Nord gegen Süd
schleuderte:
»Nun, so geben Sie doch Ihre eigenen Sclaven frei, da Sie Gegner der Sclaverei sind!
– Das werd’ ich auch thun, erklärte James Burbank. Ich werde es sofort thun, wenn die Stunde dazu herangekommen ist.
– Wirklich!… Ja, ja, Sie werden es thun, sobald die föderirten Truppen in Florida die Herren geworden sind! warf Texar ein. Sie brauchen eben die Soldaten Sherman’s und die Seeleute Dupont’s, um den Muth zu finden, Ihre Handlungen und Ihre Ansichten in Einklang zu setzen. Ja freilich, das ist klug – aber feig obendrein!
– Feig! fuhr James Burbank, ohne eine Ahnung, daß ihm sein Gegner nur eine Falle zu stellen suchte, entrüstet auf.
– Ja, feig! wiederholte Texar. Wagen Sie es doch, Ihre Anschauungen in Thatsachen zu übersetzen! Bisher konnte man nur zu dem Glauben verleitet werden, daß Sie eine wohlfeile Popularität zu erhaschen suchen, um sich bei den Nordstaatlern einen Stein ins Brett zu setzen. Ja, dem Scheine nach Feind der Sclaverei, sind Sie doch im Grunde und aus Interesse nichts anderes als ein Anhänger derselben!«
James Burbank hatte sich auf diese schamlose Beleidigung hin erhoben und warf seinem Ankläger einen tief verächtlichen Blick zu. Das war mehr als er ertragen konnte. Ein derartiger Vorwurf der Scheinheiligkeit stand in zu grellem Widerspruch gegen sein ganzes, aller Welt offen vor Augen liegendes und loyales Leben.
»Bürger von Jacksonville, rief er so laut, daß ihn Alle verstehen mußten, von diesem Tage ab besitze ich keinen einzigen Sclaven mehr; heute noch verkünde ich die Freigebung aller Sclaven auf dem ganzen Gebiete von Camdleß-Bay!«
Zuerst antworteten dieser unerschrockenen Erklärung nur laute Hurrahs. Ja, es gehörte nicht wenig Muth zur Abgabe derselben – vielleicht mehr Muth als Klugheit. James Burbank hatte sich eben von seiner gerechten Entrüstung fortreißen lassen.
Es lag ja zu klar auf der Hand, daß eine solche Maßnahme die anderen Pflanzer von Florida mit großem Nachtheile bedrohte. Im Saale des Court-Justice blieb denn auch die Gegenwirkung nicht aus. Die ersten, dem Ansiedler auf Camdleß-Bay geltenden Beifallsrufe wurden bald erstickt durch das wüste Geschrei nicht nur Derer, welche der Sclaverei aus Grundsatz hold waren, sondern auch Solcher, welche der Sclavenfrage bisher ziemlich theilnahmslos gegenübergestanden hatten. Ja, Texar’s Freunde hätten sich diesen lauten Ausbruch des Unwillens gern zunutze gemacht, um gegen James Burbank handgreiflich zu werden, wenn der Spanier selbst sie nicht davon zurückgehalten hätte.
»Laßt ihn gewähren, sagte er. James Burbank hat sich schon selbst entwaffnet und von jetzt ab gehört er uns!«
Diese Worte, deren Bedeutung der Leser bald fassen lernen wird, genügten, die zu Gewaltthätigkeiten Geneigten wieder in die nöthigen Schranken zu verweisen. James Burbank entging auch jeder Belästigung, als ihm der
James Burbank hatte sich erhoben. (S. 95.)
Richter seine Entlassung eröffnet hatte. Mangels jeden Beweises lag keine Ursache vor, der verlangten Einsperrung James Burbank’s Folge zu geben. Später, wenn der auf seinen Aussagen beharrende Spanier Beweise beibrächte, um James Burbank des Einverständnisses mit dem Feinde zu überführen, sollte die Untersuchung wieder aufgenommen werden. Bis dahin war und blieb James Burbank frei.
Die Sclaven waren bei der Arbeit. (S. 104.)
Freilich sollte diese öffentlich abgegebene Erklärung bezüglich der Freilassung des gesammten Arbeitspersonals auf Camdleß-Bay später gegen die städtischen Behörden und zu Gunsten der zum Aufstande drängenden Partei bis zum Aeußersten ausgenützt werden.
Trotz alledem wußten es die Polizeibeamten zu hindern, daß es gegen James Burbank, als dieser den Court-Justice verließ und darauf von einer ihm gewiß sehr übel gesinnten Volksmenge verfolgt wurde, nicht zu Thätlichkeiten kam. Die Sache verlief mit Verwünschungen, Bedrohungen, doch ohne Bethätigung von Gewalt. Offenbar beschützte Jenen der Einfluß Texar’s. James Burbank konnte also die Quaianlagen des Hafens erreichen, wo sein Boot ihn erwartete. Hier nahm er von seinem Geschäftsfreunde, Mr. Harvey, der ihn nicht verlassen hatte, Abschied. Dann segelte er hinaus und war bald über die Tragweite des Geschreies hinaus, mit dem die Pöbelhaufen seine Abfahrt begleiteten.
Da die Fluth im Sinken war, setzte ihn das von der Strömung beeinträchtigte Boot erst nach zwei Stunden an der Landungsbrücke
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