Nora Roberts
Bett
führt. Ich bevorzuge die Abkürzung. – Aber ich habe gesagt, dass ich vielleicht mit dir schlafen werde, nicht dass ich es auf jeden Fall vorhabe.«
»Vielleicht
sollten wir erst einmal miteinander Tennis spielen.«
»Na schön.
Ich gebe zu, du bist witzig. Das hat seinen Reiz. Ich bewundere deine Arbeit,
und ich mag deine Familie. All das ist bei einer Beziehung, die sich allein
aufs Körperliche beschränkt, natürlich überflüssig, aber eine nette Dreingabe.
Ich werde darüber nachdenken.«
Gott sei
Dank schellte in diesem Moment der Wecker. Gerettet, dachte Dru. Sie stand vom
Stuhl auf und schritt zur Staffelei hinüber. Sie erblickte ihr Gesicht ein
halbes Dutzend Mal. Aus verschiedenen Perspektiven, mit verschiedenen
Ausdrücken. »Ich verstehe nicht ganz ...«, stammelte sie.
»Was
versteht du nicht?« Er trat neben sie an die Staffelei. »Bella donna«, murmelte
er, und sie stellte überrascht fest, dass sie ein Schauer überlief.
»Ich
dachte, du würdest eine Studie von mir auf diesem Stuhl anfertigen. Du hast
auch damit angefangen, aber was sollen all diese anderen Zeichnungen?«
»Du warst
heute nicht in der Stimmung, Modell zu sitzen. Dir ging zu viel im Kopf herum.
Das sah man. Also habe ich damit gearbeitet. Dadurch gewinne ich Einblicke und sammele
Ideen für das, was in ein mehr formelles Porträt einfließen soll.«
Er sah, wie
sie die Stirn runzelte. »Du hast gesagt, du könntest am Sonntag vier Stunden
erübrigen«, rief er ihr ins Gedächtnis. »Ich würde gern draußen arbeiten, wenn
das Wetter es zulässt. Ich bin an deinem Haus vorbeigekommen. Es ist
wunderschön dort. Hättest du etwas dagegen, wenn wir da arbeiten?«
»Bei mir zu
Hause?«
»Es ist ein
hübsches Fleckchen Erde. Das weißt du, sonst wärest du nicht dort. Schließlich
bist du sehr wählerisch. Wenn ich mit den Malsachen zu dir komme, ist es auch
einfacher für dich. Zehn Uhr, ist dir das recht?«
»Ich denke
schon.«
»Ach, und
was den Fingerhut angeht, wie viele Sitzungen bekäme ich heraus, wenn ich das
Bild für dich rahmen würde?«
»Ich glaube
nicht ...«
»Wenn du es
noch einmal mitbringen würdest, könnte ich es dir rahmen und dann entscheidest
du, wie viel es dir wert ist, okay? Das ist doch ein faires Angebot.«
»Es steht
unten im Laden. Ich wollte es eigentlich diese Woche ohnehin rahmen lassen.«
»Ich komme
vorbei und hole es ab, bevor ich heute Schluss mache.« Er fuhr mit seinen
Fingern an ihrem Arm hoch. »Es ist wohl sinnlos zu fragen, ob du heute Abend
mit mir essen gehen würdest?«
»Stimmt.«
»Ich könnte
aber vielleicht später auf eine Runde schnellen, billigen Sex bei dir
vorbeikommen.«
»Das klingt
wahnsinnig verlockend, aber ich glaube eher nicht.« Dru ging zur Tür und
blickte noch einmal zu ihm zurück. »Falls es jemals dazu kommen sollte, Seth,
dann verspreche ich dir, dass es weder billig noch schnell sein wird.«
Als sie die
Tür hinter sich geschlossen hatte, rieb Seth sich über den Bauch, der sich bei
ihrem letzten provozierenden Blick angespannt hatte.
Er schaute
zurück auf die Leinwand. Dru verkörperte eine ganze Menge Frauen in einer
einzigen faszinierenden Verpackung. Und jede Einzelne dieser Frauen übte eine
große Anziehungskraft auf ihn aus. »Irgendetwas beunruhigt ihn.« Anna
unterhielt sich mit Cam im Badezimmer. Es war so ziemlich der einzige Platz in
ihrem privaten Irrenhaus, in dem sie einmal ungestört miteinander reden
konnten. Sie lief in dem beengten Raum hin und her und sprach mit Cams
Silhouette hinter dem Duschvorhang.
»Es geht
ihm gut. Er muss nur erst wieder in den Alltagsrhythmus zurückfinden.«
»Er schläft
nicht gut. Das sehe ich doch. Und ich schwöre dir, ich habe neulich gehört, wie
er nachts mit sich selbst gesprochen hat.«
»Du
brabbelst doch auch die ganze Zeit vor dich hin, wenn dir etwas stinkt.«
»Was hast
du gesagt?«
»Nichts.
Ich rede nur mit mir selbst.«
Mit einem
Ausdruck, der eine Mischung aus Süffisanz und Grimmigkeit darstellte – denn
Anna hatte ihren Mann sehr wohl gehört – drückte sie die Toilettenspülung und
lächelte zufrieden, als Cam über den plötzlichen Schwall heißen Wassers
fluchte. »Verdammt, warum hast du das gemacht?«
»Weil es
dich ärgert und man damit deine Aufmerksamkeit gewinnt. Und jetzt zu Seth ...«
»Seth
malt«, fiel Cam ihr ins Wort. »Er arbeitet in der Werkstatt, er trifft sich mit
seiner Familie. Gib ihm etwas Zeit, Anna.«
»Ist dir
aufgefallen, was er nicht
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