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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Herr Burbank?
    – Immer aus dem Volk der Schwarzen, Perry.
    – Doch wenn die Schwarzen vom Zwange dieser Arbeit befreit sind, werden sie nicht mehr arbeiten wollen.
    – Im Gegentheil, sie werden arbeiten, ja sogar mit größerem Eifer, weil es freiwillig geschieht, und mit mehr Vergnügen, weil ihre Lage eine bessere sein wird.
    – Aber Ihre Leute, Herr Burbank?… Ihre Leute werden Sie baldigst verlassen!
    – Es sollte mich sehr wundern, lieber Perry, wenn es einen Einzigen darunter gäbe, der einen Gedanken daran hätte.
    – Dann bin ich aber nicht mehr der Oberaufseher der Sclaven von Camdleß-Bay.
    – Nein, doch nach wie vor der erste Verwalter auf Camdleß-Bay, und ich meine nicht, daß Ihre Stellung eine geringerwerthige geworden sei, wenn Sie fortan freien Männern und nicht mehr Sclaven zu befehlen haben.
    – Aber…
    – Lassen Sie sich im Voraus gesagt sein, lieber Perry, daß ich auf alle ihre »Aber« eine Antwort bereit habe. Söhnen Sie sich also mit einer Maßnahme aus, die doch früher oder später getroffen werden mußte, und welche meine eigene Familie, vergessen Sie das nicht, herzlich willkommen geheißen hat.
    – Und unsere Schwarzen wissen nichts davon?
    – Bis jetzt noch nichts, antwortete James Burbank; ich ersuche Sie auch, Perry, gegen dieselben nicht darüber zu sprechen. Sie werden noch heute Alles selbst erfahren. Rufen Sie die Leute für heute Nachmittag drei Uhr in den Park des Castle-House zusammen, indem Sie sich begnügen zu melden, daß ich denselben eine Mittheilung zu machen habe.«
    Darauf zog sich der Verwalter mit dem unverblümtesten Ausdruck des Erstaunens zurück und wiederholte öfter für sich:
    »Schwarze, welche keine Sclaven sind! Schwarze, die für eigene Rechnung arbeiten sollen! Schwarze, die sich ihre Bedürfnisse selbst beschaffen müssen! Damit ist jede gesellschaftliche Ordnung auf den Kopf gestellt! Das ist der Umsturz der menschlichen Gesetze! Das ist gegen die Natur! Ja, gegen die Natur!«
    Während des Morgens besuchten James Burbank, Walter Stannard und Edward Carrol in einem leichten Preschwagen einen Theil der Pflanzungen an der nördlichen Grenze. Die Sclaven waren bei ihrer gewohnten Arbeit in den Reisplantagen, den Kaffee-und Zuckerrohrfeldern. Dieselbe Regsamkeit herrschte in den Werkstätten und in den Sägemühlen. Das Geheimniß war wohl bewahrt geblieben. Zwischen Jacksonville und Camdleß-Bay hatten sie noch keine Verbindungen anknüpfen können. Gerade Diejenigen, welche es in erster Linie anging, wußten von dem Vorhaben James Burbank’s noch nicht das Geringste.
    Da sie einmal durch die, vielleicht gefährdetsten Theile der Pflanzung kamen, wollten James Burbank und seine Freunde sich versichern, daß sich an den Grenzen des weitausgedehnten Gebietes nichts Verdächtiges zeige. Nach der Erklärung vom Vortage lag die Befürchtung nahe, daß ein Theil des Pöbels von Jacksonville oder vom benachbarten Lande nicht übel Lust bekommen haben könnte, sich auf Camdleß-Bay zu stürzen. Diese Befürchtung erwies sich als unbegründet. Weder von dieser Seite des Flusses noch von dem Wasserlaufe des Saint-John selbst wurden verdächtige Gestalten gemeldet. Der »Shannon«, der gegen zehn Uhr Morgens gerade stromaufwärts fuhr, hielt nicht an der kleinen Landungsbrücke des Hafens, sondern setzte seinen Weg nach Picolata fort. Weder von oberhalb noch von unterhalb des Flusses war also für die Insassen des Castle-House etwas zu fürchten.
    Ein wenig vor Mittag überschritten James Burbank, Walter Stannard und Edward Carrol wieder die Brücke der Umzäunung und betraten das Wohnhaus. Die ganze Familie erwartete sie zum Frühstück. Alle schienen mehr beruhigt und plauderten in zwangloser Weise. Es sah fast aus, als sei bezüglich der Gesammtlage eine gewisse Entspannung eingetreten. Ohne Zweifel hatte die Entschlossenheit der Behörde von Jacksonville den Hitzigsten von Texar’s Partei doch einige Achtung abgenöthigt; und wenn dieser Zustand der Dinge nur noch einige Tage anhielt, mußte die föderirte Armee Florida ja besetzt und unter ihrer Gewalt haben. Die Gegner der Sclaverei, ob solche aus dem Norden oder aus dem Süden, waren dann in Sicherheit.
     

    Der Verwalter zupfte ihn an den Ohren. (S. 107.)
     
    James Burbank konnte also zu der Ceremonie der Freilassung schreiten – zur ersten dieser Art, welche in einem Sclavenstaate vorgenommen wurde.
    Derjenige von allen Schwarzen der Ansiedlung, der voraussichtlich die größte

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