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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Grasschichten Hemd und Höschen des Kindes stecken. Alles war umsonst!«
    Kommissar Pietsch paffte nervös eine Zigarette.
    »Heute sind wir schlauer«, sagte Heiko Ekinger.
    »Nun kennen Sie unsere Schwierigkeiten, Herr Färber«, sagte Pietsch. »Auch der tote Kutscher hat uns keine Spuren in seiner einfachen Schlafkammer hinterlassen. Sein Tod erscheint uns völlig sinnlos. Dennoch steht er in einem unerklärlichen Zusammenhang mit dem abscheulichen Verbrechen an der kleinen Marion.«
    Ich fühlte, dass er das Interesse daran verlor, in weitere Spekulationen zu verfallen. Auch ich empfand es als überflüssig, an dem rustikalen Holztisch weiterhin vergeblich nachdenken zu müssen. Schließlich hatte ich am nächsten Morgen Unterricht und wurde von meinen Klassen in einer Weise gefordert, die alle, die das Lehr- und Lerngeschäft nicht kennen, bitterböse unterschätzen.
    Um die Runde aufzulockern, sagte ich: »Mein Vetter Hannes hat sich nicht eingekriegt vor Lachen, als der Großstadtzwerg mit seinem Pepitahütchen, von seiner Frau getrieben, den Tod des Kutschers gemeldet hat.«
    Die Beamten lachten.
    »Ein Sonderling«, sagte Heiko Ekinger schmunzelnd.
    »Er war in die Dünen gegangen, um für Stunden seiner nörgelnden Frau zu entkommen«, sagte Pietsch.
    »Haben Sie ihn gefragt, wo er sich aufhielt, als wir die junge Marion suchten?«, fragte ich. »Vielleicht hat er Beobachtungen gemacht, die Ihnen helfen könnten.«
    »Er hielt sich in den Dünen auf«, antwortete Ekinger. »Er hat keine weiteren Vorfälle gemeldet. Wir müssen noch durch eine Wand von Rätseln durch.«
    Auch er wirkte jetzt müde.
    Wir kamen zu dem Schluss, dass Manfred Kuhnert weder zu Fuß noch mit dem Fahrrad, sondern nur mit einer Kutsche das tote Kind zum See-Shop transportiert haben konnte.
    Vor der Kate fanden wir noch einige Bemerkungen über das Wetter, verabschiedeten uns und die Kripobeamten versprachen mir, mich zu informieren, falls sie weitere Erkenntnisse besitzen würden.
    Es war spät, als ich in meinen Wagen stieg und nach Hause fuhr.

7
    Am Nachmittag des darauf folgenden Tages kamen wir vom Einkaufen aus der Stadt zurück. Als ich den Wagen auf der Auffahrt abstellte, rief meine Frau: »Telefon!« Sie beeilte sich beim Aussteigen, denn ihre Eltern waren alt und krank, und jederzeit konnte unser Besuch in Wilhelmshaven notwendig werden.
    Die Kinder stürzten ins Haus, wie immer mit Gebrüll.
    »Erster!«
    »Nein, ich war Erster!«
    Meine Frau hielt mir den Hörer entgegen. Ihr Gesicht lag in ernsten Falten.
    »Dein Kollege Harm«, sagte sie.
    Ich hielt den Hörer an mein Ohr.
    »Was ist, Harm?«, fragte ich.
    »Jupp! Es ist schrecklich! Habbo Stinga ist tot!«
    Die Nachricht traf mich wie ein Schlag. Das Telefon stand auf einem kleinen Tisch, vor dem wir einen geschnitzten Sessel abgestellt hatten, der dekorativ wirkte. Ich musste mich setzen. Aus allen Poren brach mir der Schweiß aus.
    »Nein«, sagte ich so dahin.
    »Verkehrsunfall?«, fragte ich nach einer Pause. Ich werde nie vergessen, wie mich die Auskunft traf, als Harm mit trauriger Stimme sagte: »Selbstmord! Strick! In der Scheune! Der Schlachter fand ihn.«
    Harm schwieg. Ich vernahm nur seinen heftigen Atem. Meine Gedanken liefen rückwärts. Ich sah Habbo vor mir, als er heute Morgen vor seinem Ablagefach im Lehrerzimmer stand und, wie ich annahm, seine Schulbücher dort deponierte.
    Gewiss war Habbo Stinga eigenartig. Ein Riese von Gestalt.
    Ein begnadeter Schachspieler und Hobby-Schafzüchter, der seinen Dienst gewissenhaft versah, aber sich schweigsam im Lehrerzimmer auf seine nächste Stunde vorbereitete. Habbo Stinga war auf Konferenzen nie anklagend oder fordernd in Erscheinung getreten. Auch hatte er nie gefehlt. Mir hatte er unlängst während unseres Kollegiumsausflugs erzählt, als ich zufällig neben ihm gesessen hatte, dass er einige Jahre in Oldenburg an einer Schule unterrichtet hatte, aber die väterlichen Weiden, das geerbte Bauernhaus und das Landleben ihn zurückgerufen hatten. Seine Einladung, ihn zu besuchen, hatte ich immer vor mir hergeschoben. Ich wusste, dass er unverheiratet war, sich Schafe hielt und in der Einsamkeit nahe der Sendestation des Küstenfunks wohnte. Diese Gedanken gingen mir blitzartig durch den Kopf.
    »Er war Junggeselle«, sagte ich, »ich habe ihn um seine Freiheit immer beneidet.«
    »Jupp, sei dankbar, dass du weißt, wofür du arbeitest«, sagte Harm.
    »Hast du Einzelheiten erfahren?«, fragte ich.
    »Nein.

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