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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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war.
    »Gewiß, sagte er, zu jener Zeit ist nach Camdleß-Bay ein fremder Mann gekommen, doch das war nur ein Bote. Er gehörte auch nicht zur föderirten Armee, sondern brachte nur ein Schreiben von meinem Sohne…
    – Von Ihrem Sohne, fiel Texar rasch ein, von Ihrem Sohne, der, wenn wir recht unterrichtet sind, in den Dienst der Unionstruppen getreten ist; von Ihrem Sohne, der vielleicht in den ersten Reihen der Feinde steht, welche jetzt zu einem Einfall nach Florida unterwegs sind.«
    Die Heftigkeit, mit der Texar diese Worte hervorpolterte, verfehlten nicht einen sehr lebhaften Eindruck auf die Zuhörer. Wenn James Burbank nach dem Zugeständniß, ein Schreiben seines Sohnes erhalten zu haben, auch ferner noch zugab, daß Gilbert in die föderalistische Armee eingetreten sei, wie wollte er sich dann gegen die Beschuldigung, Verbindungen mit den Feinden der Südstaaten unterhalten zu haben, wirksam vertheidigen?
    »Wollen Sie auf die behaupteten und Ihren Sohn betreffenden Thatsachen Auskunft geben? fragte der Richter.
    – Nein, Herr Richter, erwiderte James Burbank festen Tones, ich habe darauf nichts zu erklären. Um meinen Sohn handelt es sich hier, so viel ich weiß, überhaupt nicht. Nur ich allein bin beschuldigt, ein Einverständniß mit den Bundestruppen gepflogen zu haben, das aber lehne ich bestimmt ab und überlasse es dem Manne, dessen Anklagen gegen mich nur persönlichem Hasse entstammen, dafür einen einzigen Beweis beizubringen.
    – Er gesteht also doch schon zu, daß sein Sohn in diesem Augenblick unter den Reihen der Föderirten kämpft, rief Texar.
    – Ich habe nichts zuzugestehen… nichts! entgegnete James Burbank. Es ist Ihre Sache, zu beweisen, was Sie gegen mich vorbringen.
    – Gut… ich werde es noch beweisen! versetzte Texar. Binnen wenig Tagen werd’ ich im Besitz des Beweises sein, den man von mir verlangt, und wenn ich den erst in der Hand habe…
    – Wenn Sie ihn haben, fiel ihm der Richter in die Rede, so können wir weiter über diese Angelegenheit verhandeln. Bis dahin sehe ich aber nicht, gegen welche Anschuldigungen sich James Burbank hier zu verantworten hätte.«
    Mit dieser Erklärung erwies sich der Richter als ein Mann von ehrlicher Gerechtigkeitsliebe. Er hatte damit gewiß ganz recht. Leider hatte er unrecht, recht zu haben gegenüber einem Zuhörerkreise, der von vornherein gegen den reichen Pflanzer auf Camdleß-Bay eingenommen war. Es kam also als Antwort auf diese Erklärung zu einem unwilligen Murren, ja, selbst zu wirklichen Einreden seitens der unbefriedigten Anhänger Texar’s. Der Spanier verstand diese Meinungsäußerungen gut genug, und indem er ferner von jeder Herbeiziehung Gilbert Burbank’s absah, beschränkte er sich nur auf Anschuldigungen gegen dessen Vater.
    »Ja wohl, wiederholte er, ich werde durch Beweise meine Behauptung erhärten, daß James Burbank in heimlicher Verbindung mit dem Feinde steht, der einen Ueberfall Floridas vorbereitet. Doch davon jetzt abgesehen, bilden ja schon die Anschauungen, die er ungescheut an dieser Stelle vertritt, Anschauungen, welche zur Lösung der Sclavenfrage im Sinne unserer Feinde hinneigen, eine öffentliche Gefahr. Ich verlange also im Namen aller Besitzer von Sclaven, welche sich niemals dem Joch beugen werden, das der Norden ihnen aufzuerlegen sacht, daß man sich seiner Person versichere.
    – Ja!… Richtig!« riefen die Genossen Texar’s, während ein Theil der Anwesenden vergeblich gegen ein solches nicht zu rechtfertigendes Verlangen Einspruch erhob.
    Als es dem Richter gelungen, die Ruhe im Verhandlungssaale herzustellen, konnte Burbank sich wieder äußern.
    »Ich widersetze mich mit aller Macht, mit allem auf meiner Seite stehenden gesetzlichen Rechte, gegen die Willkürmaßregel, zu der man den Gerichtshof zu drängen sacht, erklärte er bestimmt. Ich mag ja Abolitionist sein, ja, ich habe das ja schon zugestanden, ich denke aber, bei unseren auf freiester Grundlage beruhenden Gesetzen sind Anschauungen jeder Art frei. Bisher hat es noch nicht als Verbrechen gegolten, Gegner der Sclaverei zu sein, und wo keine Schuld vorliegt, ist auch das Gesetz ohnmächtig, eine Strafe zu verhängen.«
    Noch zahlreichere Zustimmungen schienen James Burbank Recht zu geben. Zweifelsohne hielt auch Texar die Gelegenheit für gegeben, seine das Ziel nicht bestreichenden Geschütze anders aufzufahren. Es ist also nicht zu verwundern, wenn er James Burbank die unerwartete Aufforderung ins Gesicht

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