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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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der Frau aus Húsavík war immer noch erfolglos, als Sigurður Óli und Elinborg sich am Abend zu einer Besprechung in Erlendurs Büro niederließen, bevor jeder nach Hause ging. Sigurður Óli erklärte, dass es ihn nicht überraschen würde, auf diese Weise würden sie die Frau nie finden. Als Erlendur mürrisch fragte, ob er eine bessere Methode wisse, schüttelte er den Kopf.
    »Es kommt mir nicht so vor, als ob wir nach dem Mörder von Holberg suchen«, sagte Elinborg und fixierte Erlendur. »Es hat den Anschein, als suchten wir nach etwas ganz anderem, und ich hänge völlig in der Luft, was das eigentlich ist. Du hast das kleine Mädchen exhumieren lassen, und ich habe beispielsweise keine Ahnung, warum.
    Du hast angefangen, nach einem Mann zu suchen, der vor mehr als einem Menschenalter verschwunden ist, und ich kann nicht sehen, was das mit der Sache zu tun hat. Ich finde, dass wir uns nicht nach den Dingen fragen, die auf der Hand liegen; entweder hat der Mörder Holberg nahe gestanden, oder er hat ihn überhaupt nicht gekannt, jemand, der bei ihm eingedrungen ist und ihn berauben wollte. Persönlich scheint mir das die einleuchtendste Erklärung zu sein. Ich finde, wir sollten lieber nach diesem Mann fahnden. Irgendeinem Junkie. In der grünen Militärjacke. Wir haben eigentlich nichts in der Richtung unternommen.«
    »Vielleicht ist es jemand, dem Holberg für gewisse Dienste gezahlt hat«, warf Sigurður Óli dazwischen. »Nach all den Pornos in seinem Computer zu urteilen, ist es überhaupt nicht unwahrscheinlich, dass er auch für Sex gezahlt hat.«
    Erlendur saß während dieser Kritik schweigend da und starrte vor sich hin. Er wusste, dass das meiste von dem, was Elinborg gesagt hatte, richtig war. Vielleicht war sein Scharfsinn wegen dieser ewigen Sorgen um Eva Lind in Mitleidenschaft gezogen. Er wusste nicht, wo sie sich herumtrieb, er wusste nicht, in welchem Zustand sie war, sie wurde von Leuten verfolgt, die ihr übel wollten, und er stand dem Ganzen ratlos gegenüber. Weder Sigurður Óli noch Elinborg sagte er etwas über seine Entdeckung bei dem Gerichtsmediziner.
    »Wir haben die Botschaft«, sagte er. »Es ist kein Zufall, dass wir sie bei der Leiche gefunden haben.«
    Plötzlich öffnete sich die Tür, und der Chef der Spurensicherung steckte den Kopf herein.
    »Ich bin weg«, sagte er. »Ich wollte euch bloß sagen, dass sie immer noch dabei sind, die Kamera zu untersuchen, und sie rufen sofort an, wenn sie irgendwas Wichtiges herausfinden.«
    Er machte die Tür wieder zu, ohne sich zu verabschieden.
    »Vielleicht liegen wir völlig verkehrt«, sagte Erlendur. »Vielleicht gibt es eine furchtbar einfache Lösung für das Ganze. Vielleicht war es ein Verrückter. Aber vielleicht, und ich glaube, dass es sich so verhält, gibt es viel tiefere Gründe für diesen Mord, als wir uns bislang vorgestellt haben. Vielleicht liegt die Erklärung darin, was für ein Mensch Holberg war und was er getan hat, solange er lebte.«
    Erlendur verstummte.
    »Und die Nachricht«, sagte er.
»Ich bin er. Wie erklärt ihr euch das?«
    »Sie könnte von einem Freund stammen«, sagte Sigurður Óli und signalisierte Anführungszeichen mit den Fingern. »Oder einem Arbeitskollegen. Bislang haben wir uns an dieser Front wenig bemüht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was diese Suche nach dieser Frau bringen soll. Und ich habe keine Ahnung, wie ich es anstellen soll, sie zu fragen, ob sie vergewaltigt worden sind, ohne eine Blumenvase an den Kopf zu kriegen.«
    »Und hat nicht Elliði sich schon so manches im Leben zusammengelogen?«, sagte Elinborg. »Ist es nicht genau das, was er will, dass wir uns lächerlich machen? Hast du schon einmal darüber nachgedacht?«
    »Ach, lassen wir das«, sagte Erlendur, dem die Lust an diesem Gespräch vergangen zu sein schien. »Die Ermittlung hat uns auf diese Spur gebracht. Es wäre komisch, wenn wir nicht den Hinweisen, die wir bekommen, auf den Grund gehen. Ich weiß, dass isländische Morde normalerweise nicht kompliziert sind, aber hier geht die Rechnung irgendwie nicht auf, wenn ihr den Mord einfach auf einen Zufall zurückführen wollt. Meiner Meinung nach handelt es sich nicht um eine impulsive Bluttat.«
    Das Telefon auf Erlendurs Schreibtisch klingelte. Er hob den Hörer ab, hörte eine Weile zu, nickte dann mit dem Kopf und bedankte sich, bevor er den Hörer wieder auflegte. Sein Verdacht hatte sich bestätigt.
    »Die Spurensicherung«, sagte er und blickte auf

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