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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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nicht.«
    Sie zeigte ihm auf einem alten Globus, was sie dort alles sehen wollte. Und auf diesem Globus stand Terra incognita. Sie erklärte ihm, was das bedeutete.
    Leider fehlte das Geld, so mussten sie die Reise verschieben. Man könne auch zuerst Kinder haben und verreisen, wenn sie groß sind, fand sie. Terra incognita. Dieses Wort würde er nie vergessen. Vielleicht weil damals der antike Globus vom Tisch fiel, als er sie so stürmisch küsste. Die Reparaturkosten waren an ihn gegangen.
    Er trat näher ans Fenster und versuchte, durch das Laubwerk der Bäume zu schauen, zu den Gleisen.
    Merkwürdig, diesen Teil der Stadt kannte er nicht.
    Er ging durch den Raum, öffnete die Tür, warf einen Kontrollblick in den Korridor, trat hinaus und zog sie vorsichtig hinter sich zu.
    Auf dem Weg zum Lift stellte er fest, dass die Tür zu Sylvia Brändlis Büro nun geschlossen war. Sie war es also gewesen, die er gehört hatte.
    Er zögerte einen Moment.
    Musste man sich anmelden, wenn man den Auftrag hatte, sich etwas umzusehen? Und abmelden, wenn man es hinter sich hatte? Welche Regeln gab es in diesem Haus?
    Da schlug ihm eine umwerfend süße Duftwolke entgegen. Erschrocken klemmte er sich die Nase zu und ergriff die Flucht.
    Dieses Parfüm verhieß ein klebriges Spinnennetz von komplizierten Fragen, ausschweifenden Erklärungen und die reine Unmöglichkeit, sich aus dieser Not zu befreien.

5 Der leere Papierkorb
    Max Lebeau hing in Gedanken dem Gespräch mit Remi Weissen nach. Er faltete das Frottiertuch und legte es in seine Trainingstasche. Dann setzte er sich wieder hin, um die Schuhe anzuziehen.
    Remi war längst weg. Er duschte lieber zu Hause.
    Kein Wunder hatte er keine Sympathien für Federico gehabt. Keiner mochte ernsthafte Konkurrenz. Es war auch viel mehr als bloß Konkurrenz gewesen. Remi Weissen war auf verlorenem Posten gewesen, seit Federico aufgetaucht war. Aber das war vorbei.
    Eines Tages würde Remi sein Chef sein, doch das konnte noch lang dauern. Oskar Schmied wirkte unverwüstlich.
    Max Lebeau zog den Reißverschluss der Tasche zu, erhob sich und suchte nach dem Autoschlüssel.
    Während des Spiels hatte er sich plötzlich daran erinnert, wie er seine alten Notizen in einer Aufwallung von Wut und Frustration zerrissen und in den Papierkorb geworfen hatte. Ein lächerliches Verhalten.
    Doch nun fing es an, ihn zu beunruhigen.
    Frau Conchita würde den Inhalt des Papierkorbs in einen Abfallsack leeren. So wie sie es immer tat.
    Lebeau schloss sein Büro nie ab. Wozu auch.
    Frau Conchita würde das tun, nachdem sie aufgeräumt und geputzt hatte.
    Max Lebeau wünschte sich, er hätte andere Gewohnheiten angenommen, regelmäßig Protokolle lesen und die Bürotür hinter sich abschließen, zum Beispiel. Die stand immer offen, bis Frau Conchita kam.
    Als er über den Parkplatz des Tennis-Centers ging, wusste er, was er zu tun hatte. Die Sache ließ ihm keine Ruhe.
    Was war nur in ihn gefahren, dass er die alten Sitzungsnotizen einfach in den Papierkorb geworfen hatte.

    Der Parkplatz der Firma war leer, und im Haus war es dunkel und still.
    Max Lebeau blieb in der Eingangshalle stehen. Er wunderte sich über die Ruhe. So spät hielt er sich sonst nie in diesem Haus auf.
    Das Licht der Straßenlampe fiel genau auf die Vitrine. Die Miniaturen schimmerten wie ein kostbarer Schatz mitten in der Halle. Wie ein Altar, ging es ihm plötzlich durch den Kopf. Überrascht stellte er fest, wie die Stille ihn berührte. Um diese Zeit war es friedlich in diesem Haus.
    Lebeau musste sich gewaltsam in Erinnerung rufen, warum er nochmals zurückgekommen war.
    Von Unruhe getrieben, eilte er die Treppen hinauf und durch den Korridor. Die Tür zu seinem Büro war abgeschlossen, wie immer, wenn Frau Conchita wieder weg war. Er machte Licht.

    Sein Papierkorb war leer.
    Lebeau ließ sich auf seinen Sessel fallen und legte die Hände über seine Augen. Er begriff den Grund seiner Unruhe nicht.
    Natürlich, er hatte in jener unseligen Sitzung seine Idee skizziert.
    Was konnten diese Notizen verraten, wenn jemand nach Hinweisen suchte? Wer würde überhaupt danach suchen?
    Wenn das einer versuchte, dann dieser junge, dünne Polizist mit den hellwachen Augen. Er hörte sich leise aufstöhnen.
    Die Papierkörbe wurden jeden Abend vom Reinigungsdienst geleert. Der Inhalt seines Papierkorbs lag wahrscheinlich längst irgendwo auf einer Entsorgungsstelle, zusammengedrückt, zerkrümelt und vollständig unlesbar.
    Doch sein Büro

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