Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
ermitteln.« Er griff nach seiner Brille. »Was haben wir noch?«
Rasch überflog er seine Notizen.
»Ach, genau! Der vorherige Hausbesitzer! Wie weit bist du mit dem?«
Er sah Fredrik an.
»Er war am Freitag bis Viertel nach sieben bei der Arbeit. Ungefähr zehn seiner Kollegen können das bestätigen. Mit zweien habe ich persönlich gesprochen. Im Übrigen hat er gesagt, dass er Henrik bei der Übergabe sämtliche Schlüssel überlassen hat.«
»Dann können wir ihn streichen.« Göran vertiefte sich in seine Unterlagen. »Die Passagierlisten haben bislang nichts wirklich Interessantes ergeben. Wir überprüfen weiterhin alle Personen, die die Insel verlassen. Das Personal der Destination Gotland notiert ab sofort die Autokennzeichen von allein reisenden blonden Frauen. Ich hoffe, das funktioniert. Von Hotels und Jugendherbergen sind einige Hinweise gekommen, aber keine heiße Spur.
Er blätterte um.
»Da Eva nicht da ist, werde ich den technischen Bericht vortragen, soweit er mir vorliegt. Der Schuh, der in der Diele einen Abdruck hinterlassen hat, stammt von der Marke Vans. Es handelt sich um einen einfachen Stoffslipper mit Gummisohle. Bei der Durchsuchung der Wohnung von Stina Hansson haben wir keine Schuhe dieses Typs gefunden. Kollegen, Freunde und Nachbarn haben angegeben, sie nicht in solchen Schuhen gesehen zu haben.«
Göran hielt kurz inne und setzte sich zum ersten Mal seit Beginn der Besprechung.
»Am Holzstapel bei den Briefkästen hat Eva einen weiteren Abdruck gesichert, der wahrscheinlich vom selben Schuhtyp stammt, aber nur schwach zu erkennen ist. Trotzdem deutet das darauf hin, dass Evas Vermutung zutrifft, die Mörderin habe das Haus von diesem Versteck aus beobachtet. Auch das Shampooprofil des Haarbüschels haben wir erhalten. Es könnte von Stina Hansson stammen, aber wie ihr wisst, zählt das in einer Gerichtsverhandlung nicht als Beweis. Wir müssen abwarten, ob sie die DNA analysieren können, aber das wird sicher noch einige Tage dauern.
Die Tür ging auf, und alle drehten sich um. Mit einem grünen Kunststoffhefter in der Hand kam Eva herein.
»Entschuldigt die Verspätung.« Sie schnappte nach Luft. Offenbar war sie die Treppe hochgelaufen.
»Ich bin gerade den technischen Bericht durchgegangen«, sagte Göran. »Gibt es etwas Neues?«
»Ja, ich habe hier etwas Interessantes.« Sie hielt den Ordner hoch. »Ein Bild vom Täter.«
Es wurde mucksmäuschenstill im Raum. Gebannt verfolgten alle, wie Eva einen Ausdruck auf glänzendem Fotopapier aus dem Hefter zog und Göran überreichte. Der Kripoleiter betrachtete ihn konzentriert und gab ihn nach einer Weile an den Staatsanwalt weiter.
»Ich habe den Tipp bekommen, dass manche Alarmanlagen mit Kameras über eine interne Kontrollfunktion verfügen«, berichtete Eva, während Klint das Bild unter die Lupe nahm. »Auch wenn die Anlage nicht eingeschaltet ist, nehmen die Kameras einmal in der Minute ein Standfoto auf und speichern es. Sobald die Alarmanlage aktiviert wird und wieder bewegliche Bilder filmt, werden die Standbilder gelöscht, oder besser gesagt überschrieben. Es gibt keine Funktion im Menü, mit der man sich diese Fotos ansehen kann, aber mit ein bisschen Unterstützung vom Hersteller ist es mir dennoch gelungen, an sie heranzukommen.«
»Ist dieses hier das einzige, das du hast?«, fragte Göran.
»Nein«, erwiderte Eva, »aber nur auf diesem ist die Täterin zu sehen.«
»Jetzt haben wir also einen genauen Zeitpunkt«, stellte Göran fest. »Ich nehme an, du hast überprüft, ob die Zeitanzeige an der Alarmanlage richtig eingestellt war?«
»Ja, das habe ich«, sagte Eva lächelnd.
Fredrik bekam das Bild nach dem Staatsanwalt. Unten rechts waren Datum und Uhrzeit angegeben, 18:36.23 Uhr. Die gesamte Diele mit der Haustür im Hintergrund war zu sehen. In der Mitte stand jemand in einer hellen Jacke oder einem hellen Pulli mit Kapuze und beugte sich über Malin Andersson. Die Kapuze saß auf dem Kopf. Haare und Gesicht waren nicht zu erkennen, aber es handelte sich ganz offensichtlich um eine Frau. Die Schultern waren schmal, die Hüften breiter, und in der gebückten Haltung hatte der Hintern eine Form, die zumindest Fredrik keinem Mann zuschreiben würde. Die Farbqualität war schlecht, der Ausdruck bläulich-lila. Vermutlich war die Jacke oder der Kapuzenpullover hellgrau oder möglicherweise rosa. Auf dem Rücken stand in gut zehn Zentimeter großen Buchstaben NYU. Da die Person beide Arme ausgestreckt
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