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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von Camdleß-Bay ab, wo er von seiner Familie schon sehnsüchtig erwartet wurde. Welche Freude erregte aber das Wiedersehen in dieser ganzen kleinen Welt, die so vielen Grund zu der Befürchtung gehabt hatte, ihn vielleicht von den Seinigen ferngehalten zu sehen!
    »O nein, sagte er zu der kleinen Dy; ich hatte Dir versprochen, zum Mittagessen zurück zu sein, mein lieber Schatz, und Du weißt, daß ich meine Versprechungen stets einhalte!«
Achtes Capitel.
Die letzte Sclavin.
    Noch am nämlichen Abend setzte James Burbank die Seinigen in Kenntniß von dem, was im Courte-Justice vorgegangen war. Er enthüllte ihnen das gehässige Auftreten Texar’s. Nur auf Drängen dieses Mannes und der Pöbelmengen von Jacksonville war seine Vorladung dahin erfolgt. Die Haltung der Behörden in dieser für sie recht mißlichen Angelegenheit verdiente dagegen alles Lob. Auf die Beschuldigung seines Einvernehmens mit den Föderirten hatten sie nur mit der Forderung von Beweisen, welche dieselbe stützen konnte, geantwortet. Da Texar diese Beweise nicht vorzulegen vermochte, war James Burbank frei ausgegangen.
    Bei Gelegenheit jener haltlosen Beschuldigungen war jedoch auch der Name Gilberts mit gefallen. Im Allgemeinen schienen auch Fernerstehende nicht daran zu zweifeln, daß der junge Mann sich unter den Truppen des Nordens befand, und James Burbank’s Weigerung, auf diese Nebenfrage einzugehen, mußte ja einem halben Zugeständnisse seinerseits gleichkommen.
    Es ist also begreiflich, welche Furcht und Angst sowohl Frau Burbank und Miß Alice, wie überhaupt die ganze, so schwer bedrohte Familie peinigte, denn wie leicht konnten sich die Tollköpfe von Jacksonville für den ihnen nicht erreichbaren Sohn an dessen Vater halten. Von Texar lief es ohne Zweifel mehr auf Prahlerei hinaus, wenn er versprach, zur Erhärtung jener Behauptung binnen wenigen Tagen Beweise zur Stelle zu schaffen. Andrerseits war doch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß ihm das irgendwie gelang, und dann gestaltete sich die Lage allerdings höchst bedenklich.
    »Mein armer Gilbert! seufzte Frau Burbank. Ihn so in der Nähe Texar’s zu wissen, der zur Erreichung seines Zieles gewiß vor nichts zurückschreckt!
    – Sollten wir ihm über die Vorgänge in Jacksonville nicht eine Mittheilung zugehen lassen können? schlug Miß Alice vor.
    – Ja, setzte Mr. Stannard hinzu. Wäre es nicht wenigstens angezeigt, ihn wissen zu lassen, daß jede Unklugheit von seiner Seite für seine Angehörigen wie für ihn selbst die schlimmsten Folgen haben müsse?
    – Wie sollten wir ihn aber benachrichtigen? warf James Burbank ein. Es ist nur zu wahrscheinlich, daß Camdleß-Bay unablässig von Spionen belauert wird. Schon der Bote, den uns Gilbert gesandt hatte, ist bei seiner Rückkehr beobachtet und verfolgt worden. Jeder Brief, den wir etwa schrieben, könnte Texar in die Hände fallen; jeder Mann, den wir mit einer mündlichen Nachricht absendeten, könnte unterwegs abgefangen werden. Nein, liebe Freunde, unternehmen wir nichts, was die ohnehin schwierige Lage noch verschlimmern könnte, und gebe der Himmel, daß die föderalistische Armee nicht zögert, Florida zu besetzen. Es ist die höchste Zeit für die Minderzahl ehrbarer Leute, welche sich von der großen Mehrzahl von Schurken bedroht sieht.«
    James Burbank hatte ganz recht. Bei der Ueberwachung, welche jedenfalls rings um seine Pflanzung stattfand, wäre es sehr unklug gewesen, einen Briefwechsel mit Gilbert zu versuchen. Uebrigens nahte ja der ersehnte Augenblick, wo James Burbank und die hiesigen Anhänger der Nordstaaten unter dem Schutze der föderirten Armee wieder Sicherheit finden mußten.
    Am folgenden Tage schon sollte Commodore Dupont von der Rhede von Edisto aus unter Segel gehen. Vor Ablauf von drei Tagen durfte man also der Nachricht entgegensehen, daß die Flotte, nachdem sie längs der Küste von Georgia herabgefahren, in der Bai von Saint-Andrews erschienen sei.
    James Burbank schilderte dann den ernsten Zwischenfall, zu dem es vor dem Richterstuhle in Jacksonville gekommen war. Er setzte auseinander, wie er auf die ihm von Texar bezüglich seiner Haltung gegenüber den Sclaven von Camdleß-Bay ins Gesicht geschleuderte Herausforderung habe antworten müssen. Pochend auf sein Recht und seinem Gewissen nachgebend, habe er ganz öffentlich die Absicht einer sofortigen Freilassung der Sclaven seiner Besitzung angekündigt. Was noch keiner der südlichen Staaten zu verkündigen gewagt, ohne

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