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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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Augen von ihren Gästen wieder zum Fenster. »Wir haben uns früher so gut verstanden. Ich habe immer alles mit ihm besprechen können, besser als mit meinen Eltern. Wir haben uns so nahe gestanden ... und jetzt spricht er kaum drei Sätze am Tag mit mir. Der Einzige, den er an sich heranlässt, ist Josh.« Sie deutete mit einem Kopfnicken resigniert nach draußen. »Das sehen Sie ja.«
    Lisa nahm gedankenverloren einen Schluck Tee, während sie daran dachte, wie Bill und sie damals einen schnellen Blick gewechselt hatten.
    Ihr Mann hatte wieder aus dem Fenster geschaut und Caroline gefragt: »Hat er erzählt, wo er das letzte Jahr verbracht hat?«
    Caroline hatte ihn verständnislos angesehen.
    »Aber Sie wissen doch, dass er in Afrika war.«
    Bill war es offensichtlich schwer gefallen, weiterzusprechen, und so hatte Lisa versucht Toms Schwester zu erklären, dass sie in Erfahrung gebracht hatten, dass er bereits vor etwa einem Jahr den Hilfsdienst in Äthiopien verlassen hatte.
    Carolines Erschütterung war ihrem Gesicht zweifelsohne abzulesen gewesen.
    »Ich ... ich verstehe das nicht. Warum ist er dann nicht gleich zu uns gekommen? Oder zu Ihnen? Hat er denn zu niemandem mehr Vertrauen?«
    Ratlos hatten die drei sich auf dem Sofa niedergelassen, als der kleine Josh durch die Terrassentür hereingestürmt kam und laut verkündete, dass sie Durst hätten. Wie angewurzelt war er stehen geblieben und hatte die unerwarteten Gäste gemustert. Seine Mutter zog ihn zu sich heran und erklärte ihm, dass Freunde von seinem Onkel zu Besuch gekommen seien. Strahlend hatte er sich losgerissen. »Oh, das sage ich sofort Onkel Tom!«
    Bevor sie sich noch ein wenig mehr auf die Situation hatten einstellen können, war Josh mit Tom, den er an einer Hand hinter sich herzerrte, wieder im Wohnzimmer erschienen. Überraschung hatte sich auf Toms Gesicht abgezeichnet. Lächelnd und trotzdem merkwürdig ernst war er auf sie zugekommen, hatte Bill die Hand geschüttelt und Lisa kurz umarmt. Caroline zog Josh in die Küche, um ihm etwas zu trinken zu geben. Tom war ans Fenster getreten und hatte hinausgesehen.
    »Sicher hat euch meine Schwester angerufen, nicht?«
    Bill und sie hatten einen unbehaglichen Blick ausgetauscht, bevor Bill aufgestanden war, um sich neben den Freund zu stellen.
    »Tom, sie hat sich Sorgen gemacht. Und wir haben schon etliche Male versucht, dich zu erreichen. Warum hast du dich nie mehr gemeldet? Ich dachte, wir sind Freunde.«
    Tom war eine Weile still geblieben und hatte mit gesenktem Kopf die Pflanzen auf der Fensterbank angestarrt. Als er schließlich den Kopf hob und seine Kollegen mit großen, ernsten Augen ansah, konnte Bill darin eine Mischung aus Verzweiflung und Bitterkeit erkennen, auch wenn Tom sich jetzt um ein Lächeln bemühte.
    »Ich konnte mich nicht bei euch melden, Bill. Das hat aber nichts mit unserer Freundschaft zu tun. Es ging einfach nicht, und ich kann und will auch nicht erklären, warum. Aber ich brauchte diese Zeit für mich.«
    Lisa hatte sich neben ihren Mann gestellt. »War es so schlimm in Afrika? Bist du deshalb so enttäuscht, weil du meinst, du hättest dort mehr erreichen müssen?«
    Unmerklich war Tom zusammengezuckt. Seine Augen waren starr auf einen Punkt in der Ferne gerichtet, schienen aber nichts wahrzunehmen. Schließlich wandte er sich zu den beiden um und sah sie seltsam distanziert an. »Ich kann niemandem erklären, wie es dort ist, der nicht selbst da gewesen ist.« Er machte eine Pause und rieb sich die Schläfe. »Ich will auch nicht darüber sprechen. Also spart euch eure Therapieversuche für einen geeigneteren Kandidaten.« Er hatte die Zähne zusammengebissen und drehte mit beiden Händen einen Übertopf auf der Fensterbank herum. Lisa war neben ihn getreten und hatte eine Hand auf seine Hände gelegt.
    »Bitte, Tom, schick uns nicht so weg. Wenn du uns nicht wichtig wärst, hätten wir kaum seit Jahren versucht, dich wiederzufinden. Wir wären auch nicht sofort hierher aufgebrochen. Wir machen uns Sorgen um dich, und wir wollen dir helfen.«
    Tom hatte inzwischen nach ihrer Hand gegriffen. »Es tut mir Leid!« Er lächelte gequält. »Ich bin wohl nicht sehr höflich gewesen? Aber ich muss damit allein fertig werden.«
    »Warum, Tom? Warum willst du alles allein durchstehen? Das tut mir einfach weh. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht«
    Er hob ihre Hand kurz an seine Lippen, bevor er sich erneut zu einem Lächeln zwang. »Glaubt mir, ich freue mich,

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