Noras großer Traum (German Edition)
legte einen Arm um ihre Schultern und wies auf die Kinder, die in der Ferne gerade noch zu sehen waren.
»Wir sollten hinterher, bevor sie den halben Flughafen demoliert haben.«
Nora lachte glücklich und legte ihren Arm um seine Hüfte.
»Ich fühle mich schon wieder ganz zu Hause.«
24
T om hatte wie betäubt dem riesigen Jumbo nachgeschaut, der sich dröhnend in den Himmel über Sydney erhoben hatte. Nun war sie wirklich fort, und er hatte sich damit abzufinden. Enttäuscht sah er einen Moment zu Boden und rieb sich mit einer Hand den Nacken, bevor er langsam das Flughafengebäude verließ. Er verbrachte noch zwei Tage allein in der Stadt, ehe er nach Cameron Downs zurückkehren konnte. Die Zeit half ihm schon ein wenig über seine anfängliche Niedergeschlagenheit hinweg. Doch erneut zeigte sich ein sehr ernster Ausdruck auf seinem Gesicht.
Da seine Vertretung, eine junge Ärztin aus Alice Springs, bis Mitte der Woche da sein würde, beschloss Tom, noch einmal zu einem Angelausflug aufzubrechen. Er war sich sicher, dass ihm zwei Tage in ruhiger Abgeschiedenheit gut täten und ihm bis zu seinem Arbeitsbeginn in der Klinik in die Realität zurückhelfen würden. Um Lisa und Bill keinen Grund zur Sorge zu liefern, hatte er nach kurzem Zögern ihre Einladung zu einem gemeinsamen Abendessen angenommen. Ihm war ohnehin klar, dass Lisa seine augenblickliche Verfassung sofort richtig eingeschätzt hatte; sie kannte ihn einfach zu gut. Sicherlich auch um es ihm leichter zu machen, plauderte sie munter über all die kleinen und großen Geschehnisse, die sich in seiner Abwesenheit in Cameron Downs ereignet hatten. Nach einer Weile gelang es ihr, mit einer besonders komisch geschilderten Episode ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. Bill schilderte ihm den Bericht des Wirtschaftsprüfers und erzählte von den Vorzügen des neu angeschafften Beatmungsgeräts. Nach dem Essen ließen sie sich in der lauen Abendluft auf der Veranda nieder. Lisa strich Tom im Vorbeigehen über die Schulter und lächelte ihn an.
»Ach, Tom, ist das schön, dass du wieder hier bist. Du hast uns ehrlich gefehlt.«
Er erwiderte ihr Lächeln. »Danke, Lisa, mir geht es ähnlich. So schön es dort auch war, ich glaube, fürs Stadtleben bin ich auf Dauer nicht geeignet.« Er kratzte sich ein wenig verlegen am Ohr. »Bill? Es tut mir Leid, dass ich dich mit meinem Urlaub so am Telefon überrumpelt habe. Das war nicht sehr fair.«
Bill streckte die Füße von sich und griff nach seinem Bier. Sein Blick wanderte von Tom in die einsetzende Dunkelheit, die sich langsam über den Garten legte.
»Ist schon okay, Tom. Mir war schnell klar, dass es wichtig sein musste. Außerdem hast du in den vergangenen Jahren kaum einmal mehr als drei Tage Urlaub am Stück genommen. Also mach dir keine Gedanken.« Er grinste nun frech. »Und wenn du vom Angeln zurückkommst, wartet so viel Arbeit auf dich, dass dir Hören und Sehen vergehen wird!« Er hielt sein Glas in die Höhe. »Cheers!«
Tom lachte. »Soll das eine Drohung sein?« Er hielt nun ebenfalls sein Glas in den Händen und grinste Lisa zu. Nachdem sie angestoßen hatten, war Tom ernster geworden. »Viele Grüße an euch von Ray. Er macht gute Fortschritte in Sydney.« Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Auch von Nora soll ich grüßen. Sie ist inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt.« Wie um sich abzulenken, nahm er einen Schluck Bier. »Bestimmt werden wir bald etwas von ihrer Reportage über das Outback zu lesen bekommen.«
Seine Freunde hatten ein wenig betreten geschwiegen. Lisa war es zuerst gelungen, die Stille zu unterbrechen.
»Hat sie alles gut überstanden? Ich kann mir vorstellen, dass sie in der nächsten Zeit kein Krankenhaus mehr von innen sehen möchte.«
Tom lachte. »Ja, da liegst du richtig. Sie war schon ganz zapplig. Die Verletzungen sind gut ausgeheilt. So wie ich es einschätze, wird das Bein noch ein wenig Zeit brauchen, aber ich glaube, sie hat sehr viel Glück gehabt.«
Bill nickte zustimmend. »Das kann man wohl sagen.«
Tom schaute auf seine Armbanduhr, denn es war inzwischen völlig dunkel geworden. Er gähnte.
»Ich schätze, für mich wird es Zeit. Ich will morgen ganz früh aufbrechen.« Er war aufgestanden und lächelte den beiden zu. »Hoffentlich fange ich etwas Gutes, damit ich mich bei euch für das tolle Essen revanchieren kann.« Er drückte Lisa kurz an sich und schüttelte Bill die Hand. »Also, bis Donnerstag in der Klinik.«
»Gute
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