Nordfeuer - Kriminalroman
Feuerwehr hatte das Feuer zwischenzeitlich
unter Kontrolle.
»Ich weiß nicht«, bemerkte Jörgensen,
als Thamsen neben ihn trat, »aber irgendwie ähnelt dieser Brand dem von der Grundschule.
Nur diesmal lebt das Opfer noch.«
Ein ähnlicher Gedanke war Thamsen
auch schon gekommen. Fehlte nur noch, dass auch wieder Benzin als Brandbeschleuniger
benutzt worden war. Er traute sich jedoch nicht danach zu fragen.
Am Vormittag hatte er Erk Martensen auf die Polizeidienststelle gebeten.
Er wollte ihn unter vier Augen noch einmal zu den Männerbekanntschaften seiner Schwester
befragen, die er angedeutet hatte. Ohne die Anwesenheit des dominanten Vaters erhoffte
Thamsen sich detailliertere Informationen über die Freundschaften von Katrin Martensen.
Es war kurz nach zehn Uhr. Erk Martensen
war zu spät. Oder hatte er die Verabredung vergessen?
Er wählte die Handynummer, die der
Bruder der Ermordeten ihm gegeben hatte. Eine freundliche Stimme teilte ihm jedoch
mit, dass der gewünschte Teilnehmer zurzeit leider nicht erreichbar sei. Wahrscheinlich
kein Netz da draußen im Koog, dachte er und suchte in seinen Unterlagen nach der
Festnetznummer der Eltern.
»Hier ist der Bericht der KTU.«
Sein Kollege trat an seinen Schreibtisch
und reichte ihm das Dokument. Eilig blätterte Thamsen zwischen den Seiten, bis er
gefunden hatte, wonach er suchte.
»Hab ich mir doch gedacht. Wieder
Benzin. Das ist unter Garantie ein anderer.«
»Wie?« Der Polizist konnte ihm nicht
folgen.
»Na der Brandstifter«, erklärte
Thamsen. »Das sind zwei unterschiedliche Täter.«
»Und wenn er nun gestern einfach
nichts anderes zur Hand hatte, um den Brand zu legen?«
Dieses Argument würden selbstverständlich
auch die Husumer Kollegen wieder vorbringen. Dabei waren für Thamsen die Taten ganz
offensichtlich unterschiedlich motiviert. Allerdings war ihm noch nicht ganz klar,
wie Heiko Stein genau in das Bild passte. Ob er mit Katrin Martensen befreundet
gewesen war?
Er wählte die Nummer der Martensens.
Nach dem dritten Klingeln wurde abgehoben.
»Ja, Thamsen hier. Ist Ihr Sohn
zu sprechen?«
Ingrid Martensen räusperte sich
leicht, ehe sie antwortete.
»Nein, Erk musste heute früh ganz
dringend geschäftlich nach Hamburg. Hat er Ihnen nicht Bescheid gegeben?«
Dirk kratze sich leicht am Kopf.
Erk Martensen hatte ihm gestern zugesichert, mindestens bis zur Beerdigung im Dorf
zu bleiben.
»Wissen Sie denn zufällig, ob Ihre
Tochter mit Heiko Stein befreundet war?«
»Nein.«
Was nein, dachte Thamsen. Wusste
sie es nicht oder war Katrin Martensen nicht mit Heiko Stein befreundet gewesen?
»Katrin und Heiko waren nicht befreundet«,
bemerkte sie leicht gereizt auf seine Nachfrage. Merkwürdig nur, warum dann beide
zumindest beinahe dasselbe Schicksal erlitten hatten. Kaum vorstellbar, dass da
kein Zusammenhang bestehen sollte.
Er verabschiedete sich von Ingrid
Martensen, da von ihr sowieso keine weiteren Auskünfte zu erwarten waren und legte
auf. Er hatte den Hörer noch nicht wieder losgelassen, als sein Telefon läutete.
»Herr Thamsen? Hier ist Marlene.«
12.
»Du kannst unmöglich so Auto fahren.«
Michaela Leuthäuser stand in der
Tür zum Schlafzimmer ihres Bruders und beobachtete, wie er mühsam versuchte, sich
seinen blauen Pullover überzustreifen. »Außerdem bist du krank geschrieben.«
Holger Leuthäuser ließ sich von
ihren Argumenten nicht aufhalten. »Es wird schon gehen«, beruhigte er mehr sich
selbst als seine Schwester.
»Wo willst du denn überhaupt hin?«
Sie hatten
zusammen gefrühstückt, als Holger plötzlich unruhig geworden war. Nach einer Weile
war er aufgestanden und hatte gesagt, er müsse dringend weg.
»Ich kann dich
doch fahren«, bot Michaela ihm an.
»Auf gar keinen Fall.«
Sie musterte ihren Bruder und überlegte,
was diese hektische Unruhe bei ihm ausgelöst haben könnte.
Eigentlich war an diesem Morgen
alles wie immer gewesen. Sie war aufgestanden und nach Lindholm zum Bäcker gefahren.
In dem kleinen Laden in der Dorfstraße,
in dem sich neben dem Bäcker auch noch die Postfiliale befand, hatte reichlich Betrieb
geherrscht. Aufgeregt unterhielten sich die Kunden über den Brand in der vergangenen
Nacht.
»Und schon wieder ein Opfer. Der
Heiko hatte nur Glück, weil die Wienke das Feuer rechtzeitig bemerkt hat.«
»Hat es mit dem Brand zu tun? Kanntest
du den, der da verunglückt ist?«
Sie hatte Holger von den Neuigkeiten
erzählt. Und von dem Schwerverletzten, den
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