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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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geringste Geräusch, um die Anwesenheit eines lebenden Wesens in dieser Wüstenei erkennen zu lassen.
    Eine halbe Stunde nach ihrem ersten Halt waren Beide nahe bei der Mittelinsel angelangt. Das in Ruinen liegende Blockhaus verbarg sich so vollständig unter dem Baumdickicht, daß sie davon nichts wahrnehmen konnten. Es schien sogar, als ginge die Bucht hier zu Ende und als würden die von Gestrüpp durchsetzten Wasserfäden völlig unfahrbar. Hier strebte noch eine ganz undurchdringliche Wand von Buschwerk empor und zwar zwischen den letzten Ausläufern der Canäle und den sumpfigen Wäldern, die sich auf dem linken Ufer des Saint-John durch die ganze Grafschaft Duval verbreiten.
    »Es scheint mir unmöglich noch weiter vorwärts zu kommen, bemerkte Mars. Schon fehlt es an Wasser, Herr Gilbert…
    – Und doch, erwiderte der junge Officier, haben wir uns bezüglich jener Spuren von Cultur nicht täuschen können, daß in dieser Bucht auch menschliche Wesen hausen. Vielleicht waren solche vor ganz kurzer Zeit… vielleicht sind sie gar jetzt noch hier?…
    – Gewiß, stimmte Mars ihm zu, wir müssen aber den Rest des Tages benutzen, um nach dem Saint-John zurückzufahren. Schon naht die Nacht heran, bald wird tiefe Finsterniß herrschen, und wie sollen wir uns dann inmitten dieser gewundenen Canäle wieder zurecht finden? Ich glaube, Herr Gilbert, es ist am klügsten, wir kehren nun schleunigst um und beginnen diese Durchsuchung morgen bei Tagesanbruch von neuem. Kehren wir also wie gewöhnlich nach dem Castle-House zurück; dort melden wir, was wir gesehen haben, und stellen unter günstigeren Bedingungen eine wiederholte und vollständigere Durchsuchung der Schwarzen Bucht an.
    – Ja, es geht wohl nicht anders, meinte Gilbert; und doch, ehe wir aufbrechen, hätte ich gern…«
    Gilbert hielt sich regungslos still, warf eben einen letzten Blick unter die Bäume hin und wollte schon das Boot wieder abstoßen lassen, als er Mars durch eine Handbewegung noch davon zurückhielt.
    Der Mestize legte sofort die Ruder ein, richtete sich auf und lauschte auch selbst mit größter Aufmerksamkeit.
    Ein Schrei oder vielmehr eine Art fortwährendes Wimmern, das mit den gewöhnlichen Lauten aus dem Walde gar nicht zu verwechseln war, ließ sich jetzt vernehmen. Es klang wie eine verzweifelte Klage, wie Schmerzenslaute eines menschlichen Wesens, welche diesem offenbar durch schwere Leiden abgerungen wurden. Man konnte darin die letzten Lebenszeichen einer Stimme erkennen, welche dem Verlöschen nahe war.
    »Das ist ein Mensch! Er verlangt Hilfe!… Vielleicht liegt er im Sterben!
    – Ja, bestätigte Mars; wir müssen zu ihm hin, müssen sehen, wer es ist!… Gehen wir an’s Land!«
    Das war im Handumdrehen geschehen. Nach sorgfältiger Festlegung des Bootes am Uferrand, sprangen Gilbert und Mars auf das Eiland und drangen unter die Bäume desselben ein.
    Auch hier fanden sich verschiedene Spuren auf den durch das Dickicht gebrochenen Fußpfaden, sogar solche von menschlichen Tritten, deren Eindrücke der letzte Schimmer des Tages gerade noch erkennen ließ.
    Von Zeit zu Zeit blieben Mars und Gilbert stehen, um zu lauschen, ob jene Klagelaute noch hörbar wären, da sie sich ja nur durch diese, und durch diese allein führen lassen konnten.
    Beide vernahmen sie von neuem und jetzt schon weit näher. Trotz der mehr und mehr zunehmenden Dunkelheit mußte es ihnen offenbar gelingen, nach der Stelle vorzudringen, von der jene kamen.
    Plötzlich ertönte ein schrecklicher Aufschrei, so daß sie über die einzuhaltende Richtung gar nicht im Unklaren sein konnten. Mit wenig Schritten hatten Gilbert und Mars ein dichtes Gebüsch erreicht und sahen sich hier einem schon röchelnden, neben einer Palissade auf der Erde liegenden Mann gegenüber.
    Von einem Messerstich in die Brust getroffen, entquoll dem Unglücklichen ein reichlicher Blutstrom und die letzten Seufzer kamen über seine erbleichten Lippen. Er hatte gewiß nur noch wenige Augenblicke zu leben.
    Gilbert und Mars hatten sich über ihn hinabgebeugt. Er öffnete wohl noch einmal die Augen, bemühte sich aber vergebens, auf die an ihn gerichteten Fragen zu antworten.
    »Wir müssen ihn genauer sehen können, diesen Mann! rief Gilbert. Eine Fackel! Einen brennenden Zweig her!«
    Mars hatte bereits einen Zweig von einem der harzreichen Bäume gerissen, die in großer Anzahl auf dem Eilande wuchsen. Er zündete denselben an, und seine qualmende Flamme warf einige Helligkeit in den

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