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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Oskar Schmied zögerte, seine Nachfolge zu regeln, erstaunte nicht. Es passte zu ihm. Er leitete das Geschäft seit Jahren von der Seniorenresidenz aus.
    Es gab keinen Grund, dies seltsam oder unpassend zu finden, denn Oskar Schmied erlebte einen neuen Frühling. Aus unerfindlichen Gründen waren die Geschäfte mit den asiatischen Interessenten auf Anhieb gelungen. Oskar Schmied war nur kurz auf Reisen, er säte, wo er wollte, und nun erntete er. Das waren seine Worte.
    Das musste ein anderer machen, das hätte Lebeau nie gekonnt. Er hatte immer zu den Schweigern gehört, aber durch Schweigen kamen keine Geschäfte zustande.

    Weissen schlug in die Luft und machte einige ungelenke Hüpfer. Remi Weissen hatte sich immer schwerfällig bewegt, aber er war ausdauernd. Die vielen Jahre Tennis hatten nichts daran verändert. Er war auf seine Art ein wilder Kämpfer.
    Vor Jahren hatten sie einander bis zur Erschöpfung umhergejagt, doch dies hatte sich langsam und für beide kaum merklich verändert. Beweglichkeit und Schnelligkeit hatten abgenommen. Max Lebeau hatte angefangen, zu laufen. Er hatte sich gewundert, dass er nicht viel früher in seinem Leben darauf gekommen war. Er rannte stundenlang der Aare entlang, und immer öfter kam es vor, dass er keine Lust hatte, auf den Tennisplatz zu gehen.
    Weissen musste oft schon kurz nach Beginn aufgeben, wegen einer Verletzung, einer Verstauchung, wegen einer Überdehnung im Fußgelenk, einem Nerv im Rücken oder unerklärlichen Schmerzen in den Schultern. So verbrachten sie immer mehr Zeit in der Tennis-Bar als auf dem Tennisplatz.
    Lebeau machte sich manchmal Sorgen um seinen Kollegen. Er hatte viel Kraft, ungeheuer viel Kraft, doch die schien nicht gut kanalisiert.

    »Dieser Federico ist wieder aufgetaucht, der Enkel von Oskar«, hatte er Max erzählt.
    Sein Gesicht war ernst. »Federico ist plötzlich der Liebling des Großvaters, dabei ist er nichts als ein kleiner Angeber«, hatte Weissen gesagt und gezwungen gelächelt. »Aber er hat klare Vorstellungen von seinem zukünftigen Leben.«
    Max Lebeau schaute Remi Weissen an. War er nicht schon fast zu alt für die Leitung der Firma?
    Wenn Oskar Schmied sich in den nächsten Jahren zurückzog, dann war sein Enkel Federico im richtigen Alter für diese Aufgabe. Es war ein Familienbetrieb. Man würde eine Generation überspringen, weil der Nachfolger mit dem richtigen Erbgut erst in der übernächsten zu finden war.
    »Klare Vorstellungen? Was meinst du damit?«
    Weissen zeigte sich ungerührt. »Er hat Oskar mitgeteilt, dass er sich im Familienbetrieb engagieren möchte. Seine Sturm- und Drang-Jahre seien vorbei. Ich glaube nicht daran. Federico gehört zu der Sorte Männer, die ihr Leben lang nicht daraus herauswachsen. So sehe ich das und ich habe so etwas Ähnliches schon vor Jahren von Oskar selber gehört. Inzwischen sieht er das offensichtlich anders.«
    Remi Weissen verzog sein Gesicht. »Er ist begeistert von den Plänen seines Enkels. Der möchte die Geschäfte ausdehnen. Nach Indien, in die arabischen Länder. Überall dorthin, wo man rasch zu Geld kommt.«
    »Traust du ihm das zu?«
    Weissen schwieg lang, bevor er antwortete; er musste offenbar zuerst darüber nachdenken, ob er mit Lebeau teilen wollte, was ihm dabei durch den Kopf ging.
    »Erfolgreiche Geschäfte? Das vielleicht schon, aber nicht für gerade Geschäfte. Federico, so scheint es mir zumindest, ist geboren für krumme Sachen. Aber der Großvater will das nicht sehen, er ist nur erleichtert, dass die Firma in der Familie bleibt.«
    Weissen schwieg einen Moment.
    »Vielleicht kann er das auch gar nicht mehr. Wobei …«, Weissen starrte in die Luft, »dieser Oskar Schmied ist ein Phänomen, der hat eine ungeheure Energie. Ich bin sicher, der bleibt uns noch eine Weile erhalten.«
    Plötzlich schien er zu merken, was er da gesagt hatte. »Für die Firma, meine ich«, setzte er hinzu.

    Geboren für krumme Sachen , hatte Weissen gesagt.
    Lebeau hatte ihn ähnlich eingeschätzt. Federico Meier war ein verschlagener Kerl gewesen. Wenn Lebeau etwas von ihm begriffen hatte, dann war es diese zur Schau getragene Gewissheit, dass ihm nichts Unangenehmes mehr passieren konnte in seinem Leben. Sein Triumphgehabe war unerträglich. Ich habe eure Spiele durchschaut. Die Welt gehört mir!
    Es war widerlich, und er hatte es zu weit getrieben. Die Tatsache, dass er es riskiert hatte, die Firma seines Großvaters zu ruinieren, hatte ihn als kleinen, geldgierigen

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