihr Pulsschlag erhöhte sich, als sie erneut jene
Intensität, jene Konzentration und Entschlossenheit auf seinem Gesicht
erblickte, jenes Verlangen, das ihn scheinbar vibrieren ließ, wenn er
arbeitete.
Nur, dass
es dieses Mal ihr galt.
»Ich habe
noch niemals ein solches Verlangen nach einem Mann verspürt«, brachte sie
hervor. »Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet.«
Er zog sie
wortlos an sich und presste seine Lippen auf ihren Mund.
Während er
sie zum Bett zog, begann er ihr bereits den Morgenmantel herunterzuzerren.
Einerseits
war sie über diese Behandlung schockiert – andererseits musste sie zugeben,
dass sie innerlich triumphierte. Sie riss an Seths Hemd, während sie auf das
mit Blütenblättern übersäte Bett stürzten.
»Berühre
mich, oh, bitte, berühre mich.« Sie krallte sich an ihn. »So, wie ich es mir
vorstelle, während du mich malst.«
Seine Hände
streiften grob und voller Verlangen über ihren Körper hinweg, heizten die
Flammen an, die in der Zeit, als er sie gemalt hatte, vor sich hingezüngelt
hatten.
Ihr Mund
stritt mit dem seinen in einem verzweifelten Kampf, bei dem jeder dem anderen
mehr zu geben versuchte als er erhielt.
Er verlor
sich in ihr, gefangen in dem Irrgarten der Emotionen, den sie in ihm geschaffen
hatte, tauchte ein in die Flut der Empfindungen, die jede Zärtlichkeit, jedes
Wort hervorrief.
Und als er
sie ganz nah an sich heranzog und sie an sich presste, spürte er, dass
plötzlich eine Veränderung in ihm vorging. Es war, als bahne sich eine Welle
der Zärtlichkeit ihren Weg durch die Begierde. Sie überschwemmte sie beide, und
Dru schmiegte sich an Seth.
Dann trafen
sich ihre Lippen erneut zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Hände
strichen zart über Haut hinweg. Die Luft trug den Duft der Rosen, den Geruch
der Farbe und des Terpentins in sich, und vom Fenster her wehte eine leichte
Brise herein.
Dru setzte
sich auf Seth und blickte auf sein Gesicht hinunter, das sie so liebevoll
ansah.
Ihre Kehle
schmerzte, und ihr Herz wollte schier zerspringen. Sie war auf eine Weise
bewegt, wie sie es niemals zuvor erlebt hatte, und als sie ihren Mund auf den
seinen senkte, spürte sie, dass dies mehr war als Lust, mehr als Verlangen und
Bedürfnis.
Dru wollte
sich von diesem wunderbaren Gefühl verzehren lassen. Und sie nahm ihn in sich
auf und gab sich ihm hin.
Langsam und
zärtlich, intensiv und entschlossen bewegten sie sich zusammen. Erzitterten,
als sie sich dem Höhepunkt näherten. Seufzten, als sie zerflossen. Es kam ihr
so vor, als würden sich Farben in ihr ausbreiten – die kräftigen Töne, die er
in seinem Gemälde benutzt hatte.
Seth
richtete sich auf, fand ihren Mund und küsste sie erneut,
während er sie mit seinen Armen umfing. Eng umschlungen schmiegten sie sich
aneinander.
Sie
sprachen für eine ganze Weile kein Wort. Sie ließ ihren Kopf auf seiner
Schulter ruhen und blickte durch das Fenster hinaus zum Licht.
Seth hatte
ein Fenster in ihr geöffnet. Eines von dem sie geglaubt hatte, dass es besser
geschlossen bleiben sollte. Doch jetzt strömten Licht und Luft herein.
Dru ahnte,
dass sie es niemals wieder würde schließen können.
»Ich habe
noch niemals auf Rosenblättern mit einem Mann geschlafen«, sagte sie leise. »Es
hat mir gefallen.«
»Mir auch.«
Sie zupfte
ein Blütenblatt von seinem Rücken. »Sieh nur, was wir angerichtet haben.« Sie
hielt ihm das Blatt hin. »Der Künstler wird ganz schön
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