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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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Phantasie von einer Existenz als Edelnutte ausgebaut und nebenher noch ein neues Szenario entwickelt, in dem ich ausgepeitscht wurde. Aber es bestand kein Grund, eine dieser Phantasien tatsächlich zu verwirklichen. Genauso wenig, wie ich die Herausforderung einiger von Giles’ Freunden hatte annehmen müssen, die mich eines Abends in der Bar des Studentenparlaments dazu bringen wollten, eine ganze Magnumflasche Champagner auszutrinken. Selbst meine recht verwirrenden Gefühle Violet gegenüber mussten mein übriges Leben nicht zwangsläufig tangieren.
    So war ich mir also ein paar Tage nach dem Zwischenfall mit Giles meiner Gefühle sicher genug, um mich mit einer komplizierten Phantasie zum Höhepunkt zu bringen. In meinem Kopf wurde ich dafür bezahlt, so ziemlich jedem Mann, den ich in den letzten Wochen kennengelernt hatte, den Schwanz zu lutschen – oder zumindest den attraktivsten von ihnen. Auch Violet zog ich in Gedanken kurz hinzu und war zum Schluss nicht nur sexuell befriedigt, sondern hatte auch das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.
    Und so war es auch. Zumindest für den Rest des Herbstsemesters. Zwischen Stephen und mir wurde es nach und nach immer intimer, bis er mich schließlich wie selbstverständlich Miller nannte und besser als jeder Mann zuvor wusste, wie er mich glücklich machen konnte – im Bett und außerhalb des Bettes. Giles Lancaster behandelte mich mit einem gewissen Respekt und hatte mir auch nie wieder weitere unmoralische Angebote gemacht. Das, was zwischen uns geschehen war, behielten wir für uns. Die Regatta lief sehr gut, wenn nicht sogar außergewöhnlich gut, und ich bestand die ersten Prüfungen meines Trimesters ohne große Schwierigkeiten. Die Hawkubites veranstalteten ihr Essen ohne mich und ramponierten dabei natürlich wie immer das Restaurant. Zwei von ihnen wurden festgenommen, aber Giles gehörte nicht dazu.
    Erst als ich nach Exeter zurückkehrte, bemerkte ich, wie sehr ich mich in dem kurzen Zeitraum von zwei Monaten verändert hatte. Alles schien kleiner zu sein. Oder besser gesagt, irgendwie geschrumpft. Meine alten Freundschaften, die Autorität meiner Eltern, ja selbst die Gebäude. Alles, nur die Landschaft nicht. Die wirkte größer. Die dunkle Erhebung der Haldon Hills und das große Gebiet der Flussmündung wirkten im Vergleich zu den sanften Hügelnund langsam dahinfließenden Flüssen in Oxford rau und ursprünglich.
    Ich verbrachte die meiste Zeit zu Hause, um ganz bewusst Ewan und seinen Freunden nicht über den Weg zu laufen. Und wenn ich ausging, dann nur ganz selten und mit den Mädchen, die ich seit meiner Kindheit kannte. Selbst bei ihnen hatte sich einiges verändert. Und zwar nicht nur die Themen, über die sie sprachen, sondern ihre Einstellung zum Leben überhaupt. Eine von ihnen würde im Frühling heiraten, und eine war schwanger – beides Dinge, die für die nächsten zehn Jahre bei mir bestimmt nicht in Frage kamen. Die Mädchen verstanden meine Einstellung genauso wenig wie ich die ihren.
    Weihnachten war die übliche Familienfeier. Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen, alle um einen riesigen Truthahn versammelt, Geschenke, ein wenig Alkohol, Streitgespräche und ein langer Nachmittagsspaziergang, der an überfluteten Wiesen vorbeiführte. Am Sylvesterabend versuchte ich etwas von dem, was ich verloren glaubte, wiederzufinden, und ging mit meinen alten Schulfreundinnen auf eine Party. Dort ertappte ich mich allerdings mehrfach dabei, das Ende meiner Beziehung zu Ewan zu rechtfertigen – trotz der Tatsache, dass er mittlerweile auf recht angenehme Weise mit Carrie Endicott zusammenlebte. Ich verließ die Party ziemlich früh, und während ich durch leere Straßen nach Hause lief, lauschte ich den Glocken, die das neue Jahr einläuteten.
    Das Wintertrimester begann erst Mitte Januar, sodass ich zwei Wochen damit verbrachte, praktisch nichts zu tun. Alle, die ich kannte, waren entweder nicht da oder mussten arbeiten. So fuhr ich schließlich sogar ein paar Tage eher nach Oxford zurück, doch dort war es ebenso leer undkalt. Dabei hatte ich genau gewusst, dass Violet die Ferien in Florenz verbrachte und nicht da sein würde. Trotzdem rechnete ich damit, dass sie ihren Kopf zur Tür reinstecken und mir einen Kaffee anbieten würde. Irgendwann machte ich sogar einen Spaziergang zum Emmanuel College, um die Wege abzuschreiten, die Stephen und ich schon so oft gegangen waren. Genau wie Violet war er verreist, nur dass er sich in Florida

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