Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
die Sauerei dieses Köpfers hier entlarven!“
„Wir geben uns alle Mühe“, sagte Benecke bestimmt. „Sie wollten mir etwas über Frank Schneider erzählen?“ Dietzenbacher räusperte sich heftig, und Benecke hatte schon die Sorge, dass er dieses Mal gar keine Luft mehr bekommen würde. Schließlich brachte er dann mit hochrotem Kopf heraus: „Frank Schneider und ich haben uns während des Seminars bei diesem Diplom-Psycho-Kerl, wie hieß der noch mal? Störenfried?“
„Störens“, soufflierte Benecke.
„Ach ja! Nun, wir haben uns etwas angefreundet. Allerdings kann ich wohl von Glück sagen, dass ich zu fett bin, um diese elenden langen Inselspaziergänge mitzumachen, die er mit den anderen Verschwundenen immer durchgezogen hat, woll!
Sonst wäre ich jetzt vielleicht meine Rübe los.“
„Können Sie uns irgendetwas Konkretes sagen, das vielleicht mit dem Verschwinden der vier Männer zu tun haben könnte?“, fragte Benecke. Dietzenbacher mochte ja eine originelle Plaudertasche sein, aber bislang hatte er noch nichts von sich gegeben, was sie in irgendeiner Weise weitergebracht hätte.
Dietzenbacher dämpfte jetzt seinen Tonfall.
„Er hat mir einmal was von einem Typ erzählt, der wohl so eigenartige Rituale durchgeführt hat, woll? Zeremonien mit alten Göttern und so einem vierköpfigen Monstrum, dem dann irgendetwas geopfert werden sollte. Angeblich sogar Blut! Der Frank Schneider hat das beobachtet und mir gesagt, er hätte zusammen mit den anderen dreien in den Dünen gelegen und das heimlich beobachten können. Sie seien völlig perplex gewesen. Da waren sicher dreißig Leute, die sich da versammelt hatten! Erst hat er gedacht, da würde ein Laienspiel aufgeführt oder das sei vielleicht so etwas Ähnliches wie diese Freilichtbühne hier auf Rügen, wo das Leben von Klaus Störtebeker vor’s Publikum gebracht wird, woll? Aber die haben bald gemerkt, dass das ernst gemeint war …“
„Blut?“, vergewisserte sich Benecke. „Aber Frank Schneider und seine Kollegen haben nicht zufällig mitbekommen, wie jemand geköpft wurde?“
„Nein, das natürlich nicht“, winkte Dietzenbacher ab. „Und sie haben auch vermutet, dass das vielleicht Schweineblut war.
Es brannte ein Feuer, das die Nacht quasi zum Tag machte, woll! Aber trotzdem konnte man natürlich nicht so gut sehen wie am Tag.“ Dietzenbacher rang noch einmal nach Luft, dann griff er in seine Gürteltasche und holte eine Spraydose hervor, mit der er sich etwas in den Rachen sprühte. Das schien zu helfen. Sein Atem wurde ruhiger und regelmäßiger.
„Ja, und dann sind der Schneider und seine Kumpels von diesen Esoterikern – oder was das für Brüder und Schwestern im Geiste sind – entdeckt worden.“
„Ja und? Wie haben die reagiert?“, hakte Benecke interessiert nach.
„Schneider und die anderen sind getürmt – und diese Urzeit-Priester hinter ihnen her. Ich sag Ihnen ja, gut, dass ich nicht dabei war, denn mich hätten die unter Garantie gekriegt. Aber der Schneider, das war ja ein trainierter Läufer. Der hat es besser gemacht als ich und mit dem gesunden Leben früher angefangen – na ja, dafür isses jetzt auch schneller zu Ende, woll?“
Die ob der letzten Bemerkung etwas befremdlichen Blicke von George und Benecke bemerkte Dietzenbacher gar nicht.
Stattdessen genehmigte er sich noch einmal einen Sprühstoß gegen sein asthmatisches Husten. „Also, wenn Sie mich fragen: Diese heidnischen Priester haben da irgendetwas gemacht, wobei sie nicht gesehen werden wollten - und es ist doch auffällig, dass die vier Beobachter dann kurze Zeit später verschwunden waren und zweien von ihnen jetzt der Kopf fehlt …“
„Ob es da einen Zusammenhang gibt, würde ich gerne noch überprüfen“, sagte Benecke, der durch seine Bekanntschaft mit Menschen, die sich für Magie interessieren, wusste, dass diese oft voreilig und zu Unrecht in Zusammenhänge mit blutigen Ritualen und anderen Schandtaten gebracht werden.
Ich sollte die von Bergens befragen, ging es ihm durch den Kopf. Er überlegte, unter welchem Vorwand man Cornelius und Erdmute jetzt ein zweites Mal aufsuchen konnte.
„Herr Dietzenbacher, da war angeblich eine Frau, die Herrn Schneider sehr zugesetzt hat“, meldete sich nun George zu Wort. „Sie hatte rote Haare. Vielleicht erinnern Sie sich an die Dame?“
„Ach, die rote Zicke mit dem frechen Mundwerk? Die meinen Sie, woll?“ Dietzenbacher lachte, was sofort in einen erneuten Hustenanfall
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