Nora Roberts
und so
weiter.«
»Das ist
wirklich nett. Was für eine wunderbare Idee«, sagte Dru leise. »Ich habe meiner
Mutter eine Bakkarat-Vase geschenkt und ein Dutzend rote Rosen. Sie hat sich
sehr gefreut.«
Seth legte
die Kreide weg und wischte sich die Hände an seiner Jeans ab, während er zu ihr
hinüberging. Dann umfing er ihr Gesicht mit seinen Händen. »Warum siehst du
dann so traurig aus?«
»Ich bin
nicht traurig.«
Statt
weiterzureden presste er einfach seine Lippen auf ihre Stirn und ließ sie dort,
während er spürte, wie sie sich erst verkrampfte und dann immer mehr
entspannte.
Sie konnte
sich nicht daran erinnern, jemals eine solche Unterhaltung mit einem Menschen
geführt zu haben. 'Lad sie konnte nicht begreifen, warum es ihr so vollkommen
natürlich erschien, mit Seth auf diese Weise zu reden. »Du dürftest die
Spannungen innerhalb einer zerstrittenen Familie kaum verstehen, wo sich die
Menschen in deiner Familie einander so verbunden fühlen.«
»Wir haben
auch unsere Auseinandersetzungen«, widersprach er.
»Das ist ja
auch ganz normal. Aber ihr haltet zusammen. – Ich muss jetzt nach unten.«
»Die Stunde
ist aber noch nicht ganz vorbei«, sagte er und hielt sie auf dem Stuhl fest,
als sie aufstehen wollte. »Du arbeitest aber nicht mehr.«
»Ich habe
trotzdem immer noch etwas Zeit übrig«, wiederholte er und deutete zu der
Zeitschaltuhr hinüber. »Wenn es eine Sache gibt, von der ich etwas verstehe,
dann sind es Konflikte innerhalb von Familien und was das mit einem Menschen
anrichten kann. Das erste Drittel meines Lebens war ein einziger Kampf.«
»Sprichst
du von der Zeit, bevor du zu deinem Großvater kamst? Ich habe das eine oder
andere über dich gelesen, aber über diesen Teil deines Lebens schweigst du
dich offenbar immer aus«, sagte sie.
»Stimmt.«
Er wartete darauf dass der Druck in seiner Brust nachlassen würde. »Ich meine
die Zeit, bevor ich hierher kam. Als ich bei meiner leiblichen Mutter lebte.«
»Verstehe.«
»Nein, das
tust du nicht. Sie war eine Hure, Alkoholikerin und drogensüchtig, und sie hat
die ersten Jahre meines Lebens zu einem Albtraum gemacht.«
»Das tut
mir Leid.« Er hatte wohl Recht, das war etwas, wovon sie keine Ahnung hatte.
Aber sie berührte seine Hand und ergriff sie in einer instinktiven Geste des
Trostes. »Das muss schrecklich für dich gewesen sein. Aber es ist
offensichtlich, dass du nichts von ihr geerbt hast.«
»Das
folgerst du aus einem einzigen Satz und ein paar Zeitschriftenartikeln? «
»Nein, das
folgere ich aus den Stunden, die ich mit dir und deiner Familie bei Krebsen und
Kartoffelsalat verbracht habe. Jetzt siehst du traurig aus«, murmelte
sie und schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, warum wir über diese Dinge
reden.«
Er war sich
selbst nicht sicher, warum er das Gespräch auf Gloria gebracht hatte.
Vielleicht weil er hoffte, dass sich der Gedanke an sie dadurch verscheuchen
lassen würde wie ein Geist. Oder weil er das Bedürfnis verspürte, Dru wissen
zu lassen, wer er wirklich war, sie bis in sein tiefstes Inneres blicken zu
lassen.
»Das ist
doch ganz normal, wenn Menschen aneinander interessiert sind. Sie erzählen von
sich und ihrer Familie.«
»Ich habe dir doch schon ...«
»Ja, ja, du
willst dich gar nicht für mich interessieren, ich weiß. Aber du tust es.« Er
strich mit einem Finger über ihr Haar, von den kurzen, hochstehenden
Ponyfransen bis zu ihrem zarten Nacken. »Und da wir seit ein paar Wochen
zusammen sind ...«
»Sind wir
nicht!«
Er lehnte
sich vor, umarmte sie und gab ihr einen Kuss, der ebenso heiß wie kurz war.
»Siehst du?« Bevor sie eine Antwort geben konnte, ergriff sein Mund erneut
Besitz von dem ihren. Aber dieses Mal war der Kuss länger und intensiver, und
seine wundervollen Hände strichen über ihr Gesicht, ihren Hals und ihre
Schultern.
Drus
Widerstand begann zu schmelzen, und alles, was sie sich über Männer und
Beziehungen geschworen hatte, geriet ins Wanken.
Als sie
sich ihm sanft entzog, atmete sie vorsichtig durch. Und schlug eine neue
Richtung ein. »Vielleicht wird es damit enden, dass ich mit dir schlafe, aber
ich werde mich nicht ständig mit dir verabreden.«
»Oh, fürs
Bett bin ich also gut genug, aber nicht für ein Abendessen bei Kerzenschein?
Dabei käme ich mir ziemlich mies vor.«
Verdammt. Verdammt! Sie mochte ihn wirklich. »Das ganze Drumherum mit Rendezvous und Ausgehen
ist doch meistens nur ein umständlicher Umweg, der letzt endlich ins
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