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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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ein eindeutiges Angebot machen würde und ich ihn abweisen musste.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich es wollte oder nicht. Das attraktive Äußere und sein ungezwungener Charme zogen mich zwar eindeutig an, aber gleichzeitig stieß seine arrogante Überheblichkeit mich ebenso eindeutig ab. Doch das war eigentlich nicht das Problem. Ich sah nur allzu deutlich vor mir, wie ich mich wahrscheinlich in eine lange Liste von Eroberungen einreihte, wenn ich ihm vorschnell nachgab und wie er danach unmittelbar zur nächsten weiterziehen würde. Einfach so abweisen durfte ich ihn allerdings auch nicht, sonst würde er mich sicher für prüde halten und das Interesse verlieren. Und dann war da ja auch immer noch Stephen   …
    «Wollen wir gehen?»
    «Mh? Ja, lass uns gehen.»
    Er hatte mich so unvermittelt aus meinen Grübeleien gerissen, dass ich mich schon fragte, ob ich vielleicht unhöflich gewesen war. Doch wie gewöhnlich, schien er meine kurze Abwesenheit nicht einmal bemerkt zu haben. Er war so auf sich selbst konzentriert, dass ihm meine Nervosität überhaupt nicht auffiel. Als wir zum Auto gingen, rechnete ich fest damit, dass er versuchen würde, den Arm um mich zu legen oder mit sonst irgendeiner Geste der Zuneigung seine Geneigtheit zu signalisieren. Doch er sprach über unterschiedliche Arten der Moorhuhn-Zubereitung und schien sich unserer Situation in keiner Weise bewusst zu sein. Jeder halbwegs heißblütige Mann hätte nach solch einer Essenseinladung zumindest auf einen Kuss und eine Umarmung bestanden. In den meisten Fällen sogar auf viel mehr.
    Während der Rückfahrt nach Oxford sprach er immer noch über Moorhühner, gefolgt vom Anwesen seines Onkels in Schottland, Malt Whiskey und dem Ungeheuer von Loch Ness. Zu dem Zeitpunkt war ich schon fast beleidigt. Schien er doch zu meinen, dass ich einen Annäherungsversuch offensichtlich nicht wert wäre. Doch dann hielt er plötzlich in einer kleinen Seitenstraße der Iffley Road, die noch sehr weit von seinem und meinem College entfernt war. Es war ziemlich dunkel und der Weg von hohen Kastanien gesäumt, deren Zweige über die nur von einer schwachen Laterne beleuchteten Straße hingen. Das Ganze ließ mich sofort daran denken, sanft nach unten gedrückt zu werden, um seinen Schwanz in den Mund zu nehmen oder mich sogar auf einem der Sitze ficken zu lassen. Sollte er mich abweisen und aus dem Auto werfen, würde esauf meinen hohen Absätzen jedenfalls ein langer Weg zurück ins College werden. Also war es vielleicht – und nur vielleicht – doch einfacher, ihm nachzugeben. Er gab einen tiefen Seufzer von sich.
    «Näher kann ich nicht ranfahren, ohne morgen früh eine Kralle an den Rädern zu haben. Aber keine Sorge, ich bringe dich noch zu Fuß nach St.   Boniface.»
    «Oh.»
    Jeder andere Mann hätte die Enttäuschung in meiner Stimme gehört. Aber nicht Giles. Er stieg aus, wartete, bis ich den Wagen ebenfalls verlassen hatte, und überprüfte, ob er auch wirklich abgeschlossen hatte. Als wir losgingen, fing er erneut an zu reden, als würde er neben einem männlichen Freund gehen und nicht neben einem – hoffentlich hübschen – Mädchen ohne BH, deren Brüste sich deutlich durch das Kleid abzeichneten. Als wir St.   Boniface erreichten, fragte ich mich schließlich sogar, ob er nicht vielleicht schwul wäre. Doch meine Zweifel wurden sofort beiseitegewischt.
    «Und wie geht’s jetzt weiter? Ein Gutenachtkuss oder doch rauf auf dein Zimmer, um es bis fünf Uhr morgens so richtig schmutzig miteinander zu treiben?»
    Er klang, als würde er vorschlagen, noch irgendwo gemeinsam einen Kaffee zu trinken. Ich war so geschockt, dass ich gar nicht wusste, was ich antworten sollte. Entweder lachen, ihm eine Ohrfeige geben oder ihn doch mit nach oben nehmen, damit er bis zum Morgengrauen seinen Spaß mit mir haben konnte? Ein weiterer Vorstoß und ich hätte vielleicht nachgegeben. Aber er wartete immer noch auf eine Antwort, und als ich schließlich meine Stimme wiederfand, konnte ich nur noch eine unbeholfene, defensive Lüge stammeln.
    «Äh   … heute passt es nicht so gut. Tut mir leid. Du weißt ja, wie es ist.»
    Sein Mund verzog sich für einen kurzen Moment zu einem Grinsen, das man als wissend, aber vielleicht auch als mitleidig hätte deuten können. Er beugte sich vor, um mir einen Kuss zu geben.
    «Dann eben ein andermal. Gute Nacht.»
    Er verbeugte sich – vielleicht um mich zu verspotten, vielleicht aber auch nur spielerisch – und

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