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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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von dem Ausflug in das Künstlerdorf. Ja, die hast du gemacht. Nicht schlecht, muss ich zugeben.« Er sah sie an. »Nora?«
    Sie schaute verwirrt auf. »Hm?«
    »Bist du in Gedanken wieder bei den Aborigines, oder was?«
    Sie legte das Bild, das Tom im Gespräch mit einem der Dorfältesten zeigte, auf den Tisch und zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, du hast Recht. Es ist fast so, als wäre man wieder dort.« Sie seufzte. »Ach, Martin, es ist das schönste Land, das ich mir vorstellen kann.«
    Er lachte laut auf. »Gut, dann bist du jetzt in genau der richtigen Stimmung für die Arbeit an den Texten.« Er überlegte kurz. »Weißt du was? Ich lasse dir alles ein paar Tage hier, damit du deine Notizen aufpolieren kannst, okay?« Er kratzte sich am Ohr. »Ich will dich wirklich nicht drängen, Nora, aber wir haben ziemlich viel Zeit verloren.«
    Sie verstand sofort, was er sagen wollte, und legte eine Hand auf seinen Arm. »Danke, Martin. Ich weiß, dass ihr alle sehr viel Geduld mit mir haben musstet. Ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich fertig werde. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern; ich habe auch schon einiges im Krankenhaus überarbeitet.« Erschrocken stand sie auf. »O Gott, ich hab dir gar nichts angeboten. Magst du einen Kaffee oder etwas essen?«
    Martin schüttelte den Kopf und sah auf die Uhr. »Nein danke, Nora. Ich muss wieder los. Ich habe noch einen Termin im Verlag.« Auf dem Weg zur Tür legte er einen Arm um ihre Schultern. »Dann machen wir es so, dass du dich meldest, wenn du fertig bist, okay?« Er zögerte jetzt und blieb stehen. Sie sah ihn besorgt an.
    »Ist noch etwas?«
    Er nickte.
    »Was denn?«
    Martin deutete auf die Sprossenfensterchen der Haustür, die die dunklen Konturen des Hundes deutlich erkennen ließen.
    »Ich geh da nicht raus, ehe du den da nicht entschärft hast.«
    Nora lachte erleichtert. »Wenn’s weiter nichts ist.«
    Sie öffnete die Haustür und hielt Kuno so lange am Halsband fest, bis Martin mit seinem Wagen das Grundstück verlassen hatte und ihr noch einmal zuwinkte. Als sie kurz darauf die Bilder in die Mappe zurücksteckte, blieb ihr Blick unwillkürlich auf denen hängen, die von ihrem Ausflug mit Tom stammten, Fotos aus der Siedlung der Aborigines und von der Farm der Harpers. Mit einem zärtlichen Ausdruck betrachtete sie eine gelungene Aufnahme, die Tom in Gedanken versunken neben einigen malenden Ureinwohnern zeigte. Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Sekunden später sah sie ihn genauso vor sich, als würde sie weiter das Bild anschauen. Traurig fragte sie sich, ob die Erinnerung an ihn je so verblassen würde, dass sie hier in Deutschland wieder ein völlig normales Leben würde führen können. In diesem Moment verspürte sie nicht den Funken einer Ahnung, was noch auf sie zukommen würde. Seufzend öffnete sie die Augen und begann, alles wegzuräumen, denn sie musste noch einkaufen fahren und das Mittagessen zubereiten, bevor die Kinder aus der Schule zurückkamen.
    An den darauf folgenden Vormittagen reduzierte sie ihre Arbeiten auf das Notwendigste, so dass ihr stets zwei bis drei Stunden Zeit blieben, an den Texten für die Reportage zu feilen. Es machte ihr großen Spaß, genau die richtigen Worte für die jeweiligen Fotos zu finden und so die Aussage des Bildes zu vertiefen. Vielleicht war es aber auch umgekehrt, dachte sie, und die Bilder unterstrichen die Aussage ihres Textes. Wie dem auch sein mochte, sie verspürte angesichts der Fortschritte ein Gefühl tiefer Zufriedenheit. Nach dem Abschluss ihrer Arbeit war auch Martin begeistert gewesen, und gemeinsam hatten sie das Ergebnis ihrer Reise im Verlag vorstellen können. Gespannt wartete Nora nun auf die ersten Druckfahnen und Korrekturabzüge. Dies und ihr alltäglicher Familientrubel ließen ihr keine Zeit, weiter darüber zu grübeln, ob sie sich je wieder so selbstverständlich in ihrem Leben hier in Hamburg würde zurechtfinden können wie vor ihrem Abflug nach Australien.

26
    T om lächelte Kim zu, als er im Begriff war, die Klinik für heute zu verlassen. In der Hand trug er seinen Arztkoffer. Sie winkte ihm kurz zu.
    »Bis morgen, Tom.«
    »Ja, mach’s gut, Kim.«
    Auf dem Weg zu seinem Wagen unterdrückte er ein Gähnen. Die heutige Kliniktour-Sprechstunde war anstrengend gewesen. Von der brütenden Hitze des australischen Sommers einmal abgesehen, hatte es neben der üblichen Routine zwei Notfälle gegeben. Der Letztere hatte es zudem erforderlich gemacht,

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