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Norderney-Bunker

Norderney-Bunker

Titel: Norderney-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reuter
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kurzerhand dafür entschieden, dir Ersatz zu besorgen.“
    Winnetou konnte sich ein Lachen jetzt nicht mehr verkneifen.
    „Danke“, sagte er, knipste das Feuerzeug an und nahm einen Zug.
    „Okay. Dann ist ja alles komplett. Die Feier kann beginnen.“
     

Ausnahmezustand auf der Insel
    Eigentlich hatte Gent Visser den Abend zu Hause bei Frauke verbringen wollen. Er befand sich schon auf dem Heimweg, als ihm auffiel, dass er sein Handy vergessen hatte. Also drehte er mit seinem Rad kurzerhand um und fuhr zurück Richtung Kurplatz. Dass Faust auf der Bank vor dem Springbrunnen des Central Cafés saß, machte ihn stutzig. Er hielt an, während Faust nachdenklich in eine Eiswaffel biss.
    „Was ist los, Herr Kollege?“
    „Nichts. Gar nichts. Das ist es ja. Das Obduktionsergebnis von Onno Aden ist vor wenigen Minuten eingetrudelt. Aber es hilft fürs Erste nicht so richtig weiter. Klar ist nur, dass er mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen wurde. Vermutlich mit einem Stein. Außerdem wissen wir immer noch nicht, ob der Fundort der Leiche auch der Tatort ist oder nicht.“
    „Ist das alles? Was haben unsere Koryphäen von der Spusi denn noch so auf der Pfanne? Das kann doch wohl nicht die komplette Auswertung sein.“ Faust kratzte sich am Kopf und leckte gelangweilt am Eis.
    „An Adens Pullover wurden zwei rote Haare gefunden. Vermutlich von seiner Frau. Am Ohr hatte er eine etwas auffälligere Wunde. Womöglich ein Biss.“
    Gent überlegte einen Augenblick. „Wenn es tatsächlich ein Biss ist, dann könnte uns das weiterhelfen.“
    „Wie meinen Sie das?“
    Gent stellte sein Fahrrad auf den Ständer und drückte den Bolzen ins Schloss. Dann tippte er Faust mit dem Finger auf die Schulter und wies mit dem Kopf zur Terrasse des Central Cafés hinüber.
    „Wissen Sie was, Herr Kollege Soko-Chef? Ich habe Lust auf ein Bier. Mir ist heute einfach danach. Faust schaute zunächst verdutzt, lächelte dann und erhob sich.
    Nach dem dritten Pils auf der dicht besetzten Terrasse lockerten sich die Zungen der Männer mehr und mehr.
    „Manchmal ist es einfach besser, dem miefigen Büro den Rücken zu kehren und seinen Arbeitsplatz ins Freie zu verlegen.“ Faust hatte die Bomberjacke längst abgelegt und schien bester Laune.
    In der Tat hatten die Männer sich rasch darauf verständigt, gleich am folgenden Morgen das Obduktionsergebnis noch einmal gemeinsam zu analysieren. Zudem waren sie sich schnell darin einig, dass die Bisswunde am ehesten von einer Frau stammen könne und dass Aden die bereits besessen haben musste, bevor er erschlagen wurde.
    Als Faust das vierte Bier bestellte und zusätzlich zwei Ramazotti , hatten sie die Tagesabläufe für sich beide bereits ebenso zielgerichtet wie vorschriftsmäßig festgelegt. Sie brauchten DNA-Spuren, außerdem musste Juliane Aden noch einmal in die Mangel genommen werden. Beerdigung hin, Beerdigung her. Auch dem Personal wollten sie ein weiteres Mal auf den Zahn fühlen. Als die schwangere Kellnerin die Getränke brachte, war es nicht mehr weit bis zu dem Punkt, an dem die Männer beschlossen, sich fortan zu duzen und damit gleichzeitig eine lange, feucht-fröhliche Nacht einzuläuten. Dass der folgende Arbeitstag all das, was sie bis hierher beschlossen hatten, über den Haufen werfen würde, konnten sie bis dahin noch nicht ahnen. Jedenfalls würden die folgenden Stunden das Leben auf der Insel noch einmal auf höchst dramatische Weise verändern.
     

Katerstimmung
    Gerriet Fuhrmann kam mit seiner Körpergroße über 1,70 Meter nicht hinaus. Er war zierlich gebaut, trotzdem von sportlicher Statur. In seinem schmalen Gesicht fielen die spitze Nase und besonders die blauen Augen auf. Hervor stach auch die Blässe seiner durchsichtigen Haut, die er schon seit Jahren durch den Verzehr von Karotten bekämpfte – allerdings erfolglos. Besonders betont wurde die Bleichheit durch die pechschwarzen Haare, die Gerriet seit einigen Jahren konsequent nachfärbte, nachdem sich die ersten Anzeichen des Älterwerdens vorsichtig wie hinterlistig an den Schläfen gezeigt hatten. Seine Berufskollegen von der Insel-Spedition hatten ihm vor zwei Monaten zum 45. Geburtstag nicht nur einen Gutschein über 100 Euro für den Thalasso-Badetempel am Kurplatz geschenkt, sondern als Anspielung auf seine Blässe auch einen halben Zentner Karotten, die sie ihm zur Geburtstagsfeier mit dem Gabelstapler auf einer Euro-Palette in Plastiksäcken verschweißt vor die Haustür packten.
    Gerriet war

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