Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
Vom Netzwerk:
hegte er die Hoffnung, dass sie früher oder später erkennen würde, wie sehr sie füreinander bestimmt waren. Fasziniert und innerlich berührt hatte er ihre Liebe zu seinem Land beobachtet, die für ihn ein weiteres Indiz dafür war, dass sie beide hier hätten glücklich werden können. Umgekehrt hatte ihn einige Male die Frage beschäftigt, ob er etwas ändern könnte, wenn er Nora anbieten würde, sie nach Deutschland zu begleiten. Der Gedanke hatte ihm einerseits gezeigt, wie viel sie ihm bedeutete, ihn andererseits aber mit Unbehagen erfüllt. Er kannte ihr Land nicht gut genug, um sich ein endgültiges Urteil erlauben zu können, war aber in einer Weise mit seiner Heimat und seiner beruflichen Aufgabe hier verbunden, die es ihm wahrscheinlich von vornherein unmöglich gemacht hätte, in einem anderen Land glücklich zu werden.
    Ein letztes Mal bummelten sie am frühen Abend durch Sydney, aßen mit Blick auf den Hafen und die Oper zu Abend. Nora hatte die Gewissheit, alles hier zum letzten Mal zu tun, und ihr Herz war schwer geworden. Als sie die letzte Nacht in Toms Armen verbrachte, glaubte sie, innerlich an ihre Grenzen zu stoßen. Sie versuchte ein würgendes Gefühl in ihrem Hals hinunterzuschlucken, als er ihr ein kleines blaues Kästchen überreichte und zärtlich ihre Halsbeuge küsste. Zögernd löste sie die Verpackung, ließ den Deckel aufschnappen und sah auf eine goldene Kette mit einem kleinen, goldenen Anhänger, der ein wunderschönes, stilisiertes Känguru zeigte. Sie liebte es vom ersten Augenblick an, konnte nun aber ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Tom hielt sie eine Weile in seinen Armen, bevor er ihr lächelnd in die Augen sah.
    »Komm schon, Nora. So schrecklich ist es auch wieder nicht.« Sie musste unter Tränen lachen und fuhr sich über die Augen.
    »Es ist traumhaft schön, Tom. Ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    Er war ernst geworden. »Es soll dich immer an uns hier erinnern, nicht nur an mich, sondern auch an deine Zuneigung zu diesem Land.« Er hatte ihr Gesicht in beide Hände genommen. Sie schluckte mühsam. Nie würde sie seinen Blick vergessen können. »Es soll dich aber auch daran erinnern, dass du zu mir zurückkommen kannst, wann immer du erkennst, dass du die falsche Entscheidung getroffen hast.« Bevor sie irgendetwas dazu sagen konnte, hatte er sich über sie gebeugt und küsste sie. Während Nora fühlte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, erwiderte sie fordernd seine Zärtlichkeiten. Ein letztes Mal ließen sie sich in ihrer Liebe zueinander treiben. In der verzweifelten Gewissheit, am nächsten Morgen auseinander gehen zu müssen, wollte auch Tom sie nicht mehr loslassen.
    Als er sie am nächsten Morgen zum Flughafen fuhr, schwiegen beide. Der unglaubliche Moment des befürchteten Abschieds stand so unmittelbar bevor, dass es nichts mehr zu sagen gab. Später hätte Nora nicht erklären können, wie sie ihr Gepäck aufgegeben und die Zollformalitäten hinter sich gebracht hatte oder ins Flugzeug gekommen war. Wie in Trance hatte sie an Tom gelehnt dagestanden und seine Lippen auf ihrem Mund gefühlt.
    Ihre Augen hatten sein Gesicht ein letztes Mal erfasst, als wollte sie es irgendwo in ihrer Seele abspeichern. Verzweifelt hatte sie noch einmal ihre Arme um seinen Hals geschlungen und seinen Atem an ihrem Ohr gespürt.
    »Pass auf dich auf, mein Herz.«
    Sie hatte sich von ihm gelöst und stumm genickt, bevor sie ihre Hand an seine Wange gelegt hatte.
    »Gib auch auf dich Acht, mein Tom.«
    Dann hatte sie sich hastig umgewandt, weil sie fühlte, dass sie schon wieder den Tränen nahe war. Entschlossen war sie zur Sicherheitskontrolle weitergegangen, ohne sich noch einmal umzudrehen, obwohl sie seinen Blick zwischen ihren Schulterblättern zu spüren glaubte. Sie hätte es nicht ertragen können, ihn dort in der Halle allein stehen zu sehen. Als sie einige Zeit später in der Maschine auf ihrem Platz saß, spielten ihre Finger mit dem kleinen Anhänger an ihrer Halskette, der unwillkürlich Toms Gesicht vor ihr auftauchen ließ. Mit geschlossenen Augen nahm sie das Vibrieren der Triebwerke wahr, als das Flugzeug die Startbahn entlangrollte, immer schneller wurde und die Schubkraft sie beim Abheben in ihren Sessel drückte. Nachdem die Maschine den Bodenkontakt verloren hatte, sich in den hellblauen Himmel erhob und ihr Sydney merkwürdig schräg durch das Fenster präsentierte, wischte sie sich ein paar Tränen weg. Mein Gott, sie

Weitere Kostenlose Bücher