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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verhielt sich folgendermaßen.
    Seit dem gestrigen Tage waren mehrere Kanonenboote vom Geschwader des Commodore Dupont bis über die Mündung des Saint-John vorgedrungen, hatten aber vor der Barre, vier Meilen unterhalb Jacksonville, Halt machen müssen. Einige Stunden später erschien ein Mann, angeblich einer der Feuerächter von Pablo, an Bord des Kanonenbootes von Stevens, auf dem Gilbert die Stellung des zweiten Officiers einnahm. Dieser berichtete über Alles, was sich in und um Jacksonville ereignet hatte, den Einfall in Camdleß-Bay, die Zerstreuung der Schwarzen und den hoffnungslosen Zustand der Frau Burbank. Man kann sich leicht die Empfindungen Gilberts vorstellen, als er den Bericht über diese beklagenswerthen Vorkommnisse vernahm.
    Da ergriff ihn denn ein unwiderstehliches Verlangen, seine Mutter wiederzusehen. Mit Erlaubniß des Commandanten Stevens verließ er die Flottille, warf sich in eines jener leichten Boote, welche man allgemein »Gigs« nennt, und begleitet von seinem treuen Mars konnte er – oder glaubte doch so – bei der herrschenden Dunkelheit unbemerkt den Fluß hinausfahren, bis er eine halbe Meile unterhalb Camdleß-Bay das Land betrat, um eine Landung in dem kleinen Hafen der Ansiedlung, der ja überwacht sein konnte, zu vermeiden.
    Er wußte aber nicht und konnte nicht wissen, daß er dabei in eine ihm von Texar vorbereitete Falle ging. Um jeden Preis hatte der Spanier sich den von den Richtern des Court-Justice verlangten Beweis verschaffen wollen – den Beweis, daß James Burbank ein Einverständniß mit dem Feinde unterhielt. Um nun den jungen Lieutenant nach Camdleß-Bay zu verlocken, hatte ein ihm ergebener Wächter des Leuchtthurms von Pablo es übernommen, Gilbert einen Theil der Ereignisse, deren Schauplatz das Castle-House gewesen war, und vor Allem den gefahrdrohenden Zustand seiner Mutter erfahren zu lassen. Der junge Lieutenant, der unter den uns bekannten Verhältnissen abgefahren war, wurde dann, während er den Fluß hinaufschiffte, beobachtet. Während er aber längs des Röhrichts, welches die hohen Ufer des Saint-John besäumt, dahinglitt, war es ihm, ohne das selbst zu ahnen, gelungen, die zu seiner Verfolgung abgeschickten Leute von seiner Fährte abzulenken. Hatten ihn die Spione nicht an dem hohen Ufer unterhalb Camdleß-Bay landen sehen, so hofften sie wenigstens, sich seiner bei der Rückkehr zu bemächtigen, weil dieser ganze Theil des Flusses von ihnen scharf bewacht wurde.
    »Meine Mutter!… Meine Mutter! rief Gilbert noch einmal. Wo ist sie?
    – Hier, mein Sohn!« antwortete Frau Burbank.
    Sie erschien eben auf dem Absatze der nach der Vorhalle führenden Treppe, die sie, sich am Geländer haltend, langsam herabstieg und sank da in ein Sopha nieder, während Gilbert sie mit seinen Küssen bedeckte.
    Trotz ihrer Betäubung hatte die Kranke doch das Pochen an der Thür des Castle-House vernommen und beim Erkennen der Stimme ihres Sohnes genug Kraft gefunden, sich zu erheben, um ihren Gilbert zu sehen, um mit ihm und all’ den Ihrigen zu weinen.
    Der junge Mann preßte sie in seine Arme.
    »Mutter… Mutter!… rief er, ich sehe Dich also wieder!… O Gott, wie Du leidest!… Aber Du lebst doch!… Und wirst wieder genesen!… Ja, diese schrecklichen Tage werden ein Ende nehmen!… Wir werden wieder zusammen sein… Bald!… Wir geben Dir Deine Gesundheit wieder!… Fürchte nichts für mich, Mutterherz!… Niemand weiß, daß ich mit Mars hierher gekommen bin!…«
    Und Gilbert versuchte, da er während seiner Rede die geliebte Mutter schwächer werden sah, sie durch seine Liebkosungen wieder zu beleben.
    Inzwischen hatte Mars wohl begriffen, daß Gilbert und er selbst noch gar nicht die ganze Ausdehnung des Unglücks kannte, das sie betroffen hatte. Still neigten James Burbank und die Herren Carrol und Stannard den Kopf. Miß Alice konnte ihren Thränen nicht Einhalt thun. Ja, die kleine Dy war nicht hier, ebenso wenig Zermah, die es doch hätte errathen müssen, daß ihr Gatte eben nach Camdleß-Bay gekommen war, daß er sich im Hause befand, sie erwartete….
    Mit angsterfülltem Herzen ließ er die Blicke nach allen Seiten der Vorhalle umherschweifen und fragte dann James Burbank:
    »Was ist denn vorgefallen, Herr?«
    In diesem Augenblick erhob sich Gilbert wieder.
    »Und Dy?… rief er. Ist Dy schon schlafen gegangen?… Wo ist denn meine kleine Schwester?
    – Und wo ist meine Frau?« sagte Mars.
    Binnen einer Minute wußten der junge Officier

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