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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und Mars Alles. Als sie von der Stelle, wo sie ihr Boot zurückließen, am hohen Ufer des Saint-John dahingeschritten waren, hatten sie trotz der Finsterniß die vielfachen Ruinen der Ansiedlung an verschiedenen Stellen erkennen können; sie glaubten freilich bis dahin, daß sich Alles nur auf einen materiellen Verlust, in Folge der Freilassung der Sclaven, beschränken dürfte… Jetzt waren sie aus jeder Unkenntniß gerissen. Der Eine fand nicht mehr seine Schwester, der Andere nicht mehr seine Gattin in der Wohnung…. Und Niemand vermochte ihnen zu sagen, nach welchem Versteck Texar dieselben seit sieben Tagen entführt habe.
    Gilbert kniete neben Frau Burbank nieder, er mischte seine Thränen mit den ihrigen. In Mars’ Gesicht schwollen alle Adern an und mit keuchender Brust ging er hin und her.
    Endlich machte sich sein Ingrimm Luft.
    »Ich bringe Texar um! rief er. Ich gehe nach Jacksonville…. Morgen… noch heute Nacht… nein, auf der Stelle….
    – Ja, komm’, Mars, komm’!…« antwortete Gilbert.
    James Burbank hielt sie zurück.
    »Wenn das ausführbar gewesen wäre, sagte er, würde ich Dein Eintreffen nicht erst abgewartet haben, mein Sohn! Ja, jener Elende hätte gewiß schon mit seinem Leben bezahlt, was er uns angethan hat. Vor Allem aber ist es nöthig, daß er aussagt, was er aussagen kann; und wenn ich so zu Dir spreche, Gilbert, wenn ich Dir und Mars noch zu warten rathe, so geschieht das, weil es unbedingt nöthig ist.
    – Du hast Recht, Vater, antwortete der junge Mann. Doch, so werde ich wenigstens die Umgebung durchsuchen, werde Alles aufbieten…
    – Meinst Du denn, ich hätte das nicht gethan? rief Mr. Burbank. Kein Tag ist vergangen, ohne daß wir nicht die Ufer des Flusses, die Inseln und Holme, welche Texar als Zufluchtsort dienen können, abgesucht hätten. Doch nicht ein einziges Zeichen fand sich, das uns hätte auf die Fährte Deiner Schwester, Gilbert, und auf die Deiner Gattin, Mars, leiten können… bisher sind unsere Nachforschungen ganz erfolglos gewesen!…
    – Warum sollten wir aber nicht in Jacksonville Klage führen? fragte der junge Officier. Und warum nicht Texar verfolgen als den Schuldigen, der die Verwüstung von Camdleß-Bay veranlaßt, der jenen schändlichen Raub…
    – Warum? antwortete James Burbank. Weil derselbe Texar jetzt der Herr ist, weil Alle, die noch auf Ehre halten, vor den ihm ergebenen Schurken zittern müssen, weil der schlimmste Pöbel, aber leider ebenso die Miliz der Grafschaft, auf seiner Seite steht.
    – Ich bringe Texar um! wiederholte Mars, als ob das in ihm schon zur fixen Idee geworden wäre.
    – Das wirst Du thun, wenn es dazu Zeit ist! bemerkte ihm James Burbank. Für jetzt würde es die ganze Lage nur verschlimmern.
    – Und wann wird es Zeit sein? fragte Gilbert., – Wenn die Föderirten die Herren von Florida sind, wenn sie Jacksonville in ihre Gewalt gebracht haben.
    – Und wenn es dann zu spät wäre?
    – Mein Sohn!… Mein Sohn!… Ich bitte Dich… sag’ so etwas nicht! rief Frau Burbank.
    – Nein, Gilbert, sag’ so etwas nicht!« wiederholte Miß Alice.
    James Burbank ergriff die Hand seines Sohnes.
    »Höre mich an, Gilbert, sagte er. Wir würden ganz wie Du und wie Mars Texar auf der Stelle gebührend gestraft haben, wenn er verweigerte, auszusagen, wohin er seine Opfer geschleppt hat. Im Interesse Deiner Schwester, Gilbert, und im Interesse Deiner Gattin, Mars, mußte unser gerechter Zorn der Klugheit weichen. Wir haben in der That alle Ursache zu glauben, daß Texar Dy und Zermah als Geißeln betrachtet, durch die er sich zu decken sacht, denn der Schurke muß ja fürchten, verfolgt zu werden, weil er die gesetzmäßige Obrigkeit von Jacksonville gestürzt, weil er eine Bande Uebelthäter auf Camdleß-Bay gehetzt, weil er die Ansiedlung eines Nordstaatlers angezündet hat. Würde ich, wenn ich hiervon nicht überzeugt wäre, gegen Dich in dieser Weise sprechen, Gilbert? Woher würde ich den Muth nehmen, zu warten?
    – Und ich den, noch zu leben!« rief Frau Burbank.
    Die unglückliche Frau hatte eingesehen, daß ihr Sohn, wenn er sich nach Jacksonville begab, Texar in die Hände fallen mußte. Und was hätte dann einen Officier der föderirten Armee retten können, den die Südstaatler in der Gewalt hatten, während die Föderirten Florida bedrohten?
    Der junge Officier war aber kaum noch Herr seiner selbst; er bestand darauf, sofort aufzubrechen. Und als Mars wieder rief:
    »Ich bringe Texar um! – sagte

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