Nord gegen Süd
ziemlich theilnahmslos verhalten hatte.
Unter diesen Verhältnissen hatte das nach dem Ueberfalle der Pflanzung einstweilen zerstreute Personal von Camdleß-Bay nach und nach zurückkehren können. Nach der Einnahme Jacksonvilles hatten die Befehle Texar’s und seines Bürgerausschusses bezüglich der Ausweisung der befreiten Sclaven ja keinerlei Geltung mehr. An jenem 17. März waren die meisten Familien der auf der Ansiedlung wieder eingetroffenen Schwarzen schon mit der Wiederaufrichtung ihrer Baracken beschäftigt. Gleichzeitig räumten zahlreiche Arbeiter die Trümmer der Zimmerplätze und Sägewerke hinweg, um den regelmäßigen Betrieb auf ganz Camdleß-Bay baldigst wieder aufnehmen zu können. Perry und seine Unterverwalter entwickelten unter der Leitung Edward Carrol’s eine große Thätigkeit.
Wenn James Burbank ihm die Sorge, Alles anzuordnen, überließ, so kam das daher, daß er selbst eine andere Aufgabe zu erfüllen – daß er sein Kind wiederzufinden hatte, und er wollte also für einen nahe bevorstehenden Nachforschungszug alle Elemente seiner Expedition vereinigen. Eine Abtheilung von zwölf befreiten Schwarzen, ausgewählt unter denen, die ihm auf Gut und Blut ergeben waren, sollte ihn bei seinen Nachsuchungen begleiten, und man darf sicher glauben, daß die wackeren Leute sich dieser Aufgabe mit opfermuthigem Feuereifer unterzogen.
Nun blieb zunächst festzustellen, welche Richtung die Expedition einschlagen sollte, denn hierüber konnte man wohl im Zweifel sein. Ja, nach welchem Theile des Landes sollte der Zug denn gehen? Diese Frage mußte offenbar alle anderen überwiegen.
Ein ganz unerwarteter Umstand, den einzig der Zufall herbeiführte, wies da mit ziemlicher Bestimmtheit darauf hin, welcher Fährte man, wenigstens zum Beginne des Zuges, zu folgen habe.
Am 19. fuhren nämlich Gilbert und Mars, die am frühen Morgen von Castle-House aufgebrochen waren, in einem der leichtesten Boote von Camdleß-Bay schnell den Saint-John hinaus. Keiner der Schwarzen von der Ansiedlung begleitete sie bei diesen Nachsuchungen, welche sie jeden Tag an beiden Ufern des Flusses unternahmen. Sie bemühten sich dabei, so heimlich als möglich zu Werke zu gehen, um ja nicht den Verdacht etwaiger Spione zu wecken, welche auf Befehl Texar’s die Umgebungen des Castle-House überwachen konnten.
An genanntem Tage glitten Beide längs des linken Ufers hin. Ihr unter dem hohen Schilf, das sich hinter den durch die Hochfluthen der Tag-und Nachtgleiche vom Lande losgerissenen Inseln erhob, hinschleichendes Fahrzeug lief nicht die geringste Gefahr, bemerkt zu werden. Für Boote, welche im eigentlichen Flußbette steuerten, wäre es vollständig unsichtbar gewesen; ebenso auch vom Ufer selbst aus, dessen Höhe gegen die Blicke jedes Lauschers schützte, der sich unter dem Blätterdache desselben aufhielt.
An jenem Tage wollten sie die verborgensten Einbuchtungen und selbst die kleinsten Zuflüsse, welche die Grafschaften Duval und Putnam zum Saint-John entsenden, aufsuchen und durchforschen.
Bis zum Weiler Mandarin erscheint der Fluß überall ziemlich sumpfig. Bei Hochwasser im Meer steigt dasselbe über seine niedrigeren Ufertheile, welche sich dann nicht vollständig wieder entleeren, wenn wieder soweit Ebbe eingetreten ist, um den Saint-John auf seinen gewöhnlichen Wasserstand zurückzuführen. Auf dem rechten Ufer nun steigt der Erdboben fast überall höher an. Dort sind die Maisfelder geschützt gegen die periodischen Ueberfluthungen, welche keine Cultur derselben gestattet hätten. Der Oertlichkeit selbst, wo sich die wenigen Häuser von Mandarin erheben und die sich in ein bis zur Mitte der Wasserstraße reichendes Vorland fortsetzt, kann man fast den Namen eines Hügels geben.
Weiter hinaus durchsetzen zahlreiche Inseln das mehr eingeengte Bett des Flusses, und, die weißlichen Blüthenmassen vieler prächtigen Magnolien wiederspiegelnd, wälzt sich das in drei Arme getheilte Wasser desselben mit der Fluth hinauf und sinkt mit der Ebbe wieder herunter – ein Wechsel, den die Flußschifffahrt binnen vierundzwanzig Stunden zwei Mal mit Vortheil benützt.
Nachdem sie in den westlichen Arm eingedrungen, durchsuchten Gilbert und Mars auch die geringsten Einschnitte und Durchlässe des Ufers; sie bemühten sich, zu erkennen, ob nicht die Mündung eines kleinen Rio unter dem Gezweige der Tropenbäume sich öffnete, dessen Windungen sie nach dem Innern hinein hätten folgen können. An dieser Stelle fanden
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