Noras großer Traum (German Edition)
er jetzt bei Alexander im Wohnzimmer Platz nahm, wusste er nicht, wie er anfangen sollte. Der Freund schien sein Zögern zu bemerken und stand auf.
»Ich hole uns erst mal einen schönen Wein. O Mann, wie lange ist das her, dass wir beide etwas zusammen getrunken haben!«
Als der Wein in den Gläsern schimmerte und sie angestoßen hatten, sagte Alexander: »Kann ich dir irgendwie helfen, Max? Ich merke nur, dass dich etwas sehr beschäftigt. Du kannst mit mir reden oder, falls du lieber deine Ruhe haben möchtest, im Gästezimmer schlafen.«
Max war nach vorn gerutscht, stützte beide Ellbogen auf die Knie und fuhr sich durchs Haar. Verzweifelt sah er Alexander an.
»Ich habe keine Ahnung, was ich will. Vor ein paar Stunden ist mein ganzes bisheriges Leben zerbrochen.«
Alexander unterdrückte seine Bestürzung und lehnte sich zurück.
Max nahm einen großen Schluck Wein und drehte das Glas anschließend in den Händen.
»Nora hatte in Australien eine Affäre. Sie hat mir das erst heute Abend gesagt. Angeblich hatte sie sich für uns entschieden und wollte niemanden mit einem Geständnis belasten.« Er lachte böse auf. »Nun musste sie es aber doch. Sie ist schwanger von ihm.«
Max setzte das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug. Alexander war betroffen. Es tat ihm unendlich Leid, dass seine besten Freunde so in Schwierigkeiten steckten. Dennoch siegte sofort seine Besonnenheit.
»Weiß Nora, wo du bist, Max?«
»Nein. Wozu auch? Das ist doch alles ihre Schuld!«
Alexander war aufgestanden.
»Ich bin gleich wieder da.«
Leise ging er in sein Schlafzimmer, um Nora anzurufen. Sie schien neben dem Telefon gewartet zu haben, denn sie hob sofort ab.
»Er ist zu dir gefahren, Alex?«
»Ja. Mach dir keine Sorgen, hörst du?«
Sie antwortete nicht.
»Nora? Nora! Sag doch etwas!«
»Ich ... ich kann ... nicht.«
Er hörte sie weinen. Fieberhaft überlegte er, wie er sie trösten könnte. Schließlich sagte er einfach das, was er dachte.
»Nora? Hör mir zu. Für euer Problem gibt es eine Lösung, denn ihr lebt beide noch. Denk an Sophie. Sie wurde mir einfach so durch einen Unfall weggenommen. Tot! Da kann man nicht mehr reden oder überlegen oder diskutieren. Verstehst du? Erst dann ist alles vorbei. Pass auf, du machst dir jetzt einen heißen Tee und gehst schlafen. Ich ruf dich morgen wieder an, okay?«
Ihre Stimme klang immer noch unsicher.
»Danke, Alex. Bis morgen.«
Als Alexander ins Wohnzimmer zurückkehrte, stand Max vor dem Kamin und betrachtete Fotos, die auf dem Sims standen; eines davon zeigte ihn und Nora neben Alexander und Sophie. Unsicher drehte er sich um, als er Alexanders Schritte vernahm, und zuckte mit den Schultern.
»Tja, das kann man wohl auch vergessen. Offenbar hält nichts ewig.«
Er ließ sich wieder auf dem Sofa nieder und griff nach seinem Glas. Alexander hatte sich ebenfalls gesetzt und sah seinen Freund an.
»Max, ich weiß nicht, ob ich dir einen Rat geben kann oder wie ich dir helfen soll. Ich kann dir aber einmal ganz nüchtern sagen, wie ich die Dinge sehe, okay?«
Max nickte langsam. Alles war besser, als weiter allein mit seinen Gedanken zu sein. Alexander hatte einen Schluck Wein genommen und das Glas wieder abgestellt. Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
»Also versuchen wir das Ganze einmal sachlich zu betrachten. Da ist einerseits die Tatsache, dass dich Nora hintergangen hat und obendrein noch schwanger von einem anderen ist. Ich gebe zu, das ist ein Hammer und würde jeden Ehemann verletzen. Aber vergessen wir auch nicht die andere Seite. Ihr seid seit sechzehn Jahren zusammen, alles, was ihr erreicht habt, ist euer gemeinsamer Verdienst. Ihr habt zwei aufgeweckte Kinder. Max, auch wenn du es im Moment nicht hören willst, du hast eine wirklich tolle Frau. Ich weiß das, denn so wie sie mir und Patrick damals geholfen hat, das werde ich nie vergessen. Und selbst wenn du es noch weniger hören willst, du hast sie sträflich vernachlässigt. Überleg doch mal, wie viele Abende sie allein zu Hause gehockt hat. Hast du dir nie die Frage gestellt, ob sie damit glücklich ist? Ob sie sich einsam fühlt? Natürlich ist das kein Freibrief für eine Affäre, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Nora sich vorgenommen hat, in Australien so richtig einen draufzumachen. Das ist doch gar nicht ihre Art. Vielleicht hat sich dieser andere Mann viel Zeit genommen, hat ihr zugehört und so.«
Max verzog spöttisch das
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