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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Anschein, daß die Pflanzung mindestens in der nächsten Zeit einen neuen Ueberfall zu befürchten oder das Castle-House einen neuen Angriff auszuhalten haben werde. Immerhin konnte es James Burbank kaum erwarten, daß die Föderirten sich zu Herren des Landes machten. Bei der gegenwärtigen Sachlage ließ sich direct gegen Texar nichts unternehmen und ebensowenig konnte man ihn gerichtlich wegen verschiedener gar nicht abzuleugnender Verbrechen belangen, noch ihn zwingen, den Ort, wo er Dy und Zermah zurückhielt, anzugeben.
    Welch’ ununterbrochene Kette von Befürchtungen lastete deshalb auf James Burbank und den Seinigen angesichts dieser so lange andauernden Verzögerung! Dennoch konnten sie nicht glauben, daß die Föderirten sich begnügen würden, an der Grenze unthätig liegen zu bleiben. Der letzte Brief Gilberts sprach es ja klar und deutlich aus, daß die Expedition des Commodore Dupont und des Generals Sherman Florida zum Ziele habe. Jetzt müßte also die Bundesregierung gerade entgegengesetzte Befehle nach der Bai von Edisto gesendet haben, wo das Geschwader wartete, bis es wieder in See stechen sollte. Oder zwang vielleicht ein Sieg der conföderirten Heere in Virginia oder den beiden Carolinen die Armeen der Union, ihren Vormarsch nach dem Süden zu unterbrechen? Welche Reihenfolge stets erneuter Sorge für die schon seit Beginn des Krieges schwer geprüfte Familie! Und welche schrecklichen Katastrophen konnten ihr noch bevorstehen!
    So verrannen die fünf Tage, welche dem Ueberfall von Camdleß-Bay folgten. Von neueren Maßregeln der Föderirten verlautete nicht das Geringste, ebensowenig hörte man etwas von Dy oder Zermah, obgleich James Burbank Alles aufgeboten hatte, ihre Spur wieder zu finden, obgleich kein einziger Tag vergangen war, ohne sich durch eine neue Bemühung in dieser Richtung auszuzeichnen.
    Schon kam der 9. März heran. Edward Carrol war jetzt vollständig wieder hergestellt. Er konnte sich nun den Schritten wieder anschließen, welche seine Freunde thaten.
    Frau Burbank befand sich noch immer in äußerst geschwächtem Zustande, ja es schien, als sollte ihr Leben mit ihren Thränen entrinnen. Im Fieberwahnsinn rief sie wiederholt und mit herzzerreißender Stimme den Namen ihres Töchterchens und wollte sich selbst nach dieser aufmachen. Auf solche Krisen folgten dann stets tiefe Ohnmachtsanfälle, welche immer das Schlimmste befürchten ließen, und öfter sah Miß Alice mit starrem Schreck dem furchtbaren Augenblick entgegen, wo diese unglückliche Mutter in ihren Armen den letzten Athemzug thun werde
    Am Morgen des 9. März gelangte doch wieder eine Kriegsnachricht nach Jacksonville, leider eine solche, daß sie den Anhängern der Trennung des großen Staates nur neue Kräfte geben mußte.
    Dieser Nachricht gemäß hatte derconföderirte General Van Dorn die Soldaten Curtis’ am 6. März in dem Gefechte von Betonville in Arkansas zurückgetrieben und die Föderirten überhaupt zur Flucht genöthigt. In Wahrheit lief das Ganze nur auf ein unbedeutendes Engagement des Nachtrupps eines föderirten Heerhaufens hinaus, und auch dieser kleine Erfolg sollte wenige Tage später durch den Kampf bei Pea-Ridge wieder mehr als aufgewogen werden. Immerhin genügte derselbe, um die Unverschämtheit der Südstaatler zu verdoppeln, und in Jacksonville feierte man das ganz bedeutungslose Vorkommniß als eine völlige Niederlage der föderirten Armee. Da gab es denn neue Festlichkeiten und wilde Gelage, deren Lärm auf Camdleß-Bay sehr schmerzlich widerhallte.
    Die Nachrichten aber, welche James Burbank empfing, als er gegen sechs Uhr Nachmittags von einer Absuchung des linken Flußufers heimkehrte, waren folgende:
    Ein Einwohner der Grafschaft Putnam glaubte Spuren der Entführung nach dem Innern eines Eilandes des Saint-John, und zwar wenige Meilen oberhalb der Schwarzen Bucht, entdeckt zu haben. In letztvergangener Nacht wollte dieser Mann da auch einen verzweiflungsvollen Hilferuf vernommen haben, und hiervon machte er James Burbank sofort Meldung. Außerdem war der Indianer Squambo, der Vertraute Texar’s, in derselben Gegend mit seinem Skiff gesehen worden. Daß dieser Indianer hier erschienen war, lag außer allem Zweifel und wurde überdies von einem Passagier des »Shannon« bestätigt, der auf der Rückkehr von Saint-Augustine am nämlichen Tage an der Landungsbrücke von Camdleß-Bay abgestiegen war.
    Mehr bedurfte es natürlich nicht, um James Burbank sofort zur Verfolgung

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