Nordfeuer - Kriminalroman
vielleicht
mit dieser?«
Er schlug in der Mappe einige Seiten
weiter.
Bei deiner Geburt weintest du
und die Herumstehenden lächelten.
Du lebtest so, dass bei Deinem Tode
die Herumstehenden weinten
und du lächeln kannst
Fritz Martensen schlug mit der Faust
auf den Tisch.
Verstand dieser Trottel nicht?
»Ik will dat nich. Wir nehmen die
schlichte Anzeige und gut ist.«
Der Bestatter war sprachlos. Solch
ein Verhalten war er von seinen Kunden nicht gewohnt. In den meisten Fällen bestimmte
er, wie die Beerdigung organisiert wurde. Viele der Trauernden waren dazu mental
gar nicht in der Lage. Hier allerdings schienen die Dinge ein wenig anders zu liegen.
Wortlos notierte er das Gewünschte
und hinterfragte keine der getroffenen Entscheidungen des Bauern. In weniger als
fünfzehn Minuten war für die Trauerfeier alles Notwendige geklärt und er verabschiedete
sich.
»Tat das not?« fragte Ingrid Martensen
ihren Mann, als sie alleine waren.
»Na, du weißt doch wie die Leute
sind. Solch ein Spruch ist ein gefundenes Fressen für die.«
Ingrid Martensen verstand, was ihr
Ehemann meinte. Allerdings sah sie die Sachlage ein wenig anders.
»Lass die doch reden. Katrin hatte
halt viele Freunde. Na und? Was ist schon dabei?«
»Ach so«, Fritz Martensen trat noch
näher an seine Frau heran. Seine ausgeprägte Nase berührte beinahe ihr Gesicht.
Sie konnte seinen Atem spüren.
»Und weil da nichts dabei ist, habt
ihr am Samstag auch gestritten, bevor Katrin weg ist, hm?«
Ingrid Martensen errötete. »Hast
du uns etwa belauscht?«
»War nicht nötig«, entgegnete er,
»ihr habt ja laut genug geschrieen.«
Mit einem Mal wurde seine Frau ganz
still. Es war ihr unangenehm, dass er mitbekommen hatte, wie sie über die Männerbekanntschaften
ihrer Tochter dachte. Es hatte ihr rein gar nicht gefallen, wie Katrin sich mit
jedem dahergelaufenen Typen eingelassen hatte. Wie eine Hure. Dabei war doch klar,
worauf die Jungs aus waren.
Außer diesem mittellosen Lehrer,
mit dem sie sich in letzter Zeit öfter getroffen hatte. Der war nur hinter Katrins
Geld her, da war sich Ingrid Martensen sicher.
Das Haus neben der Gastwirtschaft sah heruntergekommen aus. Der Putz
blätterte an mehreren Stellen ab und die einfach verglasten Holzfenster wirkten
undicht.
Thamsen beäugte das ausgeblichene
Namensschild und drückte dann den kleinen schwarzen Klingelknopf. Ein leises Scheppern
ertönte im Inneren des Hauses. Nachdem es verklungen war, blieb es still. Thamsen
blickte auf seine Uhr und schellte erneut.
Eigentlich hatte er erwartet, Jan
Schmidt zuhause anzutreffen. Der Verdächtige arbeitete in der ortsansässigen Tischlerei.
Das hatte Haie Ketelsen ihm jedenfalls erzählt.
Aber es war Freitagnachmittag. Da
machten viele Handwerker bereits mittags Feierabend. Nur Jan Schmidt schien nicht
zu denen zu gehören.
Er stieg in seinen Wagen und fuhr
die Dorfstraße hinunter. An der Kreuzung zur B5 musste er an der Ampel anhalten.
Eine lange Schlange Autos fuhr Richtung Niebüll. Hauptsächlich Sylturlauber, die
auf dem Weg zur Autoverladung waren. Endlich wurde es Grün und er konnte die Bundesstraße
überqueren.
Die Tischlerwerkstatt
wirkte auf den ersten Blick verlassen. Vermutlich sollte er recht behalten und die
Handwerker waren bereits im Wochenende. Als er jedoch die Klinke der Eingangstür
herunter drückte, war diese nicht verschlossen.
Die Arbeitsstätte wirkte verwaist.
Der Boden war bereits gefegt, die Lichter über den Werkbänken ausgeschaltet.
»Hallo«, rief er, um sich bemerkbar
zu machen. Als er keine Antwort erhielt, trat er ein. »Hallo?«
Es musste noch jemand da sein. Er
hörte Stimmen. Und unter dem Spalt einer Tür im hinteren Teil des Raumes sah er
einen Lichtstrahl.
Vorsichtig schlängelte er sich zwischen
den Arbeitsplätzen hindurch in den hinteren Bereich.
»Gib es doch zu. Du hast das Haus
von Heiko angezündet.«
»Bist du verrückt? Wieso sollte
ich denn. War doch dein Nebenbuhler.«
»Ach, du warst nicht hinter Katrin
her, was?«
»Na und? Wer war das nicht?«
Thamsen lauschte dem wütenden Schlagabtausch
zweier Männer. Die eine Stimme kam ihm bekannt vor, aber er konnte sie keinem Gesicht
zuordnen. Bei dem anderen musste es sich um Jan Schmidt handeln. Da war er sich
sicher. Auch wenn er dem jungen Mann noch nie begegnet war, aber wer außer ihm hatte
Grund, sich in der Tischlerei um Katrin Martensen zu streiten? Oder waren noch mehr
Freunde der Ermordeten hier
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