Nord gegen Süd
Marino-Bucht… In die Evergladen… nach der Insel Carneral geschleppt…. Zettel diesem jungen Sclaven… für Mr. Burbank… anvertraut…«
Es waren Schriftzüge, welche Mars gar zu gut kannte.
»Zermah!…« rief er.
Bei Nennung dieses Namens schlug der Sterbende die Augen wieder auf und senkte, wie zur Bestätigung, ein wenig den Kopf.
Gilbert richtete ihn vorsichtig halb empor und fragte:
»Zermah?…
– Ja!
– Und Dy?…
– Auch.
– Wer hat Dich so schwer verletzt?
– Texar!«
Das war das letzte Wort des jungen Sclaven, der jetzt todt auf sein Blätterlager zurücksank.
Achtes Capitel.
Von Camdleß-Bay nach dem Washington-See.
Noch denselben Abend, kurz vor Mitternacht, waren Gilbert und Mars wieder im Castle-House zurück; doch welche Schwierigkeiten hatten sie zu überwinden gehabt, um aus der Schwarzen Bucht wieder herauszukommen! Als sie das Blockhaus verließen, begann schon die Nacht über das Thal des Saint-John herabzusinken und unter den Bäumen der düsteren Lagune herrschte bereits tiefe Finsterniß. Ohne eine Art Instinct, der Mars jetzt in der Dunkelheit noch durch die engen Wasserstraßen und zwischen dem endlosen Inselgewirr leitete, hätten sie weder der Eine noch der Andere den Lauf des Flusses wieder finden können. Zwanzigmal mußte ihr Boot wohl vor einer geschlossenen Stelle Halt machen und wieder umkehren, um einen fahrbaren Weg aufzusuchen. Immer mußten sie frische harzreiche Zweige anzünden und am Vordertheile des Canots befestigen, um so gut es anging, das Fahrwasser zu beleuchten. Am allerschlimmsten gestalteten sich diese Schwierigkeiten, als Mars sich bemühte den einzigen Ausgang zu finden, der dem Wasser der Bucht als Verbindung mit dem Saint-John diente. Der Mestize erkannte zuerst die Stelle nicht wieder, durch welche sie nur vor wenig Stunden hierher eingedrungen waren, obwohl er sie durch Umbrechen verschiedener Rohrstengel bezeichnet hatte.
Gilbert kniete neben dem Sterbenden. (S. 309.)
Zum Glück war die Fluth im Fallen und das Boot konnte sich der Strömung überlassen, welche nach diesem natürlichen Abfluß hintrieb. Drei Stunden später und nachdem sie die zwanzig Meilen von der Schwarzen Bucht bis Camdleß-Bay in rascher Fahrt zurückgelegt, landeten Gilbert und Mars am Pier der Ansiedlung.
Im Castle-House wartete man ihrer. Noch hatten weder James Burbank noch einer der Seinigen ihre Zimmer aufgesucht, da Alle diese ungewöhnliche Verzögerung beunruhigte. Gilbert und Mars pflegten sonst stets mit Anbruch des Abends heimzukehren, und heute blieben sie so lange aus. Natürlich erfüllte das Alle mit einiger Angst, wenn man wie als Trost dafür auch die Erklärung darin zu finden meinte, daß sie wahrscheinlich eine neue Spur gefunden, daß ihre Nachforschungen vielleicht zu unerwartetem Erfolge geführt hätten.
Endlich kamen sie, und bei ihrem Eintritte in die Halle eilten ihnen Alle entgegen.
»Nun, wie steht’s, Gilbert? rief James Burbank.
– Lieber Vater, antwortete der junge Officier, Alice hatte sich doch nicht getäuscht!… Texar ist es gewesen, der meine Schwester und Zermah entführte.
– Hast Du dafür Beweise?
– Hier, lies selbst!«
Gilbert reichte ihm das zerknitterte Stückchen Papier, welches die wenigen, von der Hand der Mestizin geschriebenen Worte trug.
»Ja, fuhr er fort, nun giebt’s keinen Zweifel mehr, der Spanier ist der schurkische Räuber! Seine beiden Opfer hat er nach der kleinen Befestigung in der Schwarzen Bucht selbst gebracht oder dahin bringen lassen. Dort hat er gewohnt, ohne daß wir etwas davon ahnten. Ein armer Sclave, dem Zermah dieses Papierstückchen anvertraute, um es im Castle-House abzuliefern, und von dem sie jedenfalls erfahren hatte, daß Texar sich nach der Insel Carneral zurückzuziehen beabsichtigte, hat den Dienst, den er ihr leisten wollte, mit dem Leben bezahlen müssen. Wir haben ihn, von Texar’s Hand tödlich verwundet, nur sterbend aufgefunden, und jetzt ist er todt. Doch wenn Dy und Zermah auch nicht mehr in der Schwarzen Bucht weilen, so wissen wir mindestens, nach welchem Theile Floridas man sie geschleppt hat, nach den Evergladen nämlich, und von dort müssen wir sie uns holen. Schon morgen, lieber Vater, gleich morgen brechen wir auf…
– Wir sind bereit, Gilbert.
– Also morgen!«
In das Castle-House war ein neuer Hoffnungsschimmer eingezogen, denn jetzt brauchte man keine Zeit mehr in unfruchtbaren Nachforschungen zu vergeuden. Frau Burbank fühlte sich,
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