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Norderney-Bunker

Norderney-Bunker

Titel: Norderney-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reuter
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ganze Weile an dieser Station zu sein. „Legen Sie los.“
    „Wo ist Nicole Philipps?“
    Als Juliane merkte, dass der Polizist von Nicoles Abreise und vermutlich auch über den Streit mit ihr Bescheid wusste, stoppte sie das Rad und stieg ab. Sie ging zum Hocker und warf Fausts Jacke auf den Boden. Sie nahm Platz und wischte sich mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn und vom Hals. Faust folgte ihr.
    „Was ist los? Was ist mit Ihnen und Frau Philipps?“
    „Frau Philipps. Frau Philipps!“, schrie sie. „Die Schlampe. Die Hure.“
    Juliane Aden war außer sich. Wie aus heiterem Himmel hatte sich ihre Laune um 180 Grad gedreht. Vor zwei Minuten hatte Faust noch das Gefühl, sie plane, ihn um den Finger zu wickeln und ihn hier an Ort und Stelle zu vernaschen. Und nun führte sie sich auf wie eine Furie: „Ja, sie ist weg. Sie hat die Insel verlassen. Heute Morgen. Hat ja jetzt auch nichts mehr zu vögeln hier!“
    „Wie meinen Sie das? Hatte sie ein Verhältnis mit Ihrem Mann?“
    „Ja natürlich, was denn sonst? Das ging doch schon seit Monaten. Gut. Wir hatten ausgemacht, dass jeder machen kann, was er will.“
    „Aber?“, fragte Faust.
    „Die Kleine ist 18, gerade eben 18. Irgendwie tut das dann doch ein bisschen weh.“
    „Glauben Sie, dass Nicole in irgendeiner Weise etwas mit dem Tod Ihres Mannes zu tun haben könnte? Oder mit dem Mord an der Zeitungsredakteurin?“
    Juliane Aden stand auf. Sie ging ein paar Schritte und schaute in den Spiegel. Sie zupfte sich ihr Top zurecht und nahm Faust im Spiegel ins Visier. Sie sah genau, dass der Soko-Chef breitbeinig hinter ihr Aufstellung genommen hatte und sie anstarrte. Dann schrie sie: „Fragen Sie die kleine Hure doch selbst. Und jetzt gehen Sie endlich und lassen mich in Ruhe, Sie notgeiles Arschloch!“
    Auf den Schreibtischen von Visser und Faust stapelten sich mittlerweile die Notizzettel mit Rückrufbitten. Zudem nervte die Presseabteilung zunehmend. Die Anfragen der Medien häuften sich. Besonders die lokalen ostfriesischen Zeitungen lieferten sich einen regelrechten Schlagabtausch. Jeder wollte der Erste sein, jeder wollte mehr wissen als der andere. Für riesige Aufregung sorgte das Gerücht, wonach am Strand in Höhe der Weißen Düne ein fünfzigjähriger Mann erschossen worden sei. Bis seriös und flächendeckend verbreitet war, dass dort eine vierundsechzigjährige Frau eine Herzattacke erlitten hatte und sie deshalb ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, dauerte es einige Stunden.
    „Schon was von der kleinen Philipps gehört?“, fragte Faust, als er ins Soko-Büro kam. Visser hatte gerade in einen Apfel gebissen.
    „Nee“, würgte er. „Aber ich habe hier was anderes.“
    Faust ließ sich auf seinen Drehstuhl plumpsen.
    „Was gibt’s, Gent?“, fragte er. Dann zündete er sich eine Zigarette an und wartete, bis Visser den Mund leer hatte. Der kam nun auf ihn zu und wedelte mit einem Stück Papier.
    „Es gibt neue Untersuchungsergebnisse. Also der DNA-Abgleich vom Biss an Adens Ohr sagt eindeutig, dass Juliane da keine Aktien hält. Die Hotelangestellten auch nicht.“
    „Was ist mit Nicole Philipps? Ist auch die negativ?“
    „Das ist die eigentliche Katastrophe und ich kann nur hoffen, dass wir da mit heiler Haut rauskommen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Wir haben von ihr keine Speichelprobe. Sie hatte an dem Tag frei.“
    Faust sprang auf und lief auf die Wand zu. Er hämmerte mit beiden Fäusten dagegen, um danach in die Hocke zu gehen und die Augen mit beiden Händen zu verdecken.
    Visser lief auf Faust zu und ging ebenfalls in die Hocke. Dann legte er ihm einen Arm auf die Schulter und sagte: „Aber ich kann dich beruhigen. Ich habe die Probe gleich heute Morgen nehmen lassen. In ihrem Zimmer haben die Kollegen noch jede Menge gefunden: Zahnbürste, Zigarettenkippen und vieles mehr.“
    Die Fahnder hatten gar nicht bemerkt, dass sich die Tür geöffnet hatte. Ein Mitarbeiter der Kurverwaltung hatte sich gewundert, warum so lautstark gegen seine Wand geklopft worden war.
    „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“, fragte er und blickte ungläubig auf die beiden in der Hocke befindlichen Polizisten.
    „Ja, danke. Es ist alles gut“, antwortete Visser und grinste verlegen.
    Faust nahm sich erneut eine Zigarette. Akten, Zettel und Zeitungen; alles also, was auf seinem Schreibtisch lagerte, schob er zur Seite und schaffte sich damit einen neuen Sitzplatz. Er ließ die Beine baumeln, als er das vorhin eingegangene

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