Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
Vom Netzwerk:
Saïd Business School an, um mir David Warburtons Lichtinstallation anzusehen, die vorhin noch nichts weiter als ein hübscher Anblick für mich gewesen war. Doch jetzt fand ich sie einfach nur noch prätentiös und hätte am liebsten einen bissigen Kommentar auf das Podest gekritzelt. Glücklicherweise hatte ich nichts zum Schreiben dabei, um diesem Impuls nachzugeben, und konnte mich nur noch fragen, wieso ich mich so merkwürdig fühlte.
     
    Die nächsten Tage vergingen sehr langsam. Durch das leere College und die kalte, klare Luft hatte Oxford etwas Traumhaftes und Unwirkliches. Die Atmosphäre unterschied sich sehr von dem Trubel meines ersten Trimesters und wirkte gleichzeitig doch weitaus faszinierender. Ich war dazu übergegangen, in aller Ruhe die Gegend zu erkunden, und machte lange Spaziergänge an den verschiedenen Wasserwegen entlang oder durch die kleinen Straßen der Altstadt, doch nie in das, was ich mir als das moderne Stadtzentrum vorstellte. Und wieder und wieder ertappte ich mich dabei, wie ich der Jackdaw Lane folgte.
    Am Samstag entschloss ich mich, mir ein Mittagessen im
The Boatman’s
zu gönnen. Nach ein paar Bier und einem Gin Tonic, die ich dazu getrunken hatte, fühlte ich mich angenehm beschwipst und auch ein bisschen sentimental. Also besuchte ich den Platz unter den Bäumen, wo Stephen und ich uns so oft geliebt hatten. Dann wandte ich mich dem Uferweg zu, ging an der Stelle vorbei, wo noch immer das Wrack meines Ruderbootes lag, und gelangte schließlich an den Ort, wo ich Violet die Zweige hatte pflücken sehen.
    Der Baum war mittlerweile kahl, und die Zweige sahen gegen das blasse Blau des Himmels und die silberne Rinde schwarz und kratzig aus. An den Stellen, wo die schwachen Sonnenstrahlen nicht hingelangten, trugen sie noch immer eine Hülle aus Reif. Ich griff nach einem der Zweige, und während ich den dünnen, zerbrechlichen Stab zwischen Zeigefinger und Daumen drehte, stellte ich mir vor, ich wäre Violet. Sie hatte ein ganzes Bund davon abknicken müssen. Und das alles mit dem Wissen, sie würde damit gezüchtigt werden – ein Gedanke, der mein Herz zum Rasen brachte.
    Mir fiel es nicht schwer, mir ihre Gefühle vorzustellen: Ärger über das, was man mit ihr machen würde, Unmut, weil sie ihr eigenes Züchtigungsinstrument besorgen musste, und schließlich Verlegenheit, weil sie von so vielen Menschen am Fluss dabei beobachtet wurde, von denen vielleicht sogar einige ahnten, was sie dort tat. Aber genau diese Emotionen sorgten gleichzeitig auch für einen unwiderstehlichen Kick und traten eine Erregung los, deren Befriedigung noch einige Stunden auf sich warten lassen und erst dann kommen würde, wenn sie nackt und gezüchtigt auf den Knien hockte und den Schwanz ihres Peinigers im Mund hatte.
    Allein der Gedanke ließ mir den Atem stocken, und ich hätte sofort selbst einen der Zweige abgerissen, wenn jemand da gewesen wäre, der sich um mich gekümmert hätte. Ich musste an die wundervolle Formulierung von James McLean denken, die nahelegte, dass ich von einer ordentlichen Tracht Prügel mit Birkenzweigen nur profitieren würde und dass er nur allzu gern bereit wäre, sie mir zu verabreichen. Er würde sich genauso darum kümmern, wie er sich um eine Bitte nach einem bestimmten Buch oder einem Aufnahmeformular für eine Vereinigung kümmern würde. Nur, dass er sich in diesem Fall um meinen Po kümmern würde, meinen nackten Po – und ich mich hinterher dafür bedanken müsste.
    Wären da nicht die zwei Angestellten von
The Boatman’s
gewesen, die im verlassenen Garten eine Zigarette rauchten, wäre ich gerannt, um von diesem Baum wegzukommen. Doch stattdessen verließ ich den Ort mit langsamen Schritten und voller Angst vor der Intensität meiner Gefühle, die ich eigentlich unter Kontrolle glaubte. In diesem Moment wurde mir klar, dass meine Phantasie nichtmehr ausreichte. Vielleicht könnte ich den Bann ja brechen, wenn ich es einmal ausprobierte.
    Leider, oder vielleicht auch glücklicherweise, war niemand vor Ort, der dieses Vorhaben für mich in die Tat umsetzen konnte. Stephen war immer noch nicht wieder zurück, und ich hätte niemals gewagt, Dr.   McLean darum zu bitten. Aber diese Erkenntnis war auch nicht dazu geeignet, mein Verlangen zu mindern. Während ich meinen Spaziergang am Fluss fortsetzte, versuchte ich meine Gedanken als alberne Phantasien abzutun. Doch es nützte nichts. Ich musste wissen, wie sich diese Zweige auf meiner nackten Haut

Weitere Kostenlose Bücher