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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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man um ein Haar verloren hätte – zigtausend Kilometer entfernt allein zu lassen, bis sie sich von selber auskuriert hätte. Er fühlte Wut in sich aufsteigen, obwohl ihm klar war, dass er dazu kein Recht hatte. Er hasste Max Bergmann für seine selbstgerechte Art, die offenbarte, dass er sich überhaupt nicht bewusst war, was für eine Frau er an seiner Seite hatte. Auch war er wütend auf Nora. Er begriff nicht, warum sie mit solcher Beharrlichkeit an diesem Mann hing und stets zu ihm stand. Tom sagte noch immer nichts, stützte den Kopf in die Hände und rieb sich kurz die Stirn. Nora beobachtete ihn unsicher. Er lächelte sie schließlich an.
    »Ich verstehe es einfach nicht, Nora.« Er lehnte sich zurück und starrte auf die Palmwedel. »Ich will die ganze Diskussion nicht von vorne beginnen, aber ich begreife euch und eure Ehe überhaupt nicht.«
    Nora schloss kurz die Augen. Sie hätte in diesem Moment nicht die Kraft gehabt, ihm Argumente entgegenzusetzen, und sie war müde, entsetzlich müde. Einen Moment lang wünschte sie sich, tot zu sein. Dann setzte sie sich gerade zurecht und streckte die Hand nach ihren Krücken aus.
    »Nun, das musst du ja auch nicht, Tom. Gibst du mir bitte die Dinger da? Wenn ich jetzt nicht auf die Station zurückgehe, ist mein Bett sicher vergeben.«
    Tom reichte ihr stumm die Gehhilfen. Er war betroffen, dass sie es sogar ablehnte, mit ihm zu sprechen. Sie wusste doch, was er für sie empfand. Er suchte ihren Blick. Sie war noch immer nicht aufgestanden und hielt die Krücken fest. Als sie endlich aufsah, konnte er so etwas wie hilflose Verzweiflung erkennen.
    Nora aber bat ihn nur mit leiser Stimme: »Bitte, Tom, geh.« Sie spürte, dass sie sich nicht mehr lange würde zusammenreißen können. Mühsam versuchte sie all ihre Gefühle hinunterzuschlucken. Während sie merkte, wie ihr schon die Tränen in die Augen stiegen, senkte sie den Kopf. »Geh doch endlich.«
    Die ersten Tränen tropften bereits auf ihre Hände. Tom war aufgesprungen und zu ihr geeilt. Ohne auf weitere Worte von ihr zu achten, zog er sie zu sich hoch und schloss sie in seine Arme. Nora weinte leise an seiner Schulter. Die Geborgenheit in Toms Arm tat ihr unendlich gut, und erst jetzt schien sich die Anspannung der letzten Wochen zu lösen, die offensichtlich doch mehr Kraft gefordert hatte, als sie gedacht hatte. Die Krücken waren zu Boden gerutscht, und viele Menschen gingen an ihnen vorbei. Einige blickten neugierig zu ihnen hin. Zum ersten Mal in ihrem Leben war es Nora egal, was andere von ihr dachten. Sie konnte auch keine Kraft mehr darauf verwenden, sich deswegen Gedanken zu machen. Der inzwischen viele Wochen dauernde Heilungsprozess und ihre innere Zerrissenheit hatten alle Kräfte aufgebraucht. Als sie sich nach einer Weile beruhigt hatte, strich Tom ihr übers Haar.
    »Komm, mein Herz. Ich bringe dich auf deine Station.« Er sah sie bestimmt an. »Und ich bleibe bei dir. Hier in Sydney.«

22
    B ill legte den Telefonhörer aus der Hand und starrte immer noch vor sich hin, als Lisa mit der Post hereinkam und ihn neugierig ansah.
    »Was ist denn mit dir los? War der Wirtschaftsprüfer unzufrieden mit uns?«
    Er schüttelte den Kopf, während sie sich auf seine Schreibtischkante setzte.
    »Nein. Der war okay.« Er seufzte kurz, bevor er sie ansah. »Das war Tom aus Sydney. Er bittet um seinen Jahresurlaub, um noch bei Nora Bergmann bleiben zu können.«
    Lisa öffnete überrascht den Mund. »Was sagt denn ihr Mann dazu?«
    Bill lehnte sich zurück. »Der ist schon wieder in Deutschland.« Lisa runzelte empört die Stirn. »Wie? Er hat sie allein in Sydney gelassen?«
    Bill nickte langsam. »Tja, angeblich musste er dringend weg.« Lisa schien kurz zu überlegen, bevor sie Bill zufrieden ansah. »Dann gönne ich Tom und Nora noch ihr Glück. Und vielleicht wird Tom so mit dem Abschied auch besser fertig. Vor ein paar Wochen hatten sie doch nicht einmal mehr die Zeit, miteinander zu reden. Und beide machten damals auf mich einen todunglücklichen Eindruck.« Sie grinste schelmisch. »Womöglich bleibt sie sogar bei ihm. Siehst du, ich hatte Recht.«
    Bill machte ein gespielt ernstes Gesicht. »Na prima! Vielleicht kannst du mir ja auch verraten, wo wir jetzt so schnell Ersatz für Tom herbekommen?«
    »Ich würde jemanden bei der Verwaltung in Alice Springs anfordern.«
    Bill war plötzlich sehr nachdenklich geworden. »Das Ganze muss furchtbar wichtig für ihn sein. Ich hatte kurz wegen des

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