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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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aus dem Zimmer und achtete darauf, nicht auf die Leute zu treten, die auf dem Boden lagen und sich nicht rührten. Er wusste nicht, ob sie wach war oder schlief. Sie öffnete die Augen wieder.
    »Sie ist hier«, flüsterte sie, aber Erlendur wusste nicht, wovon sie sprach, und trug sie zum Auto. Je eher er hier wegkäme, desto besser. Er stellte sie auf die Füße, um die Wagentür zu öffnen, und sie lehnte sich an ihn.
    »Hast du sie gefunden?«, fragte sie.
    »Wen? Sie? Von wem redest du?« Er legte sie auf den Vordersitz und schnallte ihr den Gurt um, setzte sich ans Steuer und wollte losfahren.
    »Ist sie bei uns?«, fragte Eva Lind, ohne die Augen zu öffnen.
    »Wer denn zum Kuckuck?«, schrie Erlendur.
    »Die Braut«, sagte Eva Lind. »Die niedliche Kleine aus Garðabær. Sie lag neben mir.«

Kapitel 25
    D as Telefon weckte Erlendur endlich. Das Bimmeln ging ihm im Kopf herum, bis er die Augen öffnete und sich umschaute. Er hatte im Wohnzimmer im Sessel geschlafen. Mantel und Hut lagen auf dem Sofa. Es war dunkel in der Wohnung. Erlendur stand langsam auf und überlegte, ob er sich noch einen Tag in denselben Klamotten zeigen konnte. Er erinnerte sich nicht, wann er sich zuletzt ausgezogen hatte. Er warf einen Blick ins Schlafzimmer, bevor er ans Telefon ging, und sah die zwei Mädchen in seinem Bett liegen, genauso, wie er sie am Abend hingelegt hatte. Er lehnte die Tür an.
    »Die Fingerabdrücke auf der Kamera passen zu den Fingerabdrücken auf dem Foto«, sagte Sigurður Óli und kam gleich zur Sache, als Erlendur sich endlich meldete. Er musste den Satz dreimal wiederholen, bevor Erlendur kapierte, wovon er sprach.
    »Du meinst Grétar’s Fingerabdrücke?«
    »Ja, Grétar s.«
    »Und dann sind wohl Holbergs Fingerab drücke auch darauf?«, sagte Erlendur. »Was zum Teufel ist da eigentlich vorgegangen?«
    »Beats me«, sagte Sigurður Óli.
    »Was heißt das?«, fragte Erlendur.
    »Nichts. Aber auf jeden Fall hat Grétar das Foto gemacht. Davon können wir ausgehen. Er hat es Holberg gezeigt, oder Holberg hat es gefunden. Wir suchen heute weiter nach der Frau, oder nicht?«, fragte Sigurður Óli. »Oder gibt’s irgendwas Neues?«
    »Doch«, sagte Erlendur. »Oder auch nicht.«
    »Ich bin auf dem Weg nach Grafarvogur. Mit den Frauen hier in Reykjavík sind wir bald durch. Sollen wir jemanden nach Húsavík schicken, wenn wir hier fertig sind?«
    »Ja«, sagte Erlendur und legte auf. Eva Lind war in der Küche erschienen. Sie war auch von dem Klingeln aufgewacht. Sie hatte immer noch dieselben Klamotten wie gestern an, genau wie das Mädchen aus Garðabær. Erlendur war noch einmal in dieses Rattenloch hineingegangen und hatte die beiden mit zu sich nach Hause genommen.
    Eva Lind verschwand im Bad, ohne ein Wort zu sagen, und Erlendur hörte, wie sie heftig würgte. Er ging in die Küche und machte starken Kaffee, der einzige Rat, den er in dieser Situation wusste, setzte sich an den Küchentisch und wartete darauf, dass seine Tochter wieder zum Vorschein kam. Es verging eine geraume Zeit, er schenkte zwei Tassen ein. Endlich kam Eva Lind, sie hatte sich die Haare aus dem Gesicht gestrichen. Erlendur fand, dass sie grauenvoll aussah. Bei diesem spindeldürren Gestell schienen alle Knochen zu schlackern.
    »Ich wusste, dass sie manchmal was genommen hat«, sagte Eva Lind mit heiserer Stimme, als sie sich zu Erlendur setzte, »aber es war der reine Zufall, dass ich sie getroffen habe.«
    »Was war mit dir?«, fragte Erlendur.
    Sie schaute ihren Vater an.
    »Ich tu mein Bestes«, sagte sie, »aber es ist verflucht schwer.«
    »Da kamen zwei Typen hierher und haben nach dir gefragt. Wurden unverschämt. Ich habe irgendeinem Eddi Geld gegeben, das du ihm schuldest. Er hat mich auf dieses Rattenloch verwiesen.«
    »Eddi ist prima.«
    »Du wirst es doch weiterhin versuchen?«
    »Muss ich es nicht wegmachen lassen?« Eva Lind schielte auf den Fußboden.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe solche Angst, dass ich was kaputtgemacht habe.«
    »Vielleicht machst du das ja absichtlich.«
    Eva Lind blickte ihren Vater an.
    »Du bist echt mies«, sagte sie.
    »Ich!«
    »Ja, du!«
    »Was soll ich denn davon halten? Sag mir das gefälligst!«, schrie Erlendur. »Kannst du vielleicht irgendwann einmal dieses bodenlose Scheißselbstmitleid in den Griff kriegen? Es ist zum Kotzen, wie du dich gehen lässt. Du scheinst das ja echt so toll zu finden, dass du dir nichts Besseres vorstellen kannst! Was für ein Recht hast du,

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