Nord gegen Süd
großer Bedeutung.
Der Commodore Dupont hatte mit Anbruch des Tages in der Bai von Saint-Andrews, östlich der Küste von Georgia, Anker geworfen. Der »Wasbah«, auf dem seine Flagge gehißt war, segelte an der Spitze eines Geschwaders von sechsundzwanzig Fahrzeugen, nämlich achtzehn Kanonenbooten, einem Rammschiff, einem bewaffneten Transportschiff und sechs anderen Transportschiffen, welch’ letztere die Brigade des Generals Wright an Bord hatten.
Wie Gilbert in seinem letzten Briefe schon gemeldet, begleitete General Sherman diese Expedition.
Unverzüglich hatte der Commodore Dupont, dessen Eintreffen die ungünstige Witterung verzögert hatte, die nöthigen Maßnahmen angeordnet, um die Fahrstraßen von Saint-Mary in seine Gewalt zu bekommen. Diese sehr schwierigen Wasserstraßen öffnen sich an der Mündung des gleichnamigen Rio im Norden der Insel Amelia, an der Grenze zwischen Georgia und Florida.
Fernandina, der Hauptpunkt der Insel, wurde durch das Fort Clinch vertheidigt, dessen dicke Mauern eine Besatzung von fünfzehnhundert Mann bargen, und man hätte wohl voraussetzen können, daß die Südstaatler in diesem Festungswerke, das sich zu einer längeren Vertheidigung recht wohl eignete, den föderirten Truppen ernsthaften Widerstand leisten würden.
Das bestätigte sich jedoch nicht. Nach dem, was der Unterverwalter berichtete, ging in Jacksonville vielmehr das Gerücht, die Conföderirten hätten das Fort Clinch schon geräumt, als sich das feindliche Geschwader nur in der Bai von Saint-Mary zeigte, und nicht allein das Fort Clinch, sondern sie hätten auch Fernandina selbst, sowie die Insel Cumberland und überhaupt diesen ganzen Theil der Küste von Florida aufgegeben.
Bis hierher reichten die nach dem Castle-House gelangten Nachrichten. Da die Föderirten endlich in Florida gelandet waren, mußte der ganze Staat binnen kurzer Zeit in ihre Hände fallen. Wohl mochten einige Tage darüber vergehen, ehe die Kanonenboote die Barre des Saint-John überschritten hatten. Schon ihre Anwesenheit flößte indeß gewiß der unlängst eingesetzten Behörde von Jacksonville den nöthigen Respect ein, und man konnte wohl hoffen, daß Texar und die Seinigen, schon aus Furcht vor einer etwaigen Wiedervergeltung, nicht wagen würden, etwas gegen die Pflanzung eines so hervorragenden Ansiedlers wie James Burbank zu unternehmen.
Das war eine wirkliche Erleichterung für die ganze Familie, deren frühere Furcht jetzt sogleich froher Hoffnung Platz machte, und Alice Stannard ebenso wie Frau Burbank gewährte es neben der Gewißheit, daß Gilbert nicht mehr weit von ihnen war, die Aussicht, daß sie diesen, die eine ihren Verlobten, die andere ihren Sohn, bald wiedersehen würden, ohne daß sie für seine Sicherheit zu bangen brauchten.
Wirklich hätte der junge Lieutenant jetzt nur dreißig Meilen zurückzulegen gehabt, um von Saint-Andrews aus den kleinen Hafen von Camdleß-Bay zu erreichen. Eben jetzt befand er sich an Bord des Kanonenbootes »Ottawa«, und dieses Kanonenboot hatte sich gerade durch eine Kriegsthat ausgezeichnet, welche in der Marinegeschichte noch ohne Beispiel dastand.
Am Morgen des 2. März hatte sich nämlich Folgendes ereignet, wovon der Unterverwalter bei seinem kurzen Aufenthalte in Jacksonville nichts hören konnte und das doch zum vollen Verständniß der nachfolgenden ernsten Ereignisse zu wissen nöthig ist.
Gleich nach der Capitulation des Fort Clinch seitens der conföderirten Besatzung, entsandte der Commodore Dupont einige nur mäßig tief gehende Fahrzeuge nach dem Canal von Saint-Mary. Schon hatte sich, die südstaatlichen Truppen auf den Fersen, die weiße Bevölkerung ins Innere des Landes zurückgezogen und alle Flecken, Dörfer und Ansiedlungen kopfüber verlassen. Es war eine wirkliche Panik, entstanden durch die Vorstellungen harter Vergeltungsmaßregeln, welche die Secessionisten irrthümlicher Weise von den Anführern der Föderirten fürchteten. Und nicht nur in Florida, sondern auch an den Grenzen von Georgia, im ganzen zwischen den Baien von Ossabow und von Saint-Mary liegenden Theile des Staates suchten die Einwohner ihr Heil in schleunigster Flucht, um den Landungstruppen von der Brigade Wright zu entgehen. Unter diesen Verhältnissen hatten die Schiffe des Commodore Dupont keinen einzigen Kanonenschuß abzugeben, um sich des Forts Clinch und Fernandinas zu bemächtigen, nur das Kanonenboot »Ottawa«, auf dem Gilbert, immer von Mars begleitet, die Stelle des
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