Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Stunde begegnete.
    – Nun, da hätten wir es ja, meinte Edward Carrol, was diesen Leuten den Kamm so schwellen gemacht hat.
    – Die Armee Sherman’s, die Flotille Dupont’s werden also nicht eintreffen! rief Frau Burbank.
    – Wir haben erst den 26. Februar, erwiderte Miß Alice, und nach Gilberts Brief würden die föderirten Schiffe vor dem 28. nicht in See gehen.
    – Und dann haben sie erst noch bis zu den Mündungen des Saint-John hinunterzusegeln, setzte Mr. Stannard hinzu, darauf sind die Durchfahrten zu forciren und es gilt auch die Barre zu überschreiten und bis Jacksonville hinunterzudampfen. Das erfordert mindestens zehn Tage….
    – Zehn Tage! murmelte Alice.
    – Zehn Tage!… rief auch Frau Burbank, und wie viel Unheil kann bis dahin über uns kommen!«
    James Burbank hatte an dem Gespräch keinen Theil genommen. Er überlegte. Gegenüber der ihm zugegangenen Vorladung fragte er sich, was er thun solle.
    Folgte er der Ladung nicht, so lief er Gefahr, den ganzen Pöbel von Jacksonville unter offener oder stillschweigender Zustimmung der Behörden sich auf Camdleß-Bay stürzen zu sehen und damit seine Familie ganz unberechenbaren Gefahren auszusetzen. Nein, es war besser, in dieser Angelegenheit mit eigener Person einzutreten. Sollte dadurch wirklich seine Freiheit, selbst sein Leben bedroht werden, so durfte er doch hoffen, diese Gefahr auf sich allein beschränkt zu sehen.
    Frau Burbank betrachtete ihren Gatten mit lebhafter Unruhe; sie fühlte, daß dieser mit sich kämpfte, und zögerte deshalb, eine Frage an ihn zu richten. Auch Miß Alice, Mr. Stannard oder Edward Carrol wagten es nicht ihn zu fragen, welche Antwort er auf den von Jacksonville eingetroffenen Befehl zu geben denke.
    Da war es die kleine Dy, welche sich, natürlich unbewußt, zum Dolmetscher der Empfindungen Aller machte. Sie war nahe an ihren Vater herangetreten, der sie auf seine Knie gesetzt hatte.
    »Papa? begann das Kind.
    – Was willst Du, mein Herzchen?
    – Wirst Du zu den bösen Leuten gehen, die uns so viel Unglück bereiten wollen?
    – Ja… ich werde gehen!…
    – James!… rief Frau Burbank.
    – Es muß sein!… Es ist meine Bürgerpflicht!… Ich werde gehen.«
    James Burbank hatte sich so entschieden geäußert, daß es unnütz gewesen wäre, seinen Entschluß, dessen mögliche Folgen er gewiß allseitig erwogen hatte, weiter bekämpfen zu wollen. Seine Gattin hatte sich ihm genähert, sie schmiegte sich an ihn und preßte ihn in die Arme, aber sie sagte nichts mehr. Was hätte sie auch noch anführen können?
    »Liebe Freunde, begann da James Burbank, es ist Alles in Allem nicht unwahrscheinlich, daß wir die Tragweite dieses auffallenden Willküractes bedeutend überschätzen. Was kann mir denn vorgeworfen werden? Etwas Thatsächliches gewiß nicht, das wissen Alle zu gut. Will man gar meine Anschauungen als straffällig anfechten… sie mögen es versuchen! Meine Anschauungen gehören mir! Ich habe sie vor meinen Widersachern nie verhehlt, und was ich mein ganzes Leben lang gedacht habe, das kann und werde ich Jedermann, wenn es sein muß, auch offen ins Gesicht wiederholen.
    – Wir begleiten Dich, sagte Edward Carrol.
    – Ja, fiel Mr. Stannard zustimmend ein. Wir lassen Sie nicht ohne uns nach Jacksonville gehen.
    – Nein, liebe Freunde, entgegnete James Burbank. Mir allein gilt die Vorladung, vor dem Richtercollegium im Court-Justice zu erscheinen, und ich werde demnach allein gehen. Es könnte überdies der Fall eintreten, daß ich mehrere Tage zurückgehalten würde, das bedingt um so dringender Eure fernere Anwesenheit auf Camdleß-Bay, denn Euch allein muß ich inzwischen unsere Familie anvertrauen.
    – Du willst uns also verlassen, Papa? schluchzte die kleine Dy.
    – Ja, mein Schatz, antwortete James Burbank fast heiteren Tones. Doch wenn ich auch morgen nicht mit Dir frühstücken sollte, so kannst Du darauf zählen, daß ich wenigstens zur Mittagszeit zurück bin, und den Abend verbringen wir wieder Alle miteinander. – Ah, gut, daß ich’s nicht vergesse, so kurze Zeit ich auch nur in Jacksonville bleibe, werd’ ich doch Zeit genug haben, Dir irgend etwas zu kaufen. Was würde Dir denn eine rechte Freude machen? – Was soll ich Dir mit heimbringen?
    – Dich, mein guter Papa… Dich!…« antwortete das Kind.
    Nach diesem Worte, welches so recht bezeichnend die Wünsche Aller ausdrückte, trennte sich die Familie und James Burbank ordnete nur noch diejenigen Sicherheitsmaßregeln an,

Weitere Kostenlose Bücher