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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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hatte, war das Bild höchstwahrscheinlich genau in dem Moment aufgenommen worden, als ein Schlag Malin Anderssons Kopf traf.
    »Bestellt Henrik Kjellander zur Vernehmung ein«, sagte Klint. »Vielleicht weiß er, wer das ist.«
    Fredrik reichte das Bild an Sara weiter. Es fiel ihm schwer, sich davon loszureißen. Ganz links war das Gesicht eines kleinen Jungen mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen zu sehen.

60
     
    Mit stark zitternder Hand strich Henrik Kjellander sich die Haare aus dem Gesicht. Die ernste Atmosphäre im Raum schien ihn bereits aus der Fassung zu bringen, noch bevor sie ihm gesagt hatten, warum er hergebeten worden war.
    Wieder saß Fredrik in dem großen Verhörraum am Ende des Ganges Henrik gegenüber. Diesmal zusammen mit Sara Oskarsson. Henrik schien es etwas besser zu gehen als am Samstag, oder zumindest wirkte er etwas weniger abwesend, was nicht unbedingt das Gleiche sein musste.
    Fredrik legte den grünen Kunststoffhefter mit dem ausgedruckten Foto aus der Überwachungskamera verdeckt auf den Tisch. »Wir wollen Ihnen also ein Bild zeigen«, erklärte er.
    Unruhig betrachtete Henrik die Mappe unter Fredriks Hand. »Jemanden, den Sie verdächtigen?«, fragte er.
    »Das Bild stammt aus einer der Kameras, die mit der Alarmanlage in Ihrem Haus verbunden sind.«
    Henrik sah Fredrik verblüfft an. Es war offensichtlich, dass er den Zusammenhang nicht begriff. Fredrik erklärte ihm die Kontrollfunktion, die Eva entdeckt hatte.
    »Ach so … was ist denn drauf?«
    »Der Täter.«
    Henrik zuckte zusammen. Er schien regelrecht auf der Sitzfläche nach hinten zu springen.
    »Derjenige, der … Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja. Es handelt sich zweifelsohne um den Mörder«, sagte Fredrik. »Die Person wendet der Kamera allerdings den Rücken zu. Man kann ihn oder sie also nicht identifizieren. Jedenfalls sind wir nicht dazu in der Lage. Wir dachten, Sie könnten uns vielleicht helfen.«
    Henrik hob die Hand, als wollte er sich erneut die Haare aus dem Gesicht streichen, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
    »Das Bild ist während des Verbrechens entstanden«, erläuterte Sara. »Uns ist bewusst, dass es äußerst belastend für Sie sein könnte, sich das anzusehen. Man erkennt nicht viel von Malin auf dem Bild, aber trotzdem … Natürlich ist es Ihre Entscheidung, ob Sie sich das Foto ansehen möchten.«
    »Meine Entscheidung?«, fragte Henrik.
    Er holte tief Luft und atmete hörbar durch die Nase aus.
    »Habe ich eine Wahl, ich meine …«
    Er verstummte und sah zuerst Sara und dann Fredrik an.
    »Es könnte entscheidend sein«, sagte Sara.
    Henrik lächelte gezwungen und räusperte sich. »Okay. Bringen wir es hinter uns.«
    Fredrik nickte, zog das Bild heraus und legte es vor Henrik auf den Tisch.
    »Aber«, sagte Henrik unmittelbar und verstummte dann.
    Er blickte Fredrik und Sara an und wandte sich wieder dem Bild zu.
    »Das ist doch … das ist doch Maria. Ich meine, es ist jedenfalls ihr Sweatshirt. Jetzt kapiere ich überhaupt nichts mehr. Es kann doch nicht Maria sein?«
    Nein, Maria konnte es nicht sein, dachte Fredrik, sie hatten die Ermittler bereits ausgeschlossen. Es konnte nicht Maria sein. Vorausgesetzt, die Angaben der Nachbarin waren korrekt.
    Henrik lachte auf.
    »Oder wie? Es ist doch absurd. Das ist doch unmöglich!«
    Vorsichtig fuhr er mit den Fingerspitzen über das Bild, als könnte die Berührung ihm mehr verraten.
    »Sie kann es ja gar nicht sein«, murmelte er.
    »Sind Sie sicher, dass das ihr Sweatshirt ist?«, fragte Sara.
    »Ja«, antwortete er mit größter Selbstverständlichkeit. »Seit sie bei uns ist, hat sie es mehrmals getragen. Man kann es auf dem Foto nicht so gut erkennen, aber es ist rosa … und diese Buchstaben … Ja, das ist es. Vorne hat es einen Reißverschluss.«
    Aber wenn das nicht Maria ist, dachte Fredrik, warum hat die Mörderin dann ihr Sweatshirt an?
    »Wann haben Sie sie zuletzt darin gesehen?«
    »Nein!«, brüllte Henrik.
    Der plötzliche Ausbruch ließ Fredrik und Sara zusammenzucken.
    »Nein, nein, nein«, nun wimmerte Henrik. Er beugte sich über den Tisch und strich neben den entsetzten Augen seines Sohnes sanft über die linke Bildkante.
    »Nein, nein, nein.«
    Seine Augen füllten sich mit Tränen, und aus seiner Stimme war die Verzweiflung deutlich herauszuhören.
    »Er lebt ja noch. Sehen Sie, er lebt noch.«

61
     
    Fünfzehn Minuten später standen Fredrik und Sara im Büro von Göran Eide. Der Himmel über dem verglasten

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