Nora Roberts
Adresse.«
»Hey? Ich
verstehe auch was von Booten!«, rief Seth.
»Das ist
unser Juniorpartner. Wir versuchen, ihm so oft es geht seinen Willen zu lassen.
Also, für welche Art von Boot interessieren Sie sich denn?«
»Eine
Schaluppe. Fünfeinhalb Meter. Bogenboden, Zedernholzrumpf. Wahrscheinlich ein
Löffelbug, aber wenn der Designer eine andere Idee hat, bin ich, was das
angeht, flexibel. Ich will ein Boot mit einer guten Balance, einer
verlässlichen Stabilität, aber wenn mir danach ist, sollte es auch einmal Tempo
machen können.«
Sie
betrachtete die Zeichnungen an der Wand und suchte nach einem Boot, das ihren
Vorstellungen entsprach.
»Dieser
Rumpf dieser Bug«, sagte sie schließlich und deutete nacheinander auf zwei
Zeichnungen. »Ich möchte ein zuverlässiges Boot, das schnell im Wind liegt, und
ich möchte ein Boot, von dem ich lange etwas habe.«
Offensichtlich
kannte sie sich gut aus. »Eine solche Maßanfertigung wird Sie einiges kosten.«
»Ich
erwarte auch nicht, es umsonst zu bekommen, aber das Finanzielle bespreche ich
doch wohl besser mit Ihrem Bruder Phillipp, nicht wahr? Und wenn es um besondere
Details des Designs geht, ist Ethan dafür zuständig, wenn mich nicht alles
täuscht.«
»Sie haben
offensichtlich Ihre Hausaufgaben gemacht.«
»Ich weiß
ganz gern, mit wem ich es zu tun habe, und ich lege Wert auf Qualität. Und die
bekomme ich, nach allem, was man hört, bei den Quinn-Brüdern. Wie schnell
können Sie mir einen Entwurf präsentieren?«
Mann oh
Mann, dachte Cam, diese Frau wird den Kleinen verrückt machen. Und es würde
Spaß machen, dabei zuzusehen. »Lassen Sie uns nach oben gehen und alles genauer
besprechen.«
Es war
Ethan, der Dru eine
halbe Stunde später nach unten begleitete. Die Dame konnte Steuerbord von Backbord
unterscheiden, so viel war ihm klar geworden, und sie hatte nicht nur eine sehr
genaue Vorstellung von dem, was sie wollte, sondern war auch in der Lage, sich
gegen eine Gruppe von Männern durchzusetzen, deren raue Kanten nie so recht
geschliffen worden waren.
»Wir werden
bis Ende der Woche einen Entwurf angefertigt haben«, versprach er ihr.
»Vielleicht sogar schon früher, wenn wir Seth dafür gewinnen können.«
»Ach ja?«
Dru warf einen, wie sie hoffte, beiläufigen Blick zu ihm hinüber. »Ist er an
den Entwürfen beteiligt?«
»Wenn wir
ihn festnageln können. Er zeichnet nun einmal besser als wir drei
zusammengenommen.«
Dru folgte
seinem Blick und betrachtete die Galerie der Zeichnungen. »Es ist eine ganz
wundervolle Sammlung und zugleich auch eine Retrospektive. Man erkennt seine
künstlerische Entwicklung ganz deutlich.«
»Das hier
hat er gezeichnet als er zehn war.« Ethan tippte mit seinem Finger auf die
Zeichnung eines Einmast-Seglers, wie er für den Krebsfang verwendet wurde.
»Zehn?« Sie
trat fasziniert näher und betrachtete die Zeichnung auf die gleiche Weise wie
ein Student die frühen Werke eines Meisters in einem Museum studiert. »Ich
kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, mit einem solchen Talent geboren zu
werden. Für einige Menschen wäre das sicherlich eine Last, nicht wahr?«
Wie es so
seine Art war, nahm Ethan sich für die Antwort Zeit. »Das mag wohl stimmen«,
sagte er nach einer Weile. »Aber auf Seth trifft es nicht zu. Ihm bereitet die
Kunst Freude, und sie ist wohl auch so etwas wie ein Ventil für ihn, ist es
schon immer gewesen. Nun ja.«
Er war kein
Freund langer Unterhaltungen, und so lächelte er sie nur an und reichte ihr
die Hand. »Es wird uns eine große Freude sein, Ihr Boot zu bauen.«
»Die Freude
ist ganz meinerseits. Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
»Das haben
wir gern getan. Wann immer Sie Fragen haben, sprechen Sie uns an.«
Er
begleitete sie zur Tür und ging dann in die Werkstatt zurück. Er befand sich
auf halbem Wege zur Drehbank, als Seth sein Schleifgerät abstellte.
»Ist Dru
noch oben bei den Jungs?«
»Nein. Sie
ist gegangen.«
»Gegangen?
Ach, verdammt noch mal, du hättest auch was sagen können!« Er sprang vom Boot
hinunter und rannte auf die Tür zu.
Aubrey
blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. »Er ist in sie verknallt.«
»Sieht so
aus.« Ethan neigte den Kopf zur Seite und blickte forschend in ihr Gesicht.
»Ist das ein Problem für dich?«
»Ich bin
mir nicht sicher.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Sie ist
nicht gerade die Frau, die ich mir für ihn vorgestellt habe. Sie ist irgendwie
so steif und eingebildet. Eine ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher