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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Hauptsache, du erzählst es nicht weiter.«
    »Ging es um Lena? Weil sie möglicherweise MS hat?«
    »Du weißt das?«
    »Ja, Lena hat letzte Woche angerufen.«
    »Aha.«
    Es war ja klar. Wie hatte er so dumm sein können zu glauben, dass sich die Frauen nicht längst ausgetauscht hatten?
    »Ich hätte ihn anrufen sollen«, meinte er. »Sie haben wohl heute die Ergebnisse bekommen. Oder hast du mit Lena telefoniert?«
    »Nein.«
    »Vielleicht warte ich lieber bis morgen. Was meinst du?«
    »Ja, vielleicht.«
    Ninni sah ihn ernst an. Fredrik legte sein Besteck auf den Teller. Er wusste, woran sie dachte. Sie konnte sich leicht ausmalen, wie es Gustav und Lena jetzt ging. Sie hatte es selbst erlebt. Hatte auf Ergebnisse und auf Fortschritte gewartet, von denen niemand wusste, ob sie jemals kommen würden.
    »Vielleicht hat sie gar nichts«, sagte er. »Das könnte doch auch sein.«
    »Stimmt.« Sie zwang sich zu einem Lächeln.

63
     
    Das weiße Steinhaus, das vor einem Waldstück und nur ein paar Hundert Meter vom Meer entfernt lag, wirkte streng und spartanisch. Es hatte einen rechtwinkligen Anbau und schlichte hellbraune Fensterrahmen.
    Auf dem ganzen Weg von Visby dorthin hatte es geschüttet. So nah am Wasser klatschte der Regen mit jedem Windstoß seitlich gegen das Auto. Fredrik, Sara und Göran eilten in den Heimathof. Es waren nur wenige Schritte, dennoch hatte Fredrik danach das Gefühl, seine Kleidung wäre völlig durchnässt.
    Er wischte sich einige Regentropfen von der Stirn und sah sich im Saal um. Obwohl die Veranstaltung erst in fünfzehn Minuten beginnen würde, hatten sich bereits drei Personen auf den Stühlen niedergelassen. Sie saßen in der vorletzten Reihe. Alle drei waren um die sechzig. Hoffentlich war das ein gutes Zeichen. Sie hatten befürchtet, dass das schlechte Wetter viele davon abhalten würde, das Haus zu verlassen.
    Zwei Kollegen, Gunilla Borg und Leif Knutsson, waren ebenfalls bereits da, sie waren vor etwa einer Stunde gekommen, um bei den praktischen Vorbereitungen behilflich zu sein. Drei Zivile und zwei Polizisten in Uniform, mehr Beamte hatte Göran in Anbetracht der nicht nur positiven Einstellung der Fåröer zur Polizei nicht hier haben wollen.
    Der Regen strömte vom Dach und prasselte in einen schmalen Graben, der sich an der Längsseite des Gebäudes gebildet hatte. Motorengeräusche auf dem Hof übertönten den Regen, und kurz darauf war von draußen Gemurmel zu hören. Die Tür ging auf, und nasse Gummistiefel bewegten sich quietschend über den Boden.
    Plötzlich fiel Fredrik ein, dass er noch immer nicht bei Gustav angerufen hatte. Er musste sich unbedingt bei ihm melden. Gustav war nun schon seit zwei Tagen nicht zur Arbeit erschienen. Er sah auf die Uhr. Jetzt war es zu spät. Schließlich konnte er das Telefonat nicht mittendrin abbrechen, weil die Veranstaltung begann. Aber danach würde er gleich anrufen, versprach er sich selbst. Diese Versammlung konnte ja nicht länger als eine halbe Stunde dauern, vielleicht eine Stunde, je nachdem, wie die Dinge sich entwickelten.
    »Seltsame Preisgestaltung«, stellte Sara fest.
    Sie zeigte auf einen Zettel am Schwarzen Brett. Fredrik sah genauer hin. Es handelte sich um eine Preisliste für die Vermietung des Heimathofs. Man zahlte fünfhundertfünfzig Kronen pro Tag und bei größeren Feierlichkeiten zweitausend Kronen für drei Tage.
    »Vielleicht geht es bei Hochzeiten hoch her. Jede Menge Scherben«, flüsterte Fredrik.
    Am Schwarzen Brett hingen ältere Zeitungsberichte über die Ingmar-Bergman-Woche und die Kartoffelkloßmeisterschaft auf Fårö. Ein und derselbe hatte dreimal in Folge den Titel geholt. Beim letzten Mal hatte er einundzwanzig Kartoffelklöße in sich hineingestopft.
    Zehn Minuten später saßen alle Gäste aufgereiht vor der kleinen Bühne, und Göran hatte die Veranstaltung eröffnet, nachdem er dem Vorsitzenden des Heimatvereins die Gelegenheit gegeben hatte, ein paar einleitende Worte zu sprechen. Letzteres unterstrich in den Augen der Fåröer möglicherweise Görans Legitimität. Fredrik zählte siebenundvierzig Personen. Angesichts von fünfhundertfünfzig Einwohnern gar nicht so schlecht. Die meisten waren über fünfzig, aber es waren auch einige Teenager gekommen. Mit anderen Worten, es war genau wie bei jedem normalen Vortrag.
    Göran berichtete kurz von der Familie Andersson/Kjellander und erwähnte, ohne übermäßig ins Detail zu gehen, die Vorgeschichte mit den sich steigernden

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