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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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durch die Entscheidung der Waffen dazu genöthigt gewesen zu sein, das hatte er freiwillig und auf eigene Eingebung hin gethan.
    Gewiß eine ebenso kühne als edelmüthige Erklärung. Welche Folgen dieselbe haben werde, ließ sich zunächst nicht voraussehen. Jedenfalls war jene nicht derart, um die Lage James Burbank’s inmitten eines ausgesprochenen Sclavenstaates minder bedrohlich zu gestalten. Vielleicht konnte sie gewisse Anzeichen schon unter der Oberfläche liegender Empörungen unter den Sclaven der anderen Pflanzungen hervorrufen. Immerhin! Die Familie Burbank billigte, ergriffen von der Hochsinnigkeit dieser Handlungsweise, ohne Rückhalt, was deren Oberhaupt gethan hatte.
    »James, ließ Frau Burbank sich vernehmen, was auch daraus folgen möge, Du hast ganz recht gethan, die gehässige Nachrede, welche jener Texar gemein genug war, Dir unter die Augen zu sagen, in dieser Weise zu entkräften.
    – Wir sind stolz auf Dich, Vater, setzte Miß Alice hinzu, die Mr. Burbank hier zum ersten Male diesen Namen gab.
    – Und, meine liebe Tochter, antwortete James Burbank, wenn Gilbert und die Föderirten in Florida eindringen, so werden sie keinen einzigen Sclaven mehr auf Camdleß-Bay vorfinden.
    – Ich danke Ihnen, Herr Burbank, sagte da Zermah, ich danke Ihnen im eigenen Namen und im dem meiner Genossen. Was mich betrifft, so habe ich mich bei Ihnen freilich niemals als Sclavin gefühlt. Ihre Güte, Ihr Edelmuth hatten mich schon ebenso frei gemacht, wie ich es heute bin.
    – Du hast Recht, Zermah, antwortete Frau Burbank. Sclavin oder Freigelassene, wir werden Dich deshalb nicht minder lieb behalten.«
    Zermah hatte vergeblich versucht, ihre innere Erregung zu bemeistern. Sie nahm die kleine Dy in die Arme und preßte sie an ihre Brust.
    Die Herren Carrol und Stannard hatten James Burbank’s Hand mit größter Wärme gedrückt, das sagte diesem, daß sie ihm beistimmten und seine ebenso kühne als gerechte Handlungsweise gern anerkannten.
    Unter dem Eindrucke dieses Edelmuthes kann es nicht wundernehmen, daß die Familie Burbank einstweilen völlig vergaß, wie die Handlungsweise James Burbank’s in Zukunft doch manche Ungelegenheit herbeiführen könnte.
    Auf Camdleß-Bay dachte aber gewiß Niemand daran, James Burbank deshalb zu tadeln, außer jedenfalls der Inspector Perry, wenn er von dem erfuhr, was sich inzwischen zugetragen hatte. Dieser befand sich jedoch gerade auf einer Rundfahrt durch die Ansiedlung und konnte vor Einbruch der Nacht nicht zurückkehren.
    Es war jetzt schon spät geworden. Man trennte sich; James Burbank meldete aber zuvor noch, daß er am folgenden Morgen seinen Sclaven deren Freilassungsschein einhändigen würde.
    »Wir werden bei Dir sein, James, antwortete Frau Burbank, wenn Du sie für frei erklärst.
    – Ja, Alle! setzte Edward Carrol hinzu.
    – Und ich auch, Vater? fragte die kleine Dy.
    – Ja, Du auch, mein Herz, Du auch.
    – Meine gute Zermah, wandte sich das Kind an diese, wirst Du nachher von uns fortgehen?
    – Nein, mein Kind, antwortete Zermah, nein; Dich verlaß ich nimmermehr!«
    Jeder zog sich dann, nachdem die gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln zur Sicherheit des Castle-House getroffen waren, nach seinem Zimmer zurück.
    Am anderen Morgen war die erste Person, welche James Burbank in dem das Wohnhaus umgebenden Parke antraf, gerade Mr. Perry. Da das Geheimniß streng gewahrt worden war, wußte der Verwalter noch von nichts; er vernahm es jedoch alsbald aus dem Munde James Burbank’s selbst, der die grenzenlose Verblüffung des Mr. Perry schon vorauszusehen schien
    »O, Herr Burbank!… Herr Burbank!«
    Der würdige Mann war so außer Fassung gebracht, daß er keine Erwiderung fand.
    »Die Sache kann Sie doch eigentlich nicht überraschen, Perry, fuhr James Burbank fort. Ich bin den Ereignissen einfach zuvorgekommen. Sie wissen ja, daß die Freilassung der Sclaven eine Maßregel ist, die sich jedem auf seine Würde haltenden Staate unbedingt aufnöthigt.
    – Auf seine Würde, Herr Burbank! Was hat hiermit denn die Würde des Staatswesens zu thun?
    – Sie haben von dem Worte Würde keine rechte Vorstellung, Perry. Nun, dann jedem auf seine Interessen achtenden Staat.
    – Seine Interessen… seine Interessen, Herr Burbank! Sie wagen zu sagen, seine Interessen?
    – Ja gewiß, und die kommende Zeit wird Ihnen gar nicht lange den Beweis dafür schuldig bleiben, lieber Perry.
    – Wo soll man dann aber das nöthige Personal für die Pflanzungen hernehmen,

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