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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in Verbindung zu treten, in Hafenschaluppen geworfen, während Andere in den großen, einmastigen Dogres (das sind Flußschiffe, ähnlich den holländischen, zum Häringsfange dienenden Fahrzeugen) Platz nahmen, welche man so zahlreich auf dem Wasser des Saint-John bemerken kann.
    Seit dem vorhergehenden Tage waren nämlich sehr ernsthafte Nachrichten vom Kriegsschauplatz eingegangen. Die geplanten Operationen, deren Gilbert Burbank in seinem Briefe Erwähnung gethan, wurden allmählich ins Werk gesetzt. Man wußte recht gut, daß die Flottille des Commodore Dupont in nächster Zeit unter Segel gehen und daß General Sherman diese mit Landungstruppen begleiten sollte. Nach welcher Seite diese Expedition sich richten würde, das blieb bisher noch unbestimmt, obwohl Alles darauf hindeutete, daß dieselbe den Saint-John und die Küste von Florida angreifen werde. Nach Gilbert war jetzt also Florida unmittelbar bedroht, von einem Einfalle föderalistischer Heere überzogen zu werden.
    Als der Dampfer, der von Florida kam, an der Pfahlwand des Hafens von Jacksonville angelegt hatte, konnten dessen Passagiere jene Nachrichten nur allseitig bestätigen. Sie vervollständigten dieselben übrigens noch dahin, daß Commodore Dupont in der Bai von Saint-Andreas vor Anker gehen werde, um den günstigen Augenblick abzuwarten, wo er sich einen Weg durch die enge Wasserstraße neben der Insel Amelia und in die Mündung des Saint-John erzwingen könne.
    Sofort zerstreuten sich alle Gruppen in der Stadt und scheuchten dabei eine Menge jener großen Urubus auf, denen hier die Reinigung der Straßen allein obliegt. Alles schrie erregt durcheinander.
    »Stand halten gegen die Nordstaatler! Nieder mit den Nordstaatler!« so lauteten die wilden Rufe, welche einzelne, Texar ergebene Rädelsführer unter das schon an sich aufgeregte Volk schleuderten. Auf dem großen Platze vor dem Court-House, dem Gerichtsgebäude, und bis zur bischöflichen Kirche hin kam es zu stürmischen Kundgebungen, und es kostete den Behörden keine geringe Mühe, das Aufbrausen der Volksmassen zu dämpfen, obgleich die Einwohner von Jacksonville, wie schon oben bemerkt, bezüglich der Frage der Sclaverei getheilter Ansicht waren. In solchen erregten Zeiten machen aber bekanntlich die frechsten Schreier und die hitzigsten Tollköpfe die Gesetze, während die gemäßigten Elemente der Herrschaft jener so gut wie immer unterliegen.
    Vorzüglich war es in den Gasthäusern und Tiendas, wo die von starken Getränken angefeuerten Kehlen am lautesten wurden. »Die Bierbankhelden« – wie man bei uns sagen würde – entwickelten hier ihre Pläne, um dem Einfalle einen unüberwindlichen Widerstand entgegenzusetzen.
    »Sofort müssen Milizen nach Fernandina gesendet werden! rief nun der Eine.
    – In der Einfahrt zum Saint-John müssen Schiffe versenkt werden, brüllte ein Anderer.
    – Wir müssen rund um die Stadt Erdbefestigungen aufwerfen und diese mit Kanonen spicken!
    – Und auf der Eisenbahn von Fernandina nach Cedar-Keys schleunigst Hilfe herbeiholen!
    – Auch das Leuchtfeuer muß gelöscht werden, damit die Flotte nicht in der Nacht in die Mündungen eindringen kann!
    – Legt nur viel Torpedos in den Fluß!«
    Von dieser Kriegsmaschine hatte man, obwohl sie zur Zeit des Secessionskrieges etwas noch ganz Neues war, doch schon reden hören, und ohne zu wissen, wie dieselbe eigentlich wirkte, hielt man es doch für angezeigt, von ihr Gebrauch zu machen.
    »Vor Allem, erklärte einer der wüthendsten Redner in der Tienda Torillo’s, sind alle Nordstaatler der Stadt und diejenigen Südstaatler, welche mit jenen übereinstimmen, in sicheren Gewahrsam zu bringen!«
    Es wäre ja zu verwundern gewesen, wenn Niemand daran gedacht hätte, diesen Vorschlag zu machen, die
Ultima ratio
hirnverbrannter Parteigänger aller Zeiten. Derselbe wurde denn auch mit lauten Hochs aufgenommen. Zum Glück für die ehrbaren Leute von Jacksonville sollten die Behörden der Stadt denn doch noch etwas zögern, diesem Verlangen des Volkes nachzukommen.
    Auf ihrem Wege durch die Straßen hatte Zermah auf Alles, was hier vorging, ein scharfes Auge gehabt, um ihren von dieser Bewegung direct bedrohten Herrn darüber aufklären zu können. Wenn man einmal zu Gewaltmaßregeln schritt, so beschränkten sich diese gewiß nicht auf die Stadt allein, sondern auch über sie hinaus bis nach den Pflanzungen in der Grafschaft. Sicherlich hatte man dabei Camdleß-Bay in erster Linie im Auge. Das

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