Nord gegen Süd
herbeigezogen waren. Eröffnete sich hiermit vielleicht eine unerwartete Aussicht zur Rettung – die einzige, welche James und Gilbert Burbank noch beschieden sein konnte?
Mr. Harvey und Miß Alice eilten nach der Schwelle des Hauses. Die Leute Texar’s, welche dieselbe vorher bewachten, hatten sich den nach dem Inneren der Grafschaft abziehenden Milizen angeschlossen.
Mr. Harvey und das junge Mädchen näherten sich dem Hafen. Da der Nebel sich zerstreut hatte, konnte man jetzt den Fluß bis zum rechten Ufer hinüber frei überblicken. Die Kanonenboote schwiegen, denn offenbar verzichtete Jacksonville schon auf jeden Widerstand.
In diesem Augenblicke landeten mehrere Boote an der Verpfählung und brachten eine mit Gewehren, Revolvern und Aexten bewaffnete Abtheilung, welche sogleich im Hafen Fuß faßte.
Plötzlich erscholl ein freudiger Aufschrei aus der Mitte der von einem Officier befehligten Seeleute.
Der Mann, der denselben ausgestoßen hatte, stürzte auf Miß Alice zu.
»Mars!… Mars!… rief das junge Mädchen, erstaunt sich dem Gatten Zermah’s gegenüber zu sehen, den sie längst in den Fluthen des Saint-John ertrunken glaubte.
– Herr Gilbert!… Herr Gilbert! antwortete Mars, wo ist er?
– Gefangen mit Herrn Burbank!… Mars, rettet ihn… rettet ihn und rettet seinen Vater! »
– Nach dem Gefängniß!« rief Mars, der, sich an seine Gefährten wendend, diese mit sich fortriß.
Da eilten Alle, was sie die Füße tragen konnten, um womöglich ein letztes, auf Befehl Texar’s zu begehendes Verbrechen zu verhindern.
Mr. Harvey und Miß Alice folgten ihnen.
Mars hatte sich also, nachdem er in den Fluß gestürzt, aus den Wirbeln der Barre noch freimachen können? Ja! Aber aus Vorsicht hütete sich der muthige Mestize, dem Castle-House wissen zu lassen, daß er heil und gesund war. Hätte er dort Zuflucht gesucht, so wäre damit seine eigene Sicherheit in Frage gestellt gewesen, und er mußte ja frei sein, um sein Werk zu vollenden. Nachdem er schwimmend das rechte Ufer erreicht, hatte er, durch das Röhricht schlüpfend, bis zur Höhe der Flotille vordringen können, und hier nahm ihn, als man sein Signal erkannte, ein Boot auf, das ihn an Bord des Kanonenbootes des Commandanten Stevens führte. Dieser wurde sofort über die Sachlage unterrichtet, und gegenüber der Gefahr, welche Gilbert Burbank bedrohte, richteten sich alle seine Anstrengungen nur darauf, den Eingang in den Fluß zu erzwingen. Der erste Versuch war, wie wir wissen, fruchtlos verlaufen und das Manöver sollte schon aufgegeben werden, als jener ungestüme Windstoß während der Nacht das Niveau des Flusses noch einmal außerordentlich erhöhte. Immerhin wäre die Flottille, da sie mit den gewundenen Wegen der Wasserstraße unbekannt war, noch Gefahr gelaufen, auf Untiefen des Flusses zu stranden. Zum Glück war Mars jetzt wieder da. Er hatte sein Kanonenboot mit großem Geschick durchgelootst, und die anderen folgten, trotz dem Wüthen des Sturmes, dessen Richtung, und noch bevor der Nebel den ganzen Theil des Saint-John umhüllte, hatten sie vor der Stadt Stellung genommen, die nun in ihrem nächsten Feuerbereich lag.
Es war die höchste Zeit, denn die beiden Verurtheilten sollten in der ersten Stunde des Tages hingerichtet werden. Doch schon hatten sie nichts mehr zu fürchten. Die früheren Behörden von Jacksonville hatten die von Texar ursurpirte Macht wieder in den Händen, und in dem Augenblicke, wo Mars und seine Gefährten vor dem Gefängnisse anlangten, verließen James und Gilbert Burbank – endlich frei – die düsteren Mauern.
In derselben Minute auch hatte der junge Lieutenant Miß Alice an sein Herz gedrückt, während Mr. Stannard und James Burbank einander in die Arme fielen.
»Meine Mutter?… war Gilberts erste Frage.
– Sie lebt!… Sie lebt! antwortete Miß Alice.
– Dann schnell nach Haus! rief Gilbert. Schnell nach Castle-House!
– Nicht eher, bis der Gerechtigkeit Genüge geschehen!« erklärte James Burbank.
Mars hatte seinen Herrn verstanden. Er eilte, in der Hoffnung, Texar zu finden, nach der Seite des großen Platzes hinweg.
Doch sollte der Spanier nicht schon die Flucht ergriffen haben, um der strafenden Vergeltung zu entgehen? Hätte ihm nicht Alles daran gelegen, nebst allen Denjenigen, die während dieser Zeit der schamlosesten Ausschreitungen so viel Schuld auf sich luden, der öffentlichen Verurtheilung aus dem Wege zu gehen? Folgte er nicht jetzt schon den Abtheilungen der
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