Nord gegen Süd
veranlaßte die Mestizin, sich behufs Einziehung möglichst sicherer Nachrichten nach dem Hause zu begeben, das Herr Stannard außerhalb der Vorstadt bewohnte.
Es war das eine reizende, jede Bequemlichkeit bietende Stätte und angenehm in einer großen Oase gelegen, welche die Axt der Waldfäller an dieser Ecke der Ebene verschont hatte. In Folge der sorgsamen Aufmerksamkeit der Miß Alice, befand sich das Haus im Innern wie im Aeußern in völlig tadellosem Zustande. Man erkannte schon die einsichtsvolle und pflichtgetreue Hausfrau in dem jungen Mädchen, die der Tod ihrer Mutter sehr frühzeitig berufen hatte, das ganze Personal Walter Stannard’s zu überwachen.
Zermah wurde seitens des jungen Mädchens hochwillkommen geheißen. Miß Alice fing dieser gegenüber gleich an von Gilberts Brief zu sprechen. Zermah konnte ihr denselben fast wortgetreu wiederholen.
»Ja, er ist jetzt nicht entfernt, sagte Miß Alice, doch unter welchen Verhältnissen wird er nach Florida zurückkehren? Welche Gefahren können ihn noch vor dem Ausgange dieser Expedition bedrohen?
– Gefahren, Alice? nahm Mr. Stannard das Wort. Beruhige Dich! Gilbert hat beim Kreuzen an der Küste von Georgia und vorzüglich im Kampfe vor Port-Royal weit schlimmeren Gefahren die Stirn geboten. Ich bilde mir immer ein, der Widerstand der Floridier wird weder so furchtbar noch von langer Dauer sein. Was wollen sie beginnen mit dem Saint-John, auf dem die Kanonenboote bis ins Herz der Grafschaft eindringen können? Jede Vertheidigung scheint mir da sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich.
– O, sprächst Du doch wahr, lieber Vater, sagte Alice, und gebe der Himmel, daß dieser blutige Krieg bald sein Ende findet!
– Er kann nur mit der Niederwerfung des Südens ein Ende nehmen, erwiderte Mr. Stannard, das wird also noch lange dauern, und ich fürchte, daß Jefferson Davis mit seinen Generälen Lee, Johnston und Beauregard in den mittleren Staaten noch ernsten Widerstand leisten könne. Nein, die Bundestruppen werden mit den Conföderirten nicht allzuleichtes Spiel haben. Florida freilich können sie ohne Schwierigkeit in die Hand bekommen; leider sichert ihnen dieser Besitz keineswegs den endlichen Sieg.
– Wenn Gilbert nur keine Unklugheit begeht! sagte Miß Alice, die Hände ringend. Wenn er dem Verlangen nachgäbe, seine Familie auf einige Stunden wiederzusehen, da er sich dieser so nahe weiß…
– Dieser und – Ihnen, Miß Alice, unterbrach sie Zermah, denn gehören Sie nicht auch schon zur Familie Burbank?
– Ja, Zermah, mit dem Herzen!
– Nein, nein, Alice, fürchte deshalb nichts, bemerkte Mr. Stannard. Gilbert ist viel zu vernünftig, sich in dieser Weise einem Unfalle auszusetzen, zumal da Commodore Dupont doch nur wenige Tage brauchen wird, um sich Floridas zu bemächtigen. Es wäre eine nicht zu entschuldigende Tollkühnheit, sich hier ins Land zu wagen, so lange die Föderirten noch nicht Herrn desselben sind…
– Und gerade jetzt, wo die Geister so erregt sind, um jeder Gewaltthätigkeit fähig zu sein! setzte Zermah hinzu.
– Freilich, eben heute ist die Stadt in höchster Aufregung, bestätigte Mr. Stannard. Ich habe sie gesehen und gehört, diese Volksverführer, Texar verläßt sie seit sechs bis acht Tagen gar nicht mehr.
Es war eine reizende Stätte… (S. 70.)
Er treibt sie, spornt sie an, und die Uebelthäter werden schließlich die ganze Volksmasse zur Empörung reizen, und nicht nur gegen die Behörden allein, sondern auch gegen alle Einwohner, welche ihre Anschauungen nicht theilen.
– Halten Sie, Herr Stannard, sagte Zermah, es nicht für rathsamer, Jacksonville wenigstens während einiger Tage ganz zu verlassen? Es wäre doch ein Gebot der Vorsicht, hierher nicht zurückzukehren, bevor die föderirten Truppen in Florida eingetroffen sind. Herr Burbank hat mir aufgetragen, Ihnen zu wiederholen, daß er sich glücklich schätzen würde, Sie und Miß Alice im Castle-House zu sehen.
– Ja… ich weiß es… antwortete Mr. Stannard, ich habe Burbank’s Anerbieten nicht vergessen… Doch ist Castle-House denn sicherer als Jacksonville? Wenn diese Abenteurer, jene gewissenlosen Tollköpfe, zur Herrschaft kämen, würden sie sich dann nicht auch über das Land ausbreiten und würden nicht gerade die Pflanzungen zuerst der Verwüstung durch sie ausgesetzt sein?
– Herr Stannard, warf Zermah dagegen ein, im Falle der Gefahr scheint es mir besser, vereinigt zu sein….
– Zermah hat Recht, lieber
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