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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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werden, demjenigen Theile der Bevölkerung Widerstand zu leisten, der sich nun einmal den Sturz der jetzigen Obrigkeit Jacksonvilles zum Ziele gesetzt hatte.
    Als James Burbank auf dem Platze erschien, wurde er sofort erkannt und von den verschiedensten Seiten ertönten laute Ausrufe, die man schwerlich hätte zu seinen Gunsten deuten können. Einzelne muthigere Bürger umringten ihn; sie wollten nicht zulassen, daß ein ehrenwerther und geachteter Mann, wie der Pflanzer von Camdleß-Bay es war, schutzlos den Rohheiten der Menge preisgegeben sei. Schon indem er der ihm zugegangenen Vorladung nachkam, gab er einen gleichzeitigen Beweis von selbstbewußter Würde und Entschlossenheit. Das mußten Ehrlichdenkende ihm Dank wissen.
    James Burbank konnte sich also über den Platz Bahn brechen. Er gelangte nach der Thürschwelle des Court-Justice, trat ein und begab sich vor den Richtersitz, wohin er gegen alles Recht gerufen worden war.
    Der oberste Beamte der Stadt und seine Beisitzer befanden sich schon an ihrem Platze. Es waren gemäßigte Männer, denen man ihr gerechtes Urtheil nachrühmte. Es ist deshalb leicht verständlich, welchen Bedrohungen sie seit Ausbruch des Secessionskrieges stets ausgesetzt gewesen sein mochten. Welcher Muth gehörte nicht schon dazu, jetzt in ihrer Stellung zu bleiben, und welche Energie, sich auch darin zu erhalten. Wenn sie bisher noch allem Anstürmen aufrührerischer Elemente hatten widerstehen können, so lag das in dem Umstande, daß die Sclavenfrage gerade in Florida, wie wir wissen, die Geister nicht allzusehr erregte, während sie in den anderen Südstaaten alle Leidenschaften wachrief. Immerhin gewannen die separatistischen Anschauungen allmählich an Boden, und damit wuchs natürlich der Einfluß der zu einem Handstreiche vorbereiten Abenteurer und Landstreicher aus allen Theilen der Grafschaft. Ja, es war nur die Absicht, der öffentlichen Meinung ein Zugeständniß zu machen, daß die Behörden, dem Drucke tollster Hitzköpfe nachgebend, sich entschlossen hatten, James Burbank auf die Anklage eines der Führer jener Partei, des Spaniers Texar, vor ihre Schranken zu fordern.
     

    »Sie wollen sich nach Jacksonville begeben?…« (S. 84.)
     
    Das von der einen Seite beifällige, von der anderen mißfällige Murmeln, welches den Besitzer von Camdleß-Bay bei seinem Eintritte in den Saal empfing, beruhigte sich bald. Vor der Schranke stehend, mit dem ruhigen Blicke eines Mannes, den nichts zu erschüttern vermag, wartete James Burbank nicht einmal, bis der Richter die gewöhnliche Vorbefragung begann.
    »Sie haben James Burbank vorladen lassen, sagte er mit fester Stimme. James Burbank steht vor Ihnen!«
    Trotzdem erfüllte man zunächst die vorgeschriebenen Formalitäten, bei welchen Burbank ganz kurz und bündig die verlangten Antworten gab. Dann fragte er:
    »Wessen beschuldigt man mich?
    – Durch Worte oder vielleicht auch durch Thaten den Anschauungen und Hoffnungen feindlich entgegenzuwirken, welche jetzt Florida erfüllen.
    – Und wer klagt mich an? forschte James Burbank weiter.
    – Ich!«
    Dieses Wort kam von Texar; James Burbank hatte dessen Stimme erkannt. Er wandte darauf nicht einmal den Kopf nach dessen Seite hin, sondern begnügte sich, über diesen erbärmlichen Ankläger, der ihn in diese Lage gebracht, verächtlich mit den Achseln zu zucken.
    Die Begleiter und Anhänger Texar’s feuerten ihren Führer durch Zurufe und bedeutsame Handbewegungen weiter an.
    »Zunächst, sagte dieser, schleudere ich James Burbank die Thatsache seiner Eigenschaft als geborener Nordstaatler ins Gesicht. Seine Anwesenheit in Jacksonville ist inmitten eines conföderirten Staates schon eine andauernde Beleidigung. Da er nach Herz und Abstammung den Nordstaatlern zugehört, warum ist er nicht wieder nach dem Norden gezogen?
    – Ich bin in Florida, weil es mir paßt daselbst zu sein, antwortete James Burbank. Seit zwanzig Jahren wohne ich in dieser Grafschaft. Wenn ich hier nicht geboren bin, weiß man wenigstens, woher ich stamme. Das mögen sich Die gesagt sein lassen, deren Vergangenheit man nicht kennt, die sich hüten, vor Anderer Augen zu wohnen und deren Privatleben mit gerechterem Grunde untersucht zu werden verdient, als das meinige.«
    Texar, der doch durch diese Antwort direct angegriffen war, veränderte sich nicht.
    »Und dann…? fuhr James Burbank fort.
    – Dann?… nahm der Spanier wieder das Wort. In dem Augenblicke, wo das Land sich für Beibehaltung der

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