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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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nicht mehr als ihre privilegierte Persönlichkeit.
    Es war eine Vielzahl von Fragen, mit denen sie Miss Tilney bestürmte; aber so rege arbeiteten ihre Gedanken, daß sie, nachdem ihre Erkundigungen beantwortet waren, kaum eingehender Bescheid wußte als zuvor – darüber, daß Northanger Abbey zur Reformationszeit ein reichbegütertes Kloster gewesen und nach seiner Auflösung an einen Vorfahren der Tilneys gefallen war, daß ein großer Teil des alten Gemäuers noch zum heutigen Wohntrakt gehörte, auch wenn der Rest eine Ruine war, oder daß es in einem Talgrund lag, von Norden und Osten her eingefaßt von eichenbestandenen Hängen.

III. KAPITEL
    Vor lauter Glück fiel es Catherine kaum auf, daß zwei oder drei Tage vergangen waren, ohne daß sie Isabella mehr als einige wenige Minuten gesehen hatte. Es kam ihr erst zu Bewußtsein, als sie eines Vormittags mit Mrs. Allen durch die Trinkhalle spazierte und es nichts zu sagen und auch nichts zu hören gab; da fehlte ihr das Geplauder der Freundin plötzlich, und kaum hatte sie ein fünfminütiges Verlangen nach ihr verspürt, als die Ersehnte schon erschien, sie zu einer geheimen Unterredung zitierte und voranging zu einem Sitzplatz. »Das ist mein Lieblingsplätzchen«, sagte sie, als sie sich auf einer Bank zwischen den Türen niederließen, von der aus man einen leidlich guten Blick auf alle hatte, die zu einer der beiden hereinkamen, »es ist so schön abgeschieden.«
    Catherine, die Isabellas Augen wie in angespannter Erwartung unaufhörlich von einer Tür zur anderen gleiten sah und an die vielen Male denken mußte, da sie fälschlich der Schelmerei bezichtigt worden war, hielt die Gelegenheit für günstig, ihrem Ruf einmal gerecht zu werden, und sagte spitzbübisch: »Keine Bange, Isabella, James muß gleich hier sein.«
    »Pah, meine Liebste, Beste«, gab diese zurück, »halte mich nicht für so einfältig, daß ich ihn immerzu an meinem Rockzipfel festbinden wollte. Es wäre grauenhaft, wenn wir ständig zusammensteckten; wir würden uns vor allen zum Gespött machen. Da fährst du also nach Northanger! – ich freue mich unglaublich für dich. Es ist eines der prächtigsten alten Bauwerke in England, nach dem, was ich höre. Ich bestehe darauf, daß du es mir in allen Einzelheiten beschreibst.«
    »Ich werde es dir so genau beschreiben, wie es mir nur möglich ist. Aber nach wem hältst du Ausschau? Kommen deine Schwestern noch?«
    »Ich halte nach gar niemandem Ausschau. Irgendwo muß man schließlich hinschauen, und du kennst ja diese alberne Marotte von mir, irgendeinen Punkt zu fixieren, wenn ich in Gedanken hundert Meilen weit weg bin. Ich bin unglaublich abwesend; ich glaube, ich bin das abwesendste Geschöpf auf Gottes Erdboden. Tilney sagt, das ist ganz typisch für eine bestimmte Art von Persönlichkeit.«
    »Aber ich dachte, du wolltest mir etwas erzählen, Isabella?«
    »Ach ja, ganz genau. Siehst du, das ist auch wieder so ein Beweis. Mein armer Kopf! Es war mir völlig entfallen. Also, die Sache ist die, ich habe gerade einen Brief von John bekommen – du wirst dir denken können, was darin steht.«
    »Nein, ich habe keine Ahnung.«
    »Mein Herzblatt, nun zier dich doch nicht so grauenerregend. Wovon sollte er schreiben außer von dir? Du weißt doch, daß er bis über beide Ohren in dich verliebt ist.«
    »In
mich
, liebste Isabella?«
    »Also wirklich, meine süße Catherine, sei nicht absurd! Bescheidenheit ist schön und gut, aber eine kleine Prise ganz simpler Ehrlichkeit schadet manchmal auch nicht. Mir würde es nie in den Sinn kommen, so überspannt zu sein. Du willst wohl mit aller Gewalt Komplimente einheimsen. So wie er dir den Hof gemacht hat, hätte es selbst einem Kind auffallen müssen. Und noch eine halbe Stunde, bevor er aus Bath abgereist ist, hast du ihn ganz unmißverständlich ermutigt. Das schreibt er in seinem Brief; er hat dir mehr oder weniger einen Antrag gemacht, schreibt er, und du hast es in der freundlichsten Weise aufgenommen, und jetzt will er, daß ich seine Werbung vorantreibe und dir alle möglichen hübschen Dinge sage. Du siehst, es nützt dir gar nichts, die Ahnungslose zu spielen.«
    Catherine beteuerte mit der ganzen Vehemenz der Wahrhaftigkeitihr Erstaunen über einen solchen Vorwurf; es habe sie nie auch nur der leiseste Gedanke daran gestreift, daß Mr. Thorpe in sie verliebt sein könnte, womit ja wohl ausgeschlossen sei, daß sie ihn jemals habe ermutigen wollen. »Und irgendwelche

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