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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Sara folgte ihm. Hinter ihrem Rücken murmelte eine Stimme ein leises Hallo. Als sie sich umdrehte, sah sie Maria gerade noch durch die Tür verschwinden. Sie wandte sich wieder Henrik zu. Er setzte ein verkrampftes Lächeln auf.
    »Nun. Wie sollen wir es denn machen?«, fragte er.
    Sara blickte sich um.
    »Ist Ellen da drin?« Sie zeigte auf das Schlafzimmer.
    »Ja.«
    »Wir fragen Ellen nach ihrer Meinung.«
    »Okay.«
    Sara ging zur Schlafzimmertür, die nur angelehnt war. Vorsichtig öffnete sie sie, warf einen Blick über ihre Schulter und sah, dass Henrik stehen geblieben war.
    »Kommen Sie?«
    »Ach so«, sagte er, »ich dachte …«
    »Ich will Sie auch dabei haben.«
    Sara betrat das andere Zimmer. Ellen saß auf dem gemachten Bett und hielt ein Halmaspiel in Miniaturformat auf dem Schoß. In allen sechs Ecken steckten Figuren. Es sah eher danach aus, als hätte sie mit dem Spielbrett und nicht mit Maria gespielt.
    »Hallo, Ellen«, sagte Sara.
    Ellen blickte auf.
    »Hallo.«
    »Du erinnerst dich doch an mich?«
    Ellen nickte langsam und überdeutlich.
    »Prima. Ich dachte, du, dein Papa und ich könnten uns ein bisschen unterhalten.«
    Ellen sah Sara fragend an.
    »Sollen wir nach drüben in das andere Zimmer gehen, oder möchtest du lieber hierbleiben?«
    »Lieber hier.«
    »Gut, dann machen wir es so.«
    Sara rückte den einzigen Stuhl im Raum ans Bett und setzte sich. Henrik ging in die Hocke.
    »Sie können sich einen Stuhl holen, wenn Sie wollen«, schlug Sara ihm vor.
    »Es geht schon.« Er lehnte sich an die Wand.
    »Ist das dein Halma?«, begann Sara.
    »Das ist kein Halma, das ist ein Fuchsspiel.« Ellen hielt die Kanten des Spiels fest umklammert.
    »Stimmt«, sagte Sara. »Da habe ich mich geirrt.«
    Sie stellte noch ein paar Fragen zu dem Spiel, dann unterhielten sie sich ein bisschen über die Fähren vor dem Fenster, und schließlich lenkte sie das Gespräch zu dem Tag, an dem die fremde Frau vor der Schule gehalten hatte und Ellen zu ihr ins Auto gestiegen war.
    Ellen wirkte etwas mürrisch.
    »Könntest du mir davon erzählen?«
    »Was denn?«
    »Wie es war. Worüber ihr geredet habt.«
    Ellen seufzte. »Ich habe Kaugummi bekommen, ich durfte auf ihrem Nintendo spielen, und dann musste ich den ganzen Weg zurück zur Schule laufen«, sagte sie, ohne Luft zu holen, und wiegte währenddessen ihren Kopf hin und her.
    »Genau das wollte ich hören.«
    Ellen nagte an ihrer Unterlippe.
    »Sie wollte sich ein Kätzchen kaufen, aber sie konnte die Fähre nicht finden.«
    »Ein Kätzchen von Fårö?«
    Ellen stieß sich mit den Füßen ab und rutschte rückwärts auf dem Bett nach hinten. Sie fummelte an dem Spiel herum. Einige der roten und schwarzen Figuren lösten sich aus den Einstecklöchern und fielen auf die Tagesdecke.
    »Einmal, als wir mit Papa auf der Fähre waren, hat er seine Kamera vergessen. Wir mussten den ganzen Weg zurückfahren, um sie zu holen. Papa war wahnsinnig wütend. Er hat ganz laut gebrüllt: Scheiße, verdammte Scheiße! Das hat er geschrien.«
    »Was ist dann passiert?«, fragte Sara in neutralem Ton.
    »Ich habe Angst bekommen und angefangen zu weinen.«
    Sie blickte verstohlen auf, als hätte sie eigentlich nicht davon erzählen wollen. Dann strahlte sie plötzlich. »Aber dann hat Papa angehalten und gesagt, dass er nicht böse auf mich ist.«
    Sara hörte, wie Henrik hinter ihrem Rücken seine Haltung veränderte.
    »Da hast du dich bestimmt besser gefühlt«, sagte Sara.
    »Ja.«
    »Es kann einem Angst machen, wenn jemand so wütend wird.« Sara lächelte Ellen an. »Manchmal ist das richtig unheimlich.«
    »Ja.«
    »Ich habe auch manchmal Angst, wenn Leute böse werden.«
    Ellen kicherte. »Nein«, sagte sie. »Polizisten haben doch keine Angst.«
    »Denkst du, Polizisten fürchten sich nie?«
    »Nein. Sie sind mutig.«
    »Da hast du recht«, sagte Sara. »Hin und wieder braucht man Mut. Ich glaube aber, dass es manchmal auch gut ist, ein bisschen Angst zu haben. Wenn man sich nie fürchtet, kann man auch nicht mutig sein. Hast du darüber schon mal nachgedacht? Mutig ist man ja, wenn man etwas tut, obwohl es einen davor graust.«
    Ellen beugte sich zu Sara vor. »Dann bin ich auch mutig gewesen«, sagte sie zufrieden.
    »Wann war das?«
    »Als ich in Fårösund zur Schule kam.«
    »Das war mutig von dir«, sagte Sara. »Meistens ist es unangenehm, wenn man etwas Neues anfängt.«
    Ellen machte ein pfiffiges Gesicht. »Und als ich im Schwimmkurs untertauchen

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