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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Abendessen in Aussicht. Du hast doch Hunger, oder?«
    Sie rappelte sich auf, setzte sich rittlings auf ihn.
    »Nur auf dich.«

11
    Die Sonne schien durch das kleine Fenster.
Marlene räkelte sich wohlig, schlug langsam ihre Augen auf. Tom lag neben ihr,
den Kopf in seine Hand gestützt und beobachtete sie.
    »Guten Morgen, meine Hübsche!«
    Er beugte sich über sie und küsste ihren Mund.
    »Womit habe ich dich nur verdient? Dass du noch zu haben
warst – das grenzt ja schon an ein Wunder«, flüsterte sie in sein Ohr.
    Toms Körper versteifte sich plötzlich, er wendete sich von
ihr ab.
    Ganz so war es ja nicht
gewesen. Er hatte ihr nur nie davon erzählt. Als er sie kennengelernt hatte,
war er eigentlich schon in festen Händen gewesen. Noch vor gar nicht langer
Zeit hatte er mit Monika zusammengelebt. Die große Liebe war es nicht gewesen.
Deshalb hatte er sich auch sofort in Marlene verliebt. Ohne nachzudenken, hatte
er sich damals in ein Abenteuer gestürzt und seine Beziehung zu Monika völlig
ausgeblendet. Als Marlene ihm ihre Liebe gestanden hatte, war er nicht in der
Lage gewesen, ihr von seiner Beziehung in München zu erzählen. Und so war es
bis heute geblieben. Manchmal war er kurz davor gewesen, besonders, wenn sie diese
Fragen gestellt hatte. Zum Beispiel, warum er sich eine neue Handynummer
zulegte und eine geheime Festnetznummer beantragt hatte. Er hatte damit
gerechnet, dass seine Exfreundin versuchen würde, ihn zurückzugewinnen.
Schließlich hatte sie bei der Trennung einen riesigen Aufstand gemacht.
Geradezu theatralisch hatte sie mit Selbstmord gedroht. Nachdem er ausgezogen
war, hatte er allerdings nichts mehr von ihr gehört. Sicherheitshalber hatte er
nach einer Woche bei ihrer Freundin angerufen, um sich zu vergewissern, dass
Monika ihre Drohung nicht wahr gemacht hatte. Aber Ulla hatte nur gesagt, es
sei alles in bester Ordnung.
    »Was ist?«, fragte Marlene, etwas verwundert über seine
Reaktion.
    »Nichts. Ich habe nur Kopfschmerzen.«
    Nach dem Frühstück machten sie zunächst einen kleinen
Spaziergang Richtung Strand.
    Scheinbar endlos lag der Kniepsand vor ihnen. Marlene
erklärte ihm, dass es sich hierbei um eine riesige Sandbank handele, die vor
Jahrhunderten bereits an Amrums Westküste angedockt hatte. Zwar sei er bis in
die 60er-Jahre durch einen Priel vom Inselkern getrennt worden, aber zurzeit
bilde er einen bis zu eineinhalb Kilometer breiten Sandstrand, welcher der
gesamten Westküste vorgelagert sei und nahtlos in die Sanddünen der Insel
übergehe.
    »In den nächsten Jahren wird ein Weiterwandern des Kniepsands
um die Amrumer Odde herum erwartet. Das wäre fantastisch, dann würde der
Kniepsand die reichlich gefährdete Nordspitze auf ganz natürliche Weise
schützen.«
    »Also natürliche Sandvorspülungen?«
    »Sozusagen!«

     
    Kommissar Thamsen rieb sich seine brennenden
Augen, als er an der Haustür seiner Eltern klingelte. Es war bereits kurz nach
9 Uhr. Er hatte eine lange Nacht hinter sich.
    Tatortbesichtigung und Zeugenbefragung, anschließend hatte er
auf den Leichenwagen gewartet. In der Dienststelle hatte er mit Staatsanwalt
Niemeyer telefoniert und eine Obduktion beantragt, da ein Tötungsdelikt nicht
ausgeschlossen werden konnte.
    Bis tief in die Nacht hinein hatte er den Tatortbefundbericht
angefertigt, bis er an seinem Schreibtisch eingeschlafen war.
    Anne öffnete die Haustür.
    »Guten Morgen, Papa. Komm, Oma und ich machen gerade Rührei!«
    Sie stürmte vor ihm in die Küche, aus der es nach Kaffee und
frischem Toast duftete. Als er den vorwurfsvollen Blick seiner Mutter auffing,
versuchte er, sich zu verteidigen.
    »Tut mir leid. Wir hatten
einen Leichenfund. Ich …«
    »Nicht vor der Kleinen«, unterbrach sie ihn. »Nimm dir eine
Tasse Kaffee und setz dich hin. Du siehst furchtbar aus.«
    Sie erzählte, dass sie
gestern Abend noch versucht hatte, ihre Exschwiegertochter zu erreichen. Es sei
aber nur Timo da gewesen und der hatte daheim bleiben wollen.
    Während sie redete und redete und Spekulationen über den
Verbleib der Exschwiegertochter äußerte, hatte er jedoch immer nur das Bild
dieses blassen, schmutzig-blauen Gesichts vor Augen.

     
    »Moin!«, begrüßte Haie die Kassiererin vom
SPAR-Laden. Er nahm sich einen Einkaufswagen und schob ihn Richtung
Fleischtheke.
    »Häst all hört? Die haben eine Leiche in der Lecker Au
gefunden!«, flüsterte die Verkäuferin ihm über den Glastresen

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