Nosferas
einsperren, damit er uns nicht hinterherläuft?«, begehrte Luciano auf und sah sie flehend an.
Ivy schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Nein, das kann ich nicht. Tut mir leid.«
Franz Leopold machte eine wegwerfende Handbewegung. »Macht euch wegen des Wolfs keine Gedanken. Wir nehmen die Herausforderung an und sind großzügig zu euch. Euer Haustier darf euch begleiten. Wenn die Glocken von Santa Francesca Romana morgen die dritte Stunde einläuten, beginnt der Wettlauf.«
»Wen wirst du mitnehmen?«, erkundigte sich Ivy.
»Karl Philipp natürlich«, antwortete Franz Leopold. Sein älterer Vetter trat an seine Seite und nickte knapp. »Und dann, hm, Anna Christina?«
Seine Cousine schreckte aus ihren Gedanken hoch. »Was soll ich?«
»Uns zur Engelsburg begleiten«, klärte Franz Leopold sie auf, als ginge es nur darum, einen anderen Raum in der Domus Aurea aufzusuchen. »Es geht um unsere Familienehre!«
»Das ist mir egal!«, rief sie und strich sich mit einer Bürste sorgfältig durch ihre Lockenpracht. »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mir für so einen wahnwitzigen Einfall die Röcke beschmutze und womöglich die neue Spitze zerreiße?«
Luciano wandte sich ab. »Macht das unter euch aus. Mir ist es egal, wen du mitnimmst. Der Wettstreit beginnt mit dem dritten Glockenschlag!« Er fasste Ivy und Alisa bei den Ellenbogen und führte sie hinaus. Seymour folgte ihnen. Sein Schwanz peitschte unruhig hin und her und die Ohren zuckten nervös. Er schien begriffen zu haben, dass es um eine große Sache ging. Und sie schmeckte ihm gar nicht!
»Sie muss mit!«, bestimmte Karl Philipp. Er fauchte seine Cousine an.
»Gar nichts muss ich!«, gab diese zurück und beugte sich über den Fächer aus Schwanenhaut, den sie mit schwarzen Lilien bemalte.
»Ach, die Familienehre ist dir also nichts wert? Du glaubst nicht, dass wir denen endlich unsere Überlegenheit beweisen müssen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Muss ein Adler einer Ratte zeigen, dass er über ihr steht? Du hättest dich gar nicht erst auf diesen Wettkampf einlassen sollen. Aber wenn es für euer männliches Ehrgefühl sein muss, dann geht halt zu zweit. Ihr schafft doch wohl dieses Pack mit seinem Wolf!«
»Ja, schon«, sagte Franz Leopold, »aber die Bedingung heißt drei gegen drei. So etwas muss man einhalten.«
Plötzlich schlenderte Malcolm heran. »Da gebe ich dir recht. Bei einem Ehrenhandel müssen sich beide Seiten an die beschlossenen Regeln halten. Du hast unsere Familie nicht beleidigt. Wenn ihr noch einen dritten Wettstreiter braucht, kann ich mich also anbieten. Wir halten uns ebenfalls lieber von den anderen fern. Was natürlich nicht heißt, dass ich deine Aussage unterstütze! Selbst wenn ich durchaus der Meinung bin, dass es bessere und schlechtere Familien gibt, würde ich eure nicht zu denen rechnen, denen eine Führungsrolle zusteht.«
»Und warum bietest du uns dann deine Unterstützung an?«, wollte Franz Leopold wissen.
»Oh, nur des fairen Wettkampfs wegen. Drei gegen drei, so lautet die Regel. Ich wäre also nur der Ersatzspieler, der dem Ausgang des Kampfes mit Interesse, aber ohne Leidenschaft entgegensieht.«
»Danke nein, wir brauchen dich nicht«, lehnte Franz Leopold ab. »Unsere Familie wird die anderen allein besiegen!«
Karl Philipp nickte zustimmend. Er packte seine Cousine hart am Arm und schüttelte sie, dass der Fächer zu Boden fiel. »Du wirst uns begleiten. Spar dir deine Zicken, die kannst du dir danach wieder leisten. Morgen jedoch wirst du mit uns kommen und diesen Würmern beweisen, wie tief sie unter uns stehen.«
Anna Christinas Eckzähne schoben sich über die Unterlippe und glitzerten gefährlich im Lampenschein. »Lass mich los!«
»Du musst es tun«, bedrängte sie nun auch Franz Leopold. »Du solltest dich allerdings umziehen. Mit diesem Ungetüm von einem Kleid wärst du uns nur im Weg!«
»Also gut, aber nun lasst mich in Ruhe!« Sie warf ihnen einen hochmütigen Blick zu, bückte sich nach ihrem Fächer und rauschte hinaus.
Karl Philipp zog seinen Vetter in ein kleines steinernes Gelass und angelte drei Holzknüppel hinter einem alten Steinsarg hervor. Er grinste böse, während er einen der glatt polierten Knüppel in seine Handfläche klatschen ließ.
»Ich wusste, dass der Tag kommt, an dem uns diese hübschen Teile gute Dienste leisten werden. Komm, nimm dir einen. Wir werden ihnen auflauern und sie für eine Weile ins Land der Träume schicken! Ich freue mich
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