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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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regelrecht, um ebenjenem Tanzpartner zu entgehen; denn obwohl sie nicht hoffen durfte, nicht zu hoffen wagte, daß Mr. Tilney sie ein drittes Mal auffordern würde, kreisten doch ihre Wünsche, Hoffnungen und Pläne um nichts Geringeres. Jede junge Dame wird in solch schwerer Stunde mit meiner Heldin fühlen, denn jede junge Dame hat irgendwann ähnliche Gefühlsstürme durchlebt. Jede war schon einmal, oder wähnte sich zumindest einmal, das Opfer von Nachstellungen, von denen sie nichts wissen wollte; und jeder war schon einmal um die Aufmerksamkeit von jemandem zu tun, von dem sie sehr viel wissen wollte. Sobald sie mit den Thorpes zusammentrafen, begann Catherines Leidenszeit; sie wurde zapplig, wann immer John Thorpe in ihre Richtung sah, verbarg sich so gut wie möglich vor seinen Blicken, und wenn er sie ansprach, tat sie, als hätte sie nichts gehört. Die Kotillons waren vorüber, die Reihentänze formierten sich schon, und noch immer keine Spur von den Tilneys. »Erschrick nicht, meine liebste Catherine«, wisperte Isabella ihr zu, »aber ich werde allen Ernstes wieder mit deinem Bruder tanzen. Es ist unerhört, ganz meine Meinung. Ich habe ihm gesagt, daß er sich schämen sollte, aber du und John müßt uns Gesellschaft leisten. Beeil dich, meine Liebste, Beste, und komm uns nach. John ist gerade weggegangen, aber er kommt sicher gleich wieder.«
    Catherine hatte weder Zeit noch Lust, zu antworten. Die anderen entfernten sich, John Thorpe war noch nicht außer Sicht, und sie glaubte sich schon verloren. Um jedoch nicht den Eindruck zu erwecken, sie würde ihn beobachten oder gar auf ihn warten, hielt sie den Blick starr auf ihren Fächer gerichtet; und sie verwünschte sich gerade für die Torheit,jemals angenommen zu haben, in einem solchen Gedränge könnte sie halbwegs rechtzeitig auf die Tilneys treffen, als sie sich von keinem anderen angesprochen und erneut zum Tanzen aufgefordert fand als von Mr. Tilney selbst. Mit welchem Eifer, welchem Leuchten in den Augen sie einwilligte, mit welch wohligem Herzklopfen sie ihm zur Tanzfläche folgte, kann sich jeder leicht denken. John Thorpe entronnen zu sein (und mit so knapper Not, wie ihr schien!) und von Mr. Tilney aufgefordert zu werden, sobald er ihrer ansichtig wurde, als hätte er sie eigens zu dem Zweck gesucht! – das Leben schien ihr keine größere Seligkeit bereithalten zu können.
    Kaum hatten sie sich jedoch einen Platz in der Reihe gesichert, als Catherines Aufmerksamkeit von John Thorpe in Beschlag genommen wurde, der hinter ihr aufgetaucht war. »Nanu, Miss Morland«, sagte er, »was hat das zu bedeuten? Ich dachte, Sie und ich würden miteinander tanzen.«
    »Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, Sie haben mich ja nie aufgefordert.« »Sie sind gut, alles, was recht ist! Ich hab Sie aufgefordert, sowie ich in den Saal kam, und wollte Sie grade vorhin wieder auffordern, aber kaum hab ich mich einmal umgedreht, waren Sie weg! – ein verflixt schäbiger Trick, das muß ich sagen. Ich bin schließlich nur hier, um mit
Ihnen
zu tanzen, und ich könnte schwören, daß Sie mir seit Montag versprochen waren. Doch, ich weiß es genau, ich hab Sie gefragt, als Sie im Foyer auf Ihren Umhang gewartet haben. All die Tage erzähl ich meinen sämtlichen Bekannten jetzt schon, daß ich mit dem hübschesten Mädel im ganzen Saal tanzen werde, und wenn Sie auf einmal mit einem anderen antreten, steh ich vor ihnen allen als Hanswurst da.«
    »Aber nein; sie würden niemals auf
mich
schließen, nach so einer Beschreibung.«
    »Beim Himmel, wenn sie das nicht tun, dann sind sie solche Holzköpfe, daß sie hochkant aus dem Saal geschmissen gehören. Wer ist der Bursche da bei Ihnen?« Catherine befriedigte seine Neugier. »Tilney«, wiederholte er. »Hmm, kenne ichnicht. Macht aber keine üble Figur, der Mann – nicht schlecht gebaut. Braucht er vielleicht ein Pferd? – Ein Freund von mir, Sam Fletcher, hat eins zu verkaufen, das jedem taugen muß. Ein mordsmäßig schlauer Gaul für die Straße – und nur vierzig Guineen. Hat mich mächtig in den Fingern gejuckt, ihn selber zu kaufen, denn das ist ein Grundsatz von mir: nie ein gutes Pferd ungekauft lassen, wenn eins zu haben ist, aber für mich wär er nichts, ich brauch was für die Jagd. Ein richtig gutes Jagdpferd, dafür zahle ich jeden Preis. Drei Stück hab ich zur Zeit, die besten, die je einen Reiter getragen haben. Nicht um achthundert Guineen würde ich sie hergeben. Fletcher und ich wollen uns

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